Montag, 23. Juni 2014

Tag 40: Chagny - Moroges

Heute morgen liefen wir die ersten Meter mit unserem Pilgerzeltnachbarn Frank, aber bereits im Ort trennten sich unsere Wege,  da wir noch warten mussten, bis der Supermarkt öffnet, um unsere Vorräte aufzufüllen.
Als das erledigt war,  brachen wir auf, um Berge zu erklimmen,  die es laut Höhenprofil gar nicht gibt. Nun ja, unser Führer ist ja von 2009 und wer weiß,  wessen Glaube inzwischen Berge versetzt hat, so dass wir nun über welche laufen müssen.  Dem Buch vertrauen wir jedenfalls nicht mehr.
Der Himmel hielt sich schon den ganzen Morgen verdächtig bedeckt und es sah nach Regen aus. Laut Wetterbericht sollte es aber den ganzen Tag über bei 25 Grad trocken bleiben.  Das Wetter hielt sich jedoch nicht an die Prognose und als wir gerade den ersten Ort betraten fing es an zu tröpfeln. Wir kauften uns ein Baguette und setzten uns unter ein Dach,  um zu frühstücken. Die ausgestreckten Beine lagen gerade noch im Trockenen und ich beobachtete, dass sich die Wolken nicht entscheiden konnten,  ob sie ihre Tropfen für sich behalten oder den Weinbergen zur Verfügung stellen sollten.
Wir bekamen von einer Anwohnerin Kaffee angeboten- die Franzosen sind so freundlich!
Regen und Regenpausen lösten einander ab und da kein Ende abzusehen war,  mussten wir einsehen,  dass wir nicht ums Wandern im Regen herumkommen würden.  Also Poncho übergeworfen und auf ins schlechte Wetter. 
Es war vor allem deswegen bedauerlich,  dass es nach den Wochen der Trockenheit ausgerechnet jetzt regnen musste, weil wir heute viel über Höhenwege liefen und wunderschöne Aussichten verpassten, bzw. getrübt sahen.Mittags trafen wir Frank, der noch einmal umgedreht war, um die Kirche im Ort zu besichtigen. Es hatte glücklicherweise aufgehört zu regnen. Wir fanden die erste Dorfkirche in Frankreich, die einen Pilgerstempel bereithielt. Ein Gästebuch gab es auch,  in das wir uns eintrugen, damit Pilger hinter uns wissen, dass sie nicht allein sind. Mich heitert es immer auf,  wenn ich sehe,  dass wenige tage vor mir noch andere Pilger laufen.Gemeinsam  mit Frank liefen wir in den nächsten Ort, wo wir wieder eine offene Kirche fanden.  Die Kirchen im Burgund nicht so oft verschlossen und in der Regel auch gut in Schuss. Hier scheint es mehr Geld zu geben als in den Gegenden zuvor.  Frank verabschiedete sich bald und als ich kurz darauf in der Kirche eine Steckdosenleiste entdeckte, war schnell klar, dass wir ihn wohl nicht wiedersehen würden. Wir bleiben fast eine Stunde,  denn ich möchte ungern riskieren, dass meine Kamera unterwegs ausgeht. Frank hatte ein anderes Ziel als wir und einholen würden wir ihn nach unserer langen Siesta sicher nicht mehr.Auf diese Pause folgte ein langee Aufstieg.  Wir passierten ein altes Gemäuer und stiegen in ein großes Loch/ Fenster,  um ein Foto zu machen.  Lange und zeitweise steil ging es hinauf auf eine Höhe,  von der man eine tolle Aussicht haben sollte.  Als wir am Kreuz ankamen, wo die Aussicht prächtig sein sollte,  stellten wir enttäuscht fest,  dass wir nichts sehen konnten außer Bäumen.  Danke Frau Retterath!
Etwas enttäuscht,  nach diesem langen Aufstieg über Geröll und große Steine nicht mit einer Aussicht belohnt zu werden,  setzten wir uns und aßen viel Schokolade.
Als wir unseren Weg fortsetzten mussten wir uns innerlich bei der Autorin des Buches entschuldigen.  Johannes hatte undeutlich gelesen und im Text stand, dass hinter dem Kreuz die Aussicht kam und da wurden wir nicht enttäuscht. Wir hatten eine grandiose Sicht auf das weite Land,  auf Hügel und Berge.  Ich konnte mich nicht sattsehen und es wurde noch schöner,  nachdem wir über eine Kuhweide liefen. Die Tiere,  die in angemessenem Abstand grasten und es offensichtlich gewohnt sind,  dass Wanderer durch ihr Wohnzimmer laufen,  sind für ihren Ausblick echt zu beneiden.
Wir machten uns an einen langen Abstieg und wanderten durch malerische Örtchen.
Zum angepeilten Etappenziel ging es noch einmal äußerst steil bergauf und wir waren froh,  als wir den Wasserhahn auf dem Friedhof entdeckten. So konnten wir noch fix die Köpfe waschen, denn man weiß ja nie,  was kommt.
Die beiden Männer,  die wir vor ein paar Tagen getroffen hatten und heute auch ein paar mal sahen,  hatten gerade ein Plätzchen für ihr Zelt organisiert, wir wollten aber noch ein Stückchen weiter.  Morgen wollen wir nach Taizé und da es noch einige Kilometer sind, wollen wir heute möglichst noch etwas schaffen.  Es stellte sich heraus, dass die Karte im Führer etwas unklar war,  denn der Ort,  der laut Karte noch ein Stück weg war, gehörte zu Moroges. Da es schon nach 18.30 Uhr war und es wieder leicht tröpfelte, beschlossen wir uns einen Zeltplatz zu suchen.
Praktischerweise hatte das Rathaus gerade geöffnet und wir konnten an offizieller Stelle nachfragen.
Die Dame am Empfang überlegte kurz mit einem Kunden und sie empfohlen uns die Wiese am Waschhaus ein Stück die Straße herunter.  Einfach so,  ohne groß zu überlegen,  ohne "das kann ich nicht entscheiden", "da muss ich erst fragen", ohne alles.
Die Wiese lag am Ortsrand und es gab sogar einen Picknicktisch. Das Wasser im Waschhaus (ein großes Wasserbecken) war leider nicht sauber und das frisch einlaufende Wasser war durch ein Gitter verdeckt.
Waschen konnten wir uns also nicht. Aber da es wieder regnete,  stellten wir uns nach dem Essen und Zeltaufbau einfach in Unterwäsche in den Regen.
Es verhält sich allerdings so, dass wenn man in Kleidung nur schnell zum pinkeln will, der Körper sofort durchnässt ist und dieser, sobald man im Regen steht,  um nass zu werden, seltsam wasserabweisend wirkt.
Unsere Outdoordusche war jedenfalls nicht besonders erfolgreich, es reichte höchstens zum Schmutz verteilen.
Wir verzogen uns zügig ins Zelt,  nicht nur,  weil das Wetter ungemütlich war, sondern auch weil wir morgen um 5 Uhr aufstehen wollen,  um vor dem Abendessen in Taizé zu sein.

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