Freitag, 11. Juli 2014

Tag 59: St.Privat d'Allier - Saugues

Heute morgen bekamen wir ein richtiges Frühstück. Mit Getränken, Butter, frischem Baguette und einer richtigen Auswahl an Aufschnitt. Und das ganze am Tisch und mit Stühlen!
Wir genossen diesen Luxus und die Gemeinschaft.
Nach dem Frühstück ließen wir noch ein Foto schießen und machten uns auf den Weg, denn wir hatten heute wieder einige Anstiege vor uns und wollten nicht allzu spät los und unsere Freunde hatten auch noch über 400 Km vor sich.
Das Wetter soll heute besser werden als in den letzten Tagen und tatsächlich sahen wir heute morgen auch ein Stück vom blauen Himmel. Immerhin wissen wir jetzt, dass es ihn noch gibt.
Es ging gleich zu Beginn mächtig bergauf und wir erreichten bald ein Örtchen mit einer kleinen Kapelle und einem alten Turm. Im Gästebuch der Kapelle konnten wir lesen, dass Jean-Pierre und Josefine hier geschlafen hatten. Wir hoffen, dass wir sie noch einmal wiedersehen werden.
Nach dem Abstecher zu Kirche und Turm machten wir uns an einen sehr steilen und langen Abstieg und ich ahnte, dass die Besserung meines Knies heute Abend wieder dahin sein würde. Aber auch andere Pilger hatten ihre Mühe mit dem Abstieg. Dennes ging nicht nur steil begab, sondern über Steine und Geröll, durch Schlamm und immer wieder musste man fast klettern, um die Stein-und Wurzelstufen zu meistern. Unten angekommen waren alle Pilger froh, es geschafft zu haben.
Es sind wirklich viele Menschen unterwegs; in jeder Pause ziehen sie an uns vorüber. Aber es ist noch einsam genug, um immer wieder allein gehen zu können, ohne Pilger vor sich zu sehen und es ist auch lange nicht so viel los, dass wir es zu viel Funden würden.
Wir liefen herab nach Monistrol-d'Allier, das in einer Schlucht lag und machten eine Pause an der Kirche. Kurz bevor wir aufbrechen wollten, kamen Jean-Pierre und Josefine den Weg herauf. Sie hatten unter der Brücke an Ortseingang eine Pause gemacht, um sich im Fluss zu waschen. Wir setzten den weiteren Weg gemeinsam fort.
Und der hatte es in sich!
Es ging gewaltig bergauf. Wir passierten eine Kirche, die in einen Felsen gebaut wurde (vielmehr wurden einfach zwei Außenwände gezogen und der Rest ist die Höhle) und mussten einen Haufen Stufen heraufklettern, weil es fast zu steil war, um einen Weg zu gehen.
Ab und zu durften wir durchatmen, wenn der Weg auf einer Ebene verlief, aber es dauerte nie lange und wir mussten wieder bergauf laufen. Wenn wir das Höhenprofil richtig interpretiert haben, war das heute aber auch der längste und steilste Aufstieg bis St. Jean-Pied-de-Port.
Oben angekommen machten wir eine ausgiebige Pause, bevor wir weitere 4 km auf etwa einer Höhe liefen. Diese Strecke war wunderschön, es wuchsen so viele hübsche Pflanzen und Sträucher am Weg, von denen ich ausgiebig schwärmen würde, wenn ich ihre Namen wüsste. Es war jedenfalls herrlich, hier durchzuwandern.
Irgendwann lag Saugues vor uns und wir liefen ins Tal in den Ort hinein.
In der Kirche wurden wir von ein paar ehrenamtlich engagierten alten Damen empfangen und bekamen unseren Stempel und einige gute Worte. Inzwischen merkt man an fast jeder Ecke, dass wir auf dem Jakobsweg sind. Überall sieht man Muscheln, Werbeschilder und Wegweiser mit Entfernungsangaben nach Santiago. Ab Le Puy verdienen die Menschen am Weg auch Geld mit Pilgern, keine Frage.
Jean-Pierre und Josefine waren plötzlich verschwunden, sie waren von den Damen in der Kirche zum Pfarramt oder so geschickt worden, um eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit zu erfragen.
Johannes und ich liefen zum Supermarkt und danach zum Campingplatz, wo wir die Gruppe deutscher Abiturienten wiedersahen, die seit Le Puy auf den gleichen Plätzen schläft wie wir.
Der Lehrer geht jedes Jahr mit einer Gruppe eine Etappe. Am Ende ist er dann den gesamten Weg gelaufen und das ganze ist wohl eine beliebte Aktion.
Der Campingplatz hat ein Naturschwimmbad, aber leider war es zu kalt zum baden. Wir aßen also und verkrochen uns irgendwann ins Zelt, weil es so frisch war.

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