Dienstag, 17. Juni 2014

Tag 34: Grancey-le-château - Poiseul-les-Saulx

Da wir heute keinen Campingplatz ansteuern können und uns eine Wiese suchen müssen, schliefen wir etwas länger. Wir wuschen unsere Haare unter dem eiskalten Wasser und liefen zur Bäckerei im Ort, in der wir uns Apfeltaschen und Cola zum Frühstück kauften.
Vor dem Dorfbrunnen frühstückten wir und beobachteten die Kinder an der Dorfschule.
Heute liefen wir endlich wieder viel durch Wald, vorbei an einer alten Kirche und einer sehr langen Mauer, die über einige Kilometer Wald von Wald trennte.
Wir erreichten in einer Pause endlich, dass wir neue Pilgerausweise bekommen. Johannes Freundin aus Trier wird sie persönlich abholen müssen und wird sie uns dann nach Taizé schicken. Dort werden wir in einer Woche sein und einige Tage bleiben.
Es ging weiter bergauf und bergab und nachdem wir bei einer Pause belustigt beobachtet hatten, wie ein großer LKW erfolglos versuchte, einen schmalen, steilen und kurvigen Feldweg hochzufahren, liefen wir an der Landstraße weiter, um ein bisschen Strecke abzukürzen.
Mit meinem Knie läuft es seit kurzem tagsüber wieder schlechter und da versuchen wir gern, etwas abzukürzen.
In Poiseul-les-Saulx fanden wir auf dem Dorfplatz nicht nur einen Wasserhahn mit 2 Steckdosen, sondern auch das erste Refugio auf der Strecke. Ein kleines Häuschen mit großem Ofen, Tisch und Stühlen. Ein altes Backhaus, das heute Pilgern Schutz bietet und in dem man auch schlafen darf. Wir lasen im Gästebuch, dass hier Pilger über Nacht bleiben und beschlossen spontan, das auch zu tun.
Es war zwar erst kurz nach 15 Uhr und wir hätten noch gut die 7 km bis zum eigentlichen Ziel laufen können, aber das Häuschen ist so niedlich und es ist endlich mal wieder ein Dach über dem Kopf.
Also blieben wir dort. Unsere Etappenplanung (die nur darin besteht, ungefähr an der Etappenzahl des Führers zu bleiben) bringt das auch nicht durcheinander, weil wir das morgen und übermorgen ausgleichen. Und wir finden, dass wir ruhig tun sollten, wonach uns ist, auch wenn wir eigentlich noch laufen könnten.
Kaum hatten wir beschlossen zu bleiben, kam ein Mann und feuerte den Ofen an. Wie sich herausstellte war das aber bloß Zufall. Am Wochenende soll hier gebacken werden und da muss der Ofen über ein paar Tage langsam aufgeheizt werden.
Wahrscheinlich werden wir heute Nacht aber abgesehen vom Geruch nicht viel davon haben, denn es ist wirklich nur ein kleines Feuerchen, dass da brennt.
Da wir kaum noch Vorräte haben, besorgte ich ein Fahrrad und Johannes fuhr fast 11 km bis zum nächsten größeren Ort, um einzukaufen. Er freute sich auf das Radfahren und 20 km sei ja nicht weit. Er kam völlig geplättet zurück, hatte ein paar mal schieben müssen und versucht, per Anhalter zurückzukommen.
Aber etwas Spaß gemacht hat es glaube ich trotzdem.
Wir aßen ein herrliches Abendessen mit frischem Baguette, Mayonnaise, Wurst von der Theke und oben drauf Gurken mit Zwiebelsalz. Hinterher gab es Apfel-Erdbeermus und Banane mit Schokolade.
Als es langsam dämmerte, entzündeten wir die bereitgestellte Kerze und es wurde richtig gemütlich im der Hütte. Strom, Wasser und eine Toilette gibt es ja nicht, deswegen war das Kerzenlicht alles, was wir hatten.
Ich schrieb einen Eintrag in das ausliegende Gästebuch und wir bekamen noch einen Stempel von Bürgermeister. Das ist der Mann, der sich um den Ofen und generell um das Häuschen kümmert.
Wir putzten unsere Zähne am Brunnen des Dorfplatzes im gemütlichen Licht der umliegenden Häuser. Dieses Dorf hat einen besonderen Zauber und wir sind froh, hiergeblieben zu sein.
Auch wenn morgen alles was wir haben nach Rauch riechen wird.
In dem Häuschen gibt es Bänke, die an die Wand geschraubt sind und ich habe ein paar Stühle, die glücklicherweise dieselbe Höhe haben, an die Bank herangeschoben und schon hatte ich wieder ein relativ gemütliches Bett.

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