Freitag, 27. Juni 2014

Tag 45: Taizé - Sainte Cécile

Heute morgen war das Wetter zum weiterwandern denkbar schlecht: Es regnete und sah zudem ziemlich gewittrig aus.
Also machten wir uns nach dem Frühstück (und nachdem ich 40 Minuten auf Johannes gewartet hatte,  weil wir ja getrennt essen müssen) unter unseren Ponchos auf den Weg in den Regen. 
Zuerst liefen wir wieder auf dem Fahrradweg, der Voie verte und bogen irgendwann auf einen Wanderweg ab. Unter einer Eisenbahnbrücke fanden wir Schutz vor dem Regen und killten unsere kleinen Lunchpakete aus Taizé. Mittags erreichten wir Cluny und das dummerweise genau in der Mittagspause aller Geschäfte. Auch die Stände auf dem Marktplatz wurden gerade abgebaut. Auf dem Boden fand ich aber noch zwei kleine Paprika und eine Aprikose, die wohl heruntergefallen waren und die niemand aufheben wollte. 
Wir setzten uns vor die Touristeninformation, weil wir da auf jeden Fall reinmussten. Hier soll es ein gutes Heft  für Pilger geben mit Informationen zu Unterkünften und co.
Wir haben die 10 € dann aber nicht investiert,  sondern nur drei Seiten abfotografiert.  Eine Übersicht über Einkaufsmöglichkeiten und Campingplätze.
Die detaillierten Informationen brauchen wir nicht,  da wir bisher gut ausgekommen sind mit campen auf Campingplätzen und in Gärten/ Dörfern. 
Nachdem wir im Supermarkt unsere Vorräte aufgefüllt hatten,  liefen wir einen Berg herauf und sahen ein Gewitter anrücken.  Es war noch trocken,  aber Blitz und Donner folgten in kurzen Abständen,  es konnte also nicht mehr lang dauern, bis es losging. Wir bogen glücklicherweise nach links ab, wo der Himmel noch etwas freundlicher aussah und entkamen so dem Regen für kurze Zeit.
Es ging über Felder und Hügel und am Wald entlang. Irgendwann regnete es so stark,  dass wir uns in den Wald verzogen und warteten, dass der Regen nachließ.  Hier erwies sich der Poncho als viel praktischer als eine Regenjacke-Regenhosenkombi, weil ich mich komplett mit Rucksack daruntersetzen konnte und alles trocken blieb (an alle aus dem Pilgerforum: ich bin fast offiziell zum Poncho konvertiert).
Als das Wetter etwas freundlicher wurde,  zogen wir weiter und streichelten lange Zeit 4 Esel.
Im nächsten Örtchen angekommen sahen wir auf der gegenüberliegenden Hügelseite schon unser für heute angepeiltes Ziel Sainte Cécile und wir sahen auch viele dunkle Wolken, die nichts gutes verhießen.
Es dauerte eine Weile, bis wir im Ort angekommen waren und wollten uns gerade auf die Suche nach einer Möglichkeit unser Zelt aufzustellen machen, da begann es zu regnen und zu hageln- so stark, dass wir sogar unter dem Vordach der Kirche noch eine Menge Regen abbekamen. 
Wir warteten und froren und wurden in einer Regenpause von einer Frau angesprochen, die uns helfen wollte.  Sie führte uns zu einer neuen Pilgerherberge,  aber es war niemand zu Hause und reserviert hatten wir ja auch nicht.  Sie überlegte, wo wir unterkommen und wo sie uns ggf. hinfahren könnte. Wir wollten eigentlich nur unser Zelt irgendwo hinstellen und auch nicht mit dem Auto irgendwo hin und morgens von da aus weiterlaufen (in dem Falle hätte uns ein gutes Stück Weg gefehlt).
Als die Frau das verstanden hatte (es ist nicht immer leicht, sich auf französisch verständlich auszudrücken), wirkte sie etwas gekränkt,  weil wir uns nicht von ihr fahren lassen wollten und lief zurück zur Kirche. Es fing gerade wieder an zu regnen und vielleicht erweichte das ihr Herz,  denn sie drehte sich um und bot uns Ihren Garten an. Kurz darauf meinte sie,  dass wir auch im Haus schlafen könnten und sie brachte uns dahin. Das Haus wird gerade renoviert und wir haben es erst nach ein paar Minuten verstanden: Sie wohnt hier gar nicht und wir würden das Haus für uns allein haben!
Hier soll bald eine Ferienwohnung oder so entstehen und sie entschuldigte sich mehrfach,  dass es durch die Renovierungsarbeiten nicht ganz sauber war.
Dabei waren wir noch total platt,  denn wir hatten ein richtiges Bett,  eine Dusche,  Küche und so weiter. Wahnsinn!
Die Madame klärte mit der Nachbarin,  dass wir morgen den Schlüssel bei ihr abgeben können und fuhr weg, weil sie noch etwas vorhatte. Wir bezogen unser Haus und genossen unser Glück.  Draußen legte das Gewitter richtig los und der Regen klatschte mit aller Kraft an die Fenster.  Es ist zwar nicht schön, bei solch einem Wetter zu wandern, aber es öffnet einem vermutlich so manch eine Tür, die bei gutem Wetter verschlossen geblieben wäre. 

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