Montag, 9. Juni 2014

Tag 26: Saizerais - Toul

Die Nacht war ganz schön doof.
Erst einmal war es total warm, so dass ich nicht schlafen konnte. Dann war im Nachbargarten gut und lange was los und die Kirchenglocken haben mindestens bis 1 Uhr geschlagen. Außerdem tat mein Knie weh. Wirklich erholt war ich um 6 Uhr also nicht. 
Aber es half nichts, wir mussten früh raus, um zeitig in Toul anzukommen. Wir wollen uns ja auch keinen Sonnenstich oder sonst etwas einfangen.

Als wir um 7 Uhr aufbrachen, war es schon wieder ganz schön warm und es dauerte nicht lang, da lief uns schon der erste Schweiß durchs Gesicht. Glücklicherweise liefen wir relativ lange durch einen Wald und es war etwas kühler als in der prallen Sonne. Die zweite Hälfte des Tages verbrachten wir jedoch wieder ohne Schatten. Bevor wir uns an die 10 km am Moselkanal machten, hielt ich meinen Kopf an einem Brunnen wieder ins Wasser und ließ meine Wasserflasche von einer Anwohnerin auffüllen. 
Die nächsten Kilometer über konnten wir nur dann eine Pause machen, wenn wir unter einer Brücke hindurchliefen, es gab sonst keinen Schatten und im Sonnenschein stehenbleiben hielten wir nicht lange aus (da fehlt der "Fahrtwind").
Als wir eine Schleuse passierten, war gerade ein Schiff reingefahren und wir schauten zu, wie es herabgelassen wurde. Die Besatzung war deutsch und Backbord wurde die Wartezeit genutzt, um die Autos zu waschen.

Wie kostbar Trinkwasser ist, merkte ich auf dieser Strecke deutlich.
Nachdem es mir auszugehen drohte, teilte ich es mir schon gut ein, aber als es leer war, wurde der Durst immer unerträglicher. Irgendwie ist das ja immer so - Hat man Wasser im Überfluss, trinkt man es nie leer und wenn es knapp wird, denkt man plötzlich, der Körper brauche dringend noch einen Liter extra.
Als wir in Toul an einem Haus vorbeikamen, vor dem einige Leute saßen, bat ich um Wasser und bekam eine gekühlte Flasche Wasser geschenkt. 

Wir liefen zum Dom und schauten ihn uns an. Von weiter weg sieht er wirklich komisch aus, als ob die Spitzen obendrauf fehlten, aber von vorn geht es dann.
Innen war es angenehm kühl, das empfanden auch zwei Tauben so und flatterten unter dem Dach umher.

In der Touristensinformation holten wir uns zwei Stempel. Einen für gestern und einen für heute. Wir haben heute unterwegs vergeblich nach einem Stempel gesucht. Es ist ja Pfingstmontag, alle Geschäfte sind geschlossen und es gab ohnehin nicht viel in den Dörfern.
Als wir nach Unterkünften fragten, nutzte die deutsche Angestellte die Gelegenheit, sich darüber auszulassen, dass ja so viele Pilger sich erst vor Ort um eine Unterkunft kümmern und sagte, dass wir den Machern unseres Führers mal sagen sollen, dass die in die Bücher schreiben, dass man sich da früher drum kümmern soll.
Nach der Schelte bekamen wir die Adresse eines Hotels, das sich als Hotel mit Selbst-check-in herausstellte. Das funktionierte aber nicht und um 18 Uhr würde erst jemand vorbeikommen. Also investierten wir knapp 8€ mehr und checkten gegenüber im Hotel für 50€ ein. Das ist nicht besonders günstig und das Zimmer war das Geld auch nicht wert.
Aber egal, wir haben bisher so wenig Geld ausgegeben (wir sind bei knapp unter 10€ pro Person und Tag mit Allem derzeit), dass wir auch mal mehr zahlen können. Trotzdem war es etwas schade, dass wir dafür nur ein kleines Zimmer mit klappriger Plastikdusche, einer nicht zu schließenden Badezimmertür (weil ein Bett im Weg steht und die Tür einklemmt) und ohne ein einziges Bild an der Wand bekamen.

Wir duschten (endlich!), wuschen unsere Kleidung und hingen sie an der selbstgespannten Wäscheleine im Zimmer auf. Danach lagen wir nur auf dem Bett und versuchten uns nicht so viel zu bewegen, um nicht so viel zu schwitzen. Um 17 Uhr wagten wir uns dann noch mal vor die Tür und merkten, dass es noch sehr heiß war. Um 18.20 Uhr zeigte die Anzeige an der Apotheke noch 37 Grad an. Uff.
Wir aßen und tranken noch etwas in einem Imbiss und duschten im Hotel noch einmal. Weil wir es können und weil wir es bezahlt haben.
Um das Internet zu nutzen, müssen wir immer 2-3 Treppen im Treppenhaus heruntergehen, aber das ist besser als nichts und im Treppenhaus ist es zudem relativ kühl.

Unseren Füßen geht es immer noch ganz gut. Ich habe noch eine Blase an der Ferse von dem Tag, als wir vergessen hatten, in der Pause die Schuhe auszuziehen und manchmal drückt und wächst sie. Aber es ist nicht so schlimm. Johannes hat dauerhaft kleine Blasen an den Zehen, aber die stören ihn auch nicht wirklich.
Und das Beste ist, dass dieser dauerhafte überall-Schmerz aus den Füßen fast komplett verschwunden ist.
Johannes hat sich vermutlich erkältet und wenn er mich ansteckt, muss er den Weg von Santiago aus zurücklaufen und Buße tun!

Leider sind die Sohlen meiner tollen Schuhe hinten außen schon recht weit abgelaufen und ich fürchte, dass sie in den nächsten Wochen durchgelaufen sind. Ich hoffe, sie halten länger als ich denke. Ich möchte nicht auf andere Schuhe umsteigen müssen, ich bin so glücklich mit ihnen und vor Allem ohne schlimme Blasen...

Heute haben wir die 500 km- Marke überschritten. Also nur noch ca. 2100 km.
Morgen können wir leider erst recht spät aufbrechen, weil wir noch einkaufen müssen und der erste Laden erst um 8 Uhr öffnet.
Laut Wetterbericht soll es morgen etwas weniger heiß werden, hoffen wir mal, dass das stimmt!

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