Montag, 16. Juni 2014

Tag 33: Perrogney-les-Fontaines - Grancey-le-château

Heute früh wuschen wir unsere Haare unter dem Wasserhahn. Das Wasser ist zwar sehr kalt, aber man sieht einfach gepflegter aus.
Auf den ersten Kilometern sahen wir ein Paar Wanderstiefel in einem Baum hängen, deren Sohlen fast komplett fehlten. Ein schönes Stillleben und leider auch eine Prophezeiung, was meinen Schuhen blüht. Denn das erste Loch in der Sohle ist bereits sichtbar. Reichlich frustrierend, den ich bin ja noch keine 700 km darin gewandert.
Auf dem Weg in ein Örtchen spielten wir wieder etwas auf der Mundharmonika herum und gönnten uns im Dorflädchen ein Eis.
Wir versuchten heute auch, uns neue Pilgerausweise zu organisieren. Uns wurde im Vorfeld erzählt, wir können die in vielen Orten bekommen, bisher hatte aber niemand welche. Wir hätten in Trier schon welche kaufen müssen, haben da aber nicht daran gedacht, weil wir noch so viel Platz hatten. Bis Le Puy kommen wir mit diesem keineswegs mehr.
In der Touler Touristeninformation wurden uns zwar leere Seiten kopiert, aber ein originaler Ausweis sieht ja viel schöner aus. Leider erreichten wir niemanden und zogen weiter.
Später liefen wir durch hübsche Wälder, in denen wir Rehe sahen und Johannes sogar von einem Dachs angemotzt wurde, der sich leider schon verkrochen hatte, als ich herantrat.
Wir sahen auch Wildschweine, die jedoch nur aus der Ferne und in einem Gehege.
Es ging über einige Berge und durch einen zauberhaften Wald.
Zwar waren die Wege nicht immer leicht zu finden, weil sie so überwuchert waren oder Bäume auf dem Weg lagen, über die wir klettern mussten (oder beides), doch wir waren ganz allein weit und breit.
Wir passierten auch eine Gegend, in der wir durch ein trockenes Flussbett liefen. Hier wuchsen Farne und allerhand Pflanzen, die uns glauben ließen, wir befänden uns irgendwo in tropischeren Gebieten.
In einem kleinen Dorf füllten wir unsere Wasserflaschen am Brunnen auf und machten eine längere Pause an einer Bierzeltgarnitur. Dann ging es zum Endspurt über die Landstraße. Wir hätten auch durch den Wald gehen können, aber im Moment stehen wir auf Abkürzungen, sofern sie sich ergeben.
In Grancey angekommen, liefen wir prompt am Campingplatz vorbei, denn die Wiese mit dem kleinen Häuschen war nun wirklich nicht gleich als Campingplatz erkennbar.
Aber in der Tat war das schon alles. Und geschlossen war er auch noch. Da es aber eine Wiese war, die ohne Zaun auskam, setzten wir uns erst einmal hin und erkundeten den Platz. Die Duschen waren abgeschlossen, hinter dem Haus waren ein paar Waschbecken und eine Steckdose. Beides lief. Dazu 4 Pissoirs und ein Hinhockklo. Diese Toiletten mit zwei Fußfeldern, auf die man sich hockt und wie im Wald sein Geschäft erledigt. Ungewohnt, aber hygienischer als manch andere öffentliche Toilette. Im Prinzip hatten wir also alles, was wir brauchten. Bis auf Klopapier.
Johannes zog los, um welches zu besorgen und wollte in Erfahrung bringen, ob wir hier bleiben können, auch wenn der Platz offiziell geschlossen ist.
Zurück kam er dann nicht nur mit der Erlaubnis, sondern auch mit frischem Baguette, einer Packung Wurst, Mayonnaise, Äpfeln, einer Orange und einer großen Dose Thunfisch.
Die Frau, die ihm das zusammen mit zwei anderen Damen geschenkt hatte, klärte inzwischen, dass wir bleiben konnten und weil die Duschen abgeschlossen waren, durften wir kostenlos zelten. Ansonsten hätten wir niedliche 2€ gezahlt.
Eine Flasche Wasser bekamen wir dann auch noch dazu.
Beim Versuch, einen tropfenden Hahn zuzudrehen, der nach oben zeigte, öffnete Johannes ihn und der spritzte sein Wasser im hohen Bogen auf den Platz vor dem Haus.
Ich erkannte darin unsere Waschgelegenheit und nach dem Essen duschten wir uns darunter ab. Es war inzwischen kalt und windig geworden und es war schlimm genug, sich bei diesem Wetter zu entkleiden, aber dann auch noch unter einen Strahl eiskalten Wassers zu laufen war wirklich hart. Aber hinterher ist man sauber und DAS ist es dann wert. Etwas Kleidung wuschen wir auch noch und verzogen uns danach recht schnell ins Zelt, den es wurde kalt und sah nach Regen aus.

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