Sonntag, 29. Juni 2014

Tag 47: Col de Crie - Le Mont Pinay

Die Nacht war im Bezug auf das Knie etwas besser als ich dachte.  Die Pause in Taizé hat wohl doch ganz gut getan.  
Das Wetter sah heute früh viel freundlicher aus als gestern und das motivierte uns, denn wer will schon bei schlechtem Wetter über die Berge?!
Wir liefen lange und teilweise steil bergauf und konnten hübsche und weiter Aussichten genießen. 
Wir überquerten ein paar Bäche und stiegen immer höher.
Kurz vor der Spitze des Berges St. Rigaud befindet sich die Pilgerquelle, die vorwiegend Rheumaschmerzen lindern und Unfruchtbarkeit heilen soll.  Ich war etwas betrübt, dass sich eine Pilgerquelle nicht auf Pilgerleiden spezialisiert,  hielt aber dennoch mein Knie unter das laufende Wasser.  Ich trank auch etwas davon,  da ich nicht wusste,  auf welchem Wege die Heilung stattfinden sollte.
Danach bewiesen wir uns selbst,  wie hartgesotten wir sind und stiegen die letzten Meter zur Spitze des Berges empor.  Laut unserem Führer ist dieser Weg etwas für die hartgesottenen, in Wirklichkeit waren es nur 400 Meter und mäßig steil (und in Wirklichkeit trug Johannes vorsichtshalber meinen Rucksack für diese Meter). 
Oben gibt es einen Aussichtsturm, da Bäume die Sicht versperren, wenn man unten steht. Wir stiegen die Treppen hoch und konnten in alle Himmelsrichtungen in die Ferne blicken; Was für ein Glück,  dass der Himmel gerade nicht so bewölkt war.
Als wir wieder herabliefen, bastelte ich ein Kreuz aus zwei Stöckern und stellte es zu den zahlreichen Kreuzen,  die schon um die Quelle herum aufgebaut waren- Denn wer weiß,  vielleicht ist auch das Kreuz der Heilungsgarant bei so einer Quellenheilung...
Wir liefen den Berg wieder herunter und in den Ort Propières,  wo wir in einem Raum hinter der Kirche rasteten, weil es dort Steckdosen gab.
Wir wechselten hier wieder auf die Landstraße und liefen 2 km nach les Écharmeaux.  Auf dem Jakobsweg wären wir fast doppelt so weit und zudem hinab in ein Tal und wieder bergauf gegangen und das fanden wir recht überflüssig. 
Im Ort sollte es laut des neuen Führers, dessen Übersicht wir uns in Cluny abfotografiert hatten, einen Campingplatz geben. 
Da wollten wir hin,  auch wenn es heute dann eine sehr kurze Etappe wäre. Der Weg nach le Cergne ist,  da es ja über Berge geht, zu weit und gefährlich für mein Knie (da muss ich ja nichts riskieren, trotz Heilungsquelle).
Den Campingplatz im Ort gibt es leider nicht und es gab ihn auch nie. Je 2-3 km vor und hinter uns waren welche,  aber beide liegen auf Umwegen im Tal und darauf hatten wir keine Lust.
Also beschlossen wir  weiterzulaufen und zu gucken,  ob es Häuser auf der Strecke gibt oder nicht.  Im Führer steht etwas von einem Ort,  den wir aber bisher auf keiner Karte finden konnten.
Zur Not zelten wir im Wald, dachten wir uns,  denn wenn es nirgendwo Häuser gibt,  gibt es auch wenig Menschen zwischen 21 und 7 Uhr, die uns erwischen und verhaften können.
Wir liefen über Wanderwege und seit dem Col de crie ist jede Kreuzung voller Wegweiser.  Es führen etliche Wanderwege über diese hübschen Berge. Wir trafen hin und wieder sogar Wanderer.
Mein Knie schmerzte irgendwann wieder sehr und als wir endlich zwei Häuser erreichten, die wohl den Ort le mont Pinay darstellen,  war dort niemand anzutreffen.
Wir warteten etwas und überlegten uns,  was wir tun sollten.
Da sahen wir einen Mann auf ein parkendes Auto zugehen und sprachen ihn und die Fahrerin an.
Der Mann lud uns ein, nach le Cergne zu laufen,  da hätte er eine Hütte,  in der wir schlafen können (ob es privat wäre oder eine offizielle Übernachtungsgelegenheit gegen Bezahlung ist,  weiß ich nicht), aber ea waren noch mindestens 8 km bis dahin.
Es war schon relativ spät und meinem Knie wollte ich das nicht antun.
Ich habe Angst,  die ganze Reise zu riskieren,  wenn ich über meine Grenzen zu sehr überstrapaziere.Die Frau empfahl uns deswegen ein Haus in etwa 500m Entfernung.  Das sei ein Grundstück,   wo nur am Wochenende jemand sei und das wäre wohl auch erlaubt (weil es keinen Zaun gibt oder so).
Wir haben nicht alles genau verstanden, aber dass wir da hin können war das Wichtigste. Ich hoffe,  im Gefängnis glauben die uns, wenn wir von zwei Fremden erzählen, die uns das erlaubt haben.
Als wir das Grundstück erreichten sah man, dass hier wohl öfter Gruppen zusammenkommen. Es gab eine große Lagerfeuerstelle mit Bänken, eine kleine Hütte mit Bar, Holzterrasse und Tischen.  Wir setzten uns,  ruhten uns aus, fühlten uns etwas illegal und aßen zu Abend.
Dies bestand aus unseren kläglichen Resten,  da wir heute nur an geschlossene Läden geraten sind.
Wir hatten einen Rest Brot, ein Minipäckchen Lachsaufschnitt, ein klein wenig Käse, zwei Tütchen Ketchup und eine Hand voll Cashewkerne. Es war nicht viel,  aber es reichte, um nicht hungrig ins Bett zu müssen.
Allerdings war das Wasser knapp, weil wir es lange nicht auffüllen konnten.
Später stellten wir unsere unser Zelt  auf die Holzterrasse, da wir keine ebene Fläche auf der Wiese gefunden haben und es ganz gemütlich wirkte. Einige Sachen konnten wir dann in die Barhütte stellen,  um etwas mehr Platz im Zelt zu haben.
Und wir waren ganz froh,  dass es heute Abend trocken war.

2 Kommentare:

  1. Auf diesen Führer bin ich auch schon zweimal hinsichtlich eines Campingplatzes in Les Écharmeaux hereingefallen. Bei meiner dritten Wanderung erst habe ich die Sache durchschaut: Der Campingplatz befindet sich nicht Les Écharmeaux sondern in Poule-les-Écharmeaux...

    Ich fühle mit Dir!

    Michael

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  2. Hallo,
    Poule-les-Écharmeaux hat eine eigene Spalte mit eigenem Campingplatzkreuzchen.
    Es muss ein Tippfehler sein, wir haben im Buch auch noch andere entdeckt, die in der Tabelle vom Weg ab Lyon anders stehen.

    Aber es sind auch nur Menschen, die den Führer erstellen und bei den vielen Kreuzen kann man schon durcheinanderkommen...

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