Dienstag, 3. Juni 2014

Tag 20: Perl - Ste Marguerite

Um Punkt 7 wurden wir heute früh aus dem Schlaf gerissen: Die Kirchenglocken nehmen ihren Dienstbeginn sehr ernst.
Wir packten unsere Sachen und Johannes lief zurück zur Post, während ich bei der Pizzeria wartete und hoffte, dass wir heute eine Möglichkeit zum waschen finden würden.
Es dauerte einige Minuten, bis mir einfiel, dass ich meinen Kopf einfach in den Brunnen hinter mir stecken könnte. Den hatte ich doch schon längst bemerkt. Ein großes Becken mit grünbemoosten Steinen war es, aber das Wasser sah sehr klar aus und es roch auch nicht. Also los. Mit frischen bzw. wenigstens nassen Haaren fühle ich mich immer gleich besser und sauberer. 
Bis zur Grenze war es nicht weit. Wir traten aus einem Park und hatten einen weiten Blick ins Tal auf Luxemburg, Frankreich und Deutschland. Wir stapften den Weinberg hinunter und ich freute mich auf Frankreich. Jetzt wird sich bald zeigen, wie viel französisch ich noch sprechen kann und ich hoffe, dass es in den Wochen im Lande wieder deutlich besser wird.
Wir liefen an der Straße entlang in den ersten Ort. Den Weg zur Mosel haben wir irgendwie verpasst, weil er nicht ausgeschildert ist (für Kenner: Wir sind nicht über Schengen gelaufen).
Wir fanden den Fluss aber doch noch und machten eine lange Pause am Wasser. Baden ist hier verboten, also nix mit waschen. Aber ist auch nicht so wild, die Mosel ist für die Körperhygiene vielleicht ohnehin nicht das beste Gewässer. An einer Steinmauer sitzend und die Füße zum Wasser baumelnd saßen wir da und beobachteten viele kleine Fische, die am flachen Ufer umherschwommen und ab und zu aus dem Wasser hüpften, so als wollten sie ihre Feinde über dem Wasser provozieren.
Sierck-les-Bains ist ein alter Ort, wir haben einige alte, gut erhaltene Bauwerke und Häuser gesehen, alle mit Infotafeln versehen, auf denen auf deutsche Texte standen. Dieses Örtchen habe ich genossen, weil es so viel zu entdecken gab.
Von da aus liefen wir in einen Wald und an einem Flüsschen entlang, von dem ich hoffte, dass wir eine Stelle zum baden finden würden. Ich wurde nicht enttäuscht: Ein kleiner Wasserfall lief in ein großes, tiefes Becken. Ich brauchte nicht lange, um Johannes zu überzeugen, dass das hier unsere Badewanne ist.
Wir warteten noch kurz, bis ein Radfahrer sich verzogen hatte, der in der Nähe unserer Badestelle am Ufer herumlief und dann gingen wir rein. Unsere Unterwäsche ließen wir an und wuschen die gleich mit.
Das Wasser war herrlich! Eiskalt zwar, aber klar und erfrischend.
Wir steckten die Köpfe unter den Wasserfall und fühlten das Gewicht des Wassers, das uns über den ganzen Körper schoss.
Wir blieben hinterher noch eine ganze Weile am Ufer und grüßten die beiden Wanderpilger, die an uns vorbeizogen. 
Der weitere Weg führte uns durch den Wald, parallel zu diesem schönen Fluss. Wir fanden leckere Walderdbeeren und es hätte alles perfekt sein können. Wenn es nicht plötzlich angefangen hätte zu regnen und der Himmel gar nicht daran dachte, es bei einem kleinen Schauer zu belassen. Wir mussten unter unsere Ponchos flüchten und durch den Regen laufen.
Im nächsten Ort setzten wir uns in eine Kirche und zapften eine Stunde lang Strom für unsere Elektronik ab, denn der Akku meiner Kamera war schwach und ich wollte nicht riskieren, dass sie aufgibt. Und wir wissen ja nicht, wann wir wieder einer Steckdose begegnen.
Mit der Bandage am Knie kann ich zwar besser laufen, aber blöderweise scheuert sie an einer Stelle so, dass ich richtige Wunden am Oberschenkel habe, die zwischendurch sogar bluten. Na, wenn schon, denn schon, wie?!
Leider wurde das Wetter nicht besser. Irgendwann schüttete es so stark, dass wir uns unter dem Dach einer Hütte unterstellten und warteten, bis das Schlimmste vorüber war.
Wir merkten, dass wir heute bei weitem nicht so weit gekommen waren wie erhofft und planten, im nächsten Minidorf unser Wasser auffüllen zu lassen und dann noch ein paar Kilometer zu laufen.
Das Dörfchen war schnell erreicht und weil es nur aus wenigen Häusern bestand, klingelten wir gleich an der ersten Tür. Hier parkten sogar deutsche Autos.
Eine Frau kam heraus und bat uns, zum Nachbarhaus zu gehen, sie würde mit den Wagen rüberkommen.
Wir wurden in die Küche geführt und füllten die Flaschen auf. Es gab einen extra Wasserhahn für gefiltertes Trinkwasser.
Wir bekamen angeboten, im Garten zu zelten, lehnten aber ab, weil wir ja noch ein paar Kilometer laufen wollten und es auch noch nicht so spät war (etwa 18.15 Uhr). Auch wenn es schön gewesen wäre, kein Versteck für das Zelt suchen zu müssen.
Wir erfuhren, dass wir in einem Seminarhaus waren. Deswegen auch die große Küche und so.
Wir fragten noch nach günstigen Handytarifen bevor wir weiterlaufen wollten, weil wir überlegen, uns eine Simkarte zu holen. Wir wurden zum Mann der Köchin geschickt, der am anderen Ende des Geländes sein sollte. Dieser war nicht mehr da und als wir zurückkamen, begegneten wir einem älteren Herrn im Flur, der uns ein bisschen ausfragte und schließlich überzeugte, zu bleiben. Und zwar nicht im Zelt, sondern in einem eigenen Zimmer mit Dusche und einem warmen Essen - Das konnten wir ja gar nicht ausschlagen!
Wir durften uns ein Zimmer aussuchen und bestaunten es ausgiebig. Nach dem duschen und einer Runde am Kamin wurde gegessen. Der Hausbesitzer und ein Ehepaar saßen mit uns am Tisch, es gab Nudeln mit einer köstlichen Hacksauce, Salat und Wein.
Als der Abend sich dem Ende neigte, zogen Johannes und ich noch durch das Haus, um die anderen Zimmer anzuschauen. Eines war schöner als das Andere!
Überall waren kleine Kunstwerke aus der eigenen Werkstatt, viel aus Mosaik und überall fand man Bücher. Dieses Haus ist so stimmungsvoll!
Ich musste nach unserer Runde noch mal los, um ein paar Bilder zu machen.
Danach gingen wir schlafen, in einem richtigen Bett- das genießen wir jetzt immer doppelt, weil wir ja nicht wissen, wann das nächste kommt.

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