Samstag, 7. Juni 2014

Tag 24: Metz - Vandières

Heute früh kamen wir kaum aus den Federn.  Das Wetter war zwar toll, aber das Zelt auch sehr gemütlich.
Wir packten unsere Sachen, bezahlten und wollten uns ins Gästebuch eintragen.  Da ich keinen Überblick über die Daten habe (denn was zählt das auf einer solchen Reise schon?), musste ich nachfragen und hörte,  dass heute der Geburtstag meiner allerbesten Freundin ist.  Ich überließ das Gästebuch seinem Schicksal (also Johannes) und fuhr das Handy wieder hoch, um ihr zu gratulieren.  Das sei an dieser Stelle erwähnt, damit ihr alle an Jule denkt und ihr unbekannterweise gratulieren könnt.
Den heutigen Tag habe ich dann ihr und unserer Freundschaft gewidmet und mich an viele gemeinsame Erlebnisse erinnert und wir haben schon sehr viel zusammen erlebt!
Ich bin wirklich dankbar, sie als beste Freundin zu haben. 

Nach dem Start suchten wir nach einem Supermarkt und landeten in einem Minimarkt mit kleiner Auswahl und zogen weiter, weil sich hier nicht viel finden ließ.

Der Weg verlief heute fast nur Wasser entlang.  Die ersten Kilometer an einem Kanal,  der zur Mosel gehört und in dem das Wasser sehr klar war. Wir sahen viele Fische, aber auch Reiher,  die im Baum oder auf einem Geländer saßen und ihr Mittagessen beobachteten.
Ein paar Kilometer später verließen wir den Weg, um beim französischen Aldi (Nord) einzukaufen. Wir mussten für die Pfingsttage einkaufen, also so viel, um bis Dienstag über die Runden zu kommen.
Vor dem Geschäft frühstückten wir erst mal in Ruhe und wurden von einigen Leuten kritisch dabei beäugt.

Zurück auf dem Camino ging es weiterhin viel am Wasser entlang.
In einer Pause holte uns das Pilgerehepaar ein und wir wunderten uns beidseitig,  hatten wir alle doch gedacht, uns nicht mehr wiederzusehen. Wir wussten nicht,  dass die beiden auch einen Pausentag in Metz gemacht hatten und sie konnten es von uns ja auch nicht wissen,  weil wir es erst spontan entschieden hatten.
Wir freuten uns und liefen die letzten Kilometer bis zu ihrem Etappenziel gemeinsam. 

Im Ort gab es einen Park,  der sich als Anlage eines Wohnheims für Menschen mit Behinderung herausstellte. Ich fragte, ob meine Wasserflasche gefüllt werden könnte und bekam eine eingekühlte Flasche Wasser geschenkt.
Dazu gab es dann von unseren Pilgerbekannten ein lecker und reichhaltig belegtes Baguette. Da sie ja am Etappenziel waren,  brauchten sie nicht mehr so viel zu essen. 

Johannes und ich liefen weiter und waren gut in Form. Die Strecke am Wasser entlang war aber auch schön!
Bis 19 Uhr etwa liefen wir und erreichten Vandières.
Hier wollten wir jemanden fragen, ob wir im Garten unser Zelt aufstellen dürften,  denn wir passieren derzeit nicht wirklich Wälder, um ein gutes Versteck zu finden. Der Ort war aber nicht so grün wie erhofft und wir wollten gerade in die Karte schauen,  da hielt ein Franzose auf dem Fahrrad an und fragte,  ob wir etwas suchen würden.
Ich sagte ihm, dass wir einen Platz für unser Zelt suchen, einen Garten oder so und er lud uns direkt zu sich ein.
Und diese Begegnung war der Jackpot.

Er führte uns auf ein mächtiges Grundstück und gab seiner Frau Bescheid. Nachdem wir auf die Terrasse gesetzt wurden und Getränke vor uns hatten,  fuhr der Mann wieder los, denn er war eigentlich auf dem Weg zu seinem Freund.
Seine Frau werkelte noch etwas im Garten herum und fragte uns dann, ob wir duschen wollen. Natürlich!
Sie führte uns auf den ausgebauten Dachboden in eine Art Gästewohnung, zeigte uns die Dusche und bat uns das Gästebett an. Was haben wir es gut!
Der Tag heute war sehr heiß und wir haben viel und fleißig geschwitzt. Eine Dusche hatten wir also dringend nötig.

Aber es sollte noch besser werden: Der Mann kam von seinem Freund zurück und hatte ihn und zwei weitere Freunde spontan eingeladen vorbeizukommen.  Die drei Männer kamen kurz darauf, brachten Knabberkram mit, wir tranken einen Aperitif und bekamen eine Vorspeise serviert: Würstchenhäppchen mit orangenem  Baguette (u.A. mit Oliven). Danach gab es gegrilltes Fleisch,  Nudeln mit einer Champignonrahmsauce und Salat aus dem eigenen Garten. Und natürlich Baguette und Käse,  die Klischees müssen schließlich bedient werden.
Als Nachtisch gab es Kirschen und Erdbeeren aus dem eigenen Garten, die so herrlich aussahen und lecker waren,  dass uns fast die Augen ausfielen. Abschließend gab es noch Schokoladenkugeln und das wlan-Passwort.
Und Wein.  Viel Wein.
Und uns wurde immer wieder Bier angeboten,  denn die Klischees über Deutsche wollen ja auch bedient werden. 

Der Abend war herrlich und ich merkte,  dass mein Französisch nicht so eingerostet ist, wie ich befürchtet habe.  Diese Menschen sind so freundlich und haben so einen großartigen Aufenthalt beschert,  dabei ahnten sie kurz vorher nicht einmal,  dass wir kommen würden.
Sie haben uns auch angeboten,  einen Tag länger zu bleiben,  uns durch den Garten zu futtern und im Swimmingpool zu baden.
Aber da wir gestern gerade erst einen Pausentag hatten, zieht es uns weiter.

Viele Franzosen schwärmen von Nancy und dass man den Abstecher dorthin unbedingt laufen sollte und der Meinung waren die Männer heute Abend im Grunde auch,  sagten dann aber,  dass sich das ganze durchdiegroßestadtlaufen für die Kirche nicht wirklich lohnen würde.  Und ich glaube, sie haben recht. 

Johannes und ich sind noch ganz hin und weg von diesem Abend.  So etwas erlebz man nicht,  wenn man Zimmer vorbucht. Zwar weiß man dann, dass man Dach, Dusche und Bett sicher hat,  aber mit dem Zelt sind wir flexibel und können solche Dinge erleben.  Und allein dafür rentiert sich das Zeltschleppen schon. 

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