Samstag, 19. Juli 2014

Tag 66: Golinhac - Conques

Ich habe kaum geschlafen in dieser Nacht und allen anderen, die im Zelt geschlafen haben, dürfte es ähnlich gehen.
Es war die ganze Nacht hindurch extrem windig und der Wind hat so oft so stark an Zelt gerüttelt, dass es mich aus dem Schlaf gerissen hat. Das sogar noch, als ich meine Ohrenstöpsel herausgekramt und in die Ohren gestopft hatte. In Kombination mit meinem Knie, das mich immer noch nachts aufwachen lässt, habe ich also nicht viel geschlafen.
Auch als wir losgingen war es noch stürmisch, aber immerhin hatte es die ganze Nacht nicht geregnet.
Heute morgen ging meine Kamera plötzlich nicht mehr an. Gestern Abend lief sie noch ganz normal und ist weder heruntergefallen noch nass geworden. Ich hoffe, dass sie nur ein bisschen spinnt und bald wieder funktioniert, immerhin habe ich sie erst vor der Reise und für die Reise gekauft.
Ausgerechnet heute, wo wir nach Conques laufen.
CONQUES. Von diesem Ort hören wir, seit wir in Frankreich sind. Jeder erzählt uns, wie schön dieser Ort ist (da kann man es auch ruhig mal groß schreiben).
Ja, und heute geht also meine Kamera nicht mehr. Ätzend.
Der Weg nach Conques verlief (wie immer) über Höhen, also bergauf und bergab mit einigen hübschen Ausblicken. Die Natur hier ist immer so schön und so abwechslungsreich, aber irgendwie auch schwer zu beschreiben, da würde ich gern Bilder sprechen lassen, aber die lassen sich unterwegs nicht richtig hochladen.
Wir liefen sehr lange bergab und trafen unterwegs wieder auf die beiden Langstreckenpilger. Wir liefen wieder ein Stück gemeinsam und tauschten Erfahrungen aus, die wir vor Le Puy gemacht hatten, denn da ist ja alles anders.
Im nächsten Ort machten Johannes und ich eine Pause und kauften uns (nachdem wir im Ort versehentlich im Kreis gelaufen sind, weil wir keine Wegweiser gesehen haben) etwas in der Boulangerie des Dorfes, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.
Die Abreise verzögerte sich allerdings etwas, da ich kurz hinter dem Ort einen Esel streicheln musste und er mich nicht gehen ließ.
Als wir dann weiterliefen, ging es unspektakulär bis zu einem Kreuz mit Jakobsmuschel. Dieses hatte ein Herbergsvater aufgestellt, weil der Weg hier steil nach Conques führt, er aber vorschlägt, über die Straße zu laufen. Der Weg ist zwar 2km länger, aber man soll eine prächtige Sicht auf Conques haben.
Wir entschieden uns trotzdem für den kurzen Weg ohne Aussicht und der war zwar sehr steil und lief über Felsen, war aber sehr hübsch und führte uns durch einen hübschen, wilden Wald.
Ich mache es kurz: Conques ist hübsch, aber nicht ganz so umwerfend, wie uns alle erzählt haben. Es ist ein mittelalterlicher Ort, der viel Charme, aber noch viel mehr Tourismus hat.
Wir beschlossen, heute in der Herberge im Ort zu schlafen, da hier wohl alle Pilger unterkommen werden und sie auf Spendenbasis geführt werden soll.
Wir wurden freundlich empfangen und bekamen gleich etwas zu trinken. Wir entdeckten einige bekannte Gesichter und freuten uns darüber sehr.
Als wir uns anmeldeten hatten wir über 22€ zu zahlen, also keine Spende.
Wir hatten zwischen Ankunft und Anmeldung so viel Zeit verstreichen lassen, dass wir in das letzte Zimmer kamen. Ganz oben (62 Stufen und dann noch mehrere Huch und runter), ganz hinten im ganz verwinkelten Haus. Und es war ein 6er-Zimmer statt Schlafsaal. Also Glück gehabt.
Glück hatte ich auch, weil ein Monsieur uns nach oben brachte und meinen Rucksack trug. Das war nicht so leicht, da jeder Rucksack hier in einen Plastiksack gesteckt wird, um die Bettwanzen nicht raus- oder reinzulassen.
Wir schauten uns in Conques um und ich bedaure sehr, dass meine Kamera immer noch keine Reaktion zeigt. Dafür ist es ziemlich heiß und der Himmel strahlt.
Wir trafen immer wieder Pilgerbekanntschaften  und Freunde und verabredeten uns für den Abend mit Lydia und ein paar Anderen zum gemeinsamen Picknick. Wir duschten vorher und aßen dann in einer recht großen Runde. Es wurde viel geteilt und probiert und es war richtig gut.
Am Abend gingen wir noch zur Pilgermesse und danach war ein (kostenpflichtiges) Konzert in der großen Kirche. Aber auch auf der Straße wurde ein Konzert gegeben. Eine Gruppe Jugendlicher mit ihrem Pfarrer sang einige Lieder und weil es so gut ankam, hörten sie erst nach 2 Stunden oder so auf. Es hatte sich eine große Zuschauerzahl versammelt, aber auch dem Konzert in der Kirche konnte man lauschen, den e hinten stand eine Tür offen und von dort konnte man gut zuhören.
Ich war mal hier, mal da und genoss des schönen Abend. Der Ort wird abends hübsch beleuchtet und die Stimmung ist zauberhaft.
So ging ich erst um 23 Uhr ins Bett, denn zum Glück hatte die Herberge keine Sperrstunde.

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