Samstag, 28. Juni 2014

Tag 46: Sainte Cécile - Col de Crie

Eine Nacht in einem Bett- Das hatten wir seit Toul nicht mehr!
Richtig gemütlich war es und wir haben es sehr genossen. 
Draußen regnete es und wer nicht raus musste, blieb an diesem Sonntag sicher im Haus. Unsere Ponchos würden heute also wieder zum Einsatz kommen. 
Wir kauften etwas zu essen in der Boulangerie des Ortes und kletterten auf den ersten Berg des Tages.  Wir haben jetzt 2-3 Tage Gebirge vor uns und werden auch das erste mal über 1000 Meter kommen.Wir stiegen also bergauf, aber die schönen Aussichten wurden von den Wolken getrübt. 
Den ganzen Tag über hatten wir richtiges Aprilwetter. Erst regnete es und dann schien wieder die Sonne, danach sah es wieder nach Regen aus und kurz darauf denkt man schon über Sonnencreme nach. Im Endeffekt regnete es aber schon sehr viel.
Es ging viel bergauf und ab und zu kürzten wir den Weg ab, wenn es über die Landstraße deutlich weniger Kilometer waren als auf dem Jakobsweg.  So umgingen wir auch die ein oder andere (unnötige) Steigung.  Heute haben wir so gut 5 km eingespart.
Ich habe jetzt zum zweiten mal einen Insektenstich,  auf den ich allergisch reagiere. Das Gebiet um die Einstichstelle ist entzündet, heiß und nimmt fast meine ganze Handfläche ein. Ganz schön nervig,  da diese Stiche immer ein paar Tage halten. 
In einem kleinen Ort mit einem Laden machten wir unsere Mittagspause und zogen die Schuhe aus- auch jetzt haben wir beide keine Blasen, das Geheimnis scheint wirklich im Füße lüften und trocknen zu liegen. Wir kauften uns eine 6er-Packung Snickerseis und vedrückten sie (kann man ja schließlich nicht aufbewahren). Für mich war es mächtig viel,  Johannes hätte gern noch mehr gegessen.
Die heutige Etappe war wirklich hübsch und wir liefen viel über Hügel,  auf denen einzelne Höfe stehen.  An einem Hof mitten im nirgendwo gab es einen so lieben und verschmusten Hund, dass wir gleich ein paar Minuten stehen blieben und ihn streichelten. Als wir weiterliefen, folgte der Hund uns jedoch und für ein paar Meter war das auch süß.  Aber wir wurden den Hund einfach nicht mehr los. Was wir auch versuchten, der Kleine lief freudig neben uns her und dachte gar nicht daran, umzudrehen.
Es donnerte schon seit einer halben Stunde und wir hofften,  der Hund würde vor Ausbruch des Regens umdrehen,  aber er tat es nicht. 
Als es gerade anfing zu regnen, fanden wir eine offene Hütte (eher ein riesiges Carport) bei einem der Gehöfte und stellten uns unter. 
Wir wollten danach versuchen, einen Anwohner zu informieren und gerade in dem Moment fuhr ein Wagen vorbei.  Wir hielten ihn an, erzähltem dem Fahrer,  von welchem Hof der Hund kam und dass er uns verfolge. Der Mann wollte den Besitzern Bescheidgeben, pfiff und der Hund,  den er nicht einmal kannte,  sprang ohne zu zögern in sein Auto und legte sich wie selbstverständlich in den Fußraum des Wagens.  Verrücktes Tier!
Wir machten uns nach dem schlimmsten Regen auf den Endspurt und liefen bergauf zum Pass "Col de Crie". Dort hofften wir,  irgendwo unser Zelt aufbauen zu können und hatten Glück: Wir kamen 15 Minuten vor Ladenschluss des Cafés an und fragten die Dame an der Kasse, ob wir hinter dem Haus zelten könnten. Wir hatten dort bereits eine große Rasenfläche gesehen.  Wir bekamen sofort die Zusage und bekamen zu unserem Dankeseinkauf direkt noch ein Baguette geschenkt.  Die Dame ließ sogar eine der Toiletten extra für uns offen.  Wir haben mal wieder mehr bekommen,  als wir erhofft hatten!
Wir aßen an den Tischen der überdachten Terrasse und fanden ein Regal mit Büchern,  die man sich mitnehmen darf.  Es gab da auch ein Deutschlehrbuch aus den 60ern mit herrlich unsinnigen Dialogen. Was für ein Spaß,  das zu lesen!
Wir bauten unser Zelt auf der Terrasse auf und trugen es in einer Regenpause zum angegebenen Platz, wo wir etwas ungesehener schlafen können.  Wir fanden einen Baum,  unter dem uns auch der Regen nicht mehr viel ausmachen wird und gingen relativ früh ins Bett, denn hier im nirgendwo konnten wir eh nichts machen.  Hätte es nicht geregnet,  hätten wir aber natürlich auf dem Spielplatz gespielt. 

1 Kommentar:

  1. Col de Crie - ein Höhepunkt (nicht nur wegen der Höhenmeter) für mich auf dem Weg nach Le Puy-en-Velay. Unter dem Terrassendach habe ich auch schon übernachtet und mich mit den im Laden erhältlichen Schinken, Würsten, Käse, Brot und Wein gestärkt.
    Es ist schön, Deine Berichte lesen zu dürfen. Sie bringen mir angenehme Erinnerungen an meine bisherige Wanderungen und bereiten Vorfreude auf die nächste Tour von der Haustüre nach Santiago - hoffentlich schon 2015.

    Alles Gute!

    Michael

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