Donnerstag, 17. Juli 2014

Tag 64:St. Chély - d'Aubrac - Espalion

Der heutige Tag begann mit Frühsport: So steil, wie wir gestern in den Ort hinabgestiegen waren, ging es heute wieder hoch. Der Abschnitt zwischen Le Puy und Spanien muss für seine Schönheit mehr als einmal gelobt werden, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass wir jeden Berg mitnehmen und diese auf schmalen und steinigen Wegen laufen, damit uns nicht langweilig wird.
Aber auch dieser Aufstieg wurde mit einer hübschen Aussicht belohnt.
Heute war es heiß und wir kamen bei den Anstiegen gut ins Schwitzen.
Heute trafen wir Jean-Pierre wieder, den wir länger nicht gesehen haben und liefen den Rest des Tages gemeinsam. Wir hatten uns viel zu erzählen. Da er ja ohne Geld läuft, ist es besonders spannend zu hören, wo er unterkommt, ob er satt wird und wie sich die Hilfsbereitschaft der Menschen seit Le Puy verändert hat.
Wir mussten heute zum Ende der Etappe noch einmal alles geben. Die angekündigten läppischen 100 Höhenmeter nahmen wir zuerst nicht besonders ernst, mussten aber bald feststellen, dass dieser Anstieg es mächtig in sich hatte.
Es ging sehr steil und erstaunlich lange bergauf und ein Ende kam nicht in Sicht.
Hinter jeder Kurve wartete nur ein noch steilerer Weg.
Als wir endlich oben ankamen, war ich ziemlich erschöpft, denn ich hatte meine Kraftreserven falsch eingeteilt, denn der Anstieg war viel länger als wir alle erwartet hatten. Wir pausierten ausgiebig an einem Plätzchen mit hübscher Aussicht hinab in den Ort, aus dem wir gerade herausgeklettert waren. Die Häuser sahen so klein aus, dass ich glaube, dass die Angaben im Heft falsch sind.
In der naiven Hoffnung, den Anstieg geschafft zu haben liefen wir nach der Pause weiter und merkten bald, dass wir uns getäuscht hatten. Es ging noch weiter hoch!
Steile Wege über Schotter, an einer Paintballarena an steilen Felswänden entlang und immer weiter hinauf. Ultreia und no pain, no glory.
Wir erreichten eine große Maria, die als Statue den höchsten Punkt markierte und unverschwitzt die Aussicht in das Tal genoss. Sie hatte sich aber auch einen hübschen Ort dafür ausgesucht!
Das Tal lag tief unter uns, der Fluss Lot fließt glitzernd hindurch und rundherum sind hübsche Berge.
Wir genossen diesen Anblick und sahen dem Endspurt entgegen. Jetzt ging es sehr steil hinab, wir liefen die ganzen Höhenmeter jetzt auf vielleicht 2 km verteilt hinunter. Manche Fels- und Wurzelstufen kam ich mit meinen kurzen Beinen und dem Knie nicht gut herunter.
Zudem habe ich seit 2 Tagen Schmerzen in der Achillessehne des rechten Fußes (mir soll ja nicht langweilig werden). Solche Abstiege erfordern viel Konzentration und Einsatz der Oberschenkel, weh tat es stellenweise dennoch.
Unten im Tal angekommen, liefen wir zum Campingplatz, der von oben viel dichter aussah als er ist.
Wir mussten ihn komplett umrunden, da es nur einen Eingang gab.
Endlich am Campingplatz ließen wir uns erst einmal in die Stühle fallen und genossen, dass es im Empfangsraum etwas kühler war als draußen. Wir waren durchgeschwitzt und tropften.
Beinahe wären wir nach der Preisansage dann in unsere Stühle zurückgekippt, 20,20€ mussten wir bezahlen. So teuer war es bisher noch nie!
Wäre im Preis nicht schon der Eintritt für das benachbarte Freibad mit drin, wäre ich in eine Herberge gegangen. Aber bei der Hitze zieht es mich dringend ins Wasser.
Wir liefen zum angegeben Platz (der direkt am Freibad liegt und dementsprechenden laut war es auch) und trafen nebenan unsere Pilgerbekanntschaften von gestern wieder. Der amerikanische Franzose ist heute wieder mit dem Taxi gefahren und hat immer noch heftige Schmerzen in der Achillessehne. Er wird morgen zum Arzt gehen und wohl abbrechen müssen. Er sagt selbst, dass es daran liegt, dass er ab den ersten Tagen übertrieben hat.
Ich bin froh, dass meine Schmerzen im Rahmen bleiben und werde aufpassen, dass es auch so bleibt.
Wir installierten uns (die Franzosen installieren sich ja immer) und nachdem Johannes lange überlegt hatte, beschloss er mit ins Wasser zu kommen und wir gingen hinüber.
Nach einem solchen Tag tut kühles Wasser und schwimmen einfach nur gut. Leider war es sehr voll und so trat Johannes beim Ausweichen mit großem Schwung an die schmerzhafteste Stelle meiner Achillessehne... (Es soll ja nicht langweilig werden, schon vergessen?)
Während Johannes irgendwann spazieren ging, genoss ich das Wasser, die Sonne und mein neues Buch.
Abends liefen wir noch in den Ort und gönnten uns ein warmes Essen. Danach unterhielten wir uns mit drei Österreichern, die wir auf dem Weg kennengelernt hatten und mit Jean-Pierre. Nach einer kleinen Flanierrunde durch den Ort marschierten wir im Dämmerlicht zurück zum Campingplatz und wollten die Ruhe genießen.
Allerdings mussten wir feststellen, dass man auf diesem Campingplatz für schlappe 20€ zwar kein Toilettenpapier bekommt, dafür aber bis 23.15 Uhr laute Animationsbeschallung. Es lief nämlich am Eingang ein Musikquiz und die Veranstalter interessieren sich offensichtlich nicht für Nachtruhe, sondern nur für Titelmelodien, Charthits und sehr laute Boxen.

1 Kommentar:

  1. Ach ja, das haben wir auch schon mehrmals in Frankreich erlebt. Beschallung bis 24:00 Uhr, grausig (auch wenn man nicht pilgert).

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