Mittwoch, 16. Juli 2014

Tag 63: Nasbinals - St.chély d'Aubrac

Heute früh sind wir zurück zum Ort gelaufen,  um uns in der Bäckerei eine Kleinigkeit zum frühstücken zu kaufen, dann machten wir uns auf den Weg, der uns weiter über die Hochebene führte.
Wir stiegen immer weiter bergauf,  liefen durch zahlreiche Gatter und über Weiden. Immer wieder lagen Kuhfladen auf dem Weg und in jedem Fladen war ein Fußabdruck. Ich weiß nicht,  ob da einer absichtlich überall draufgetreten ist oder ob viele Pilger so unaufmerksam sind, dass sie die Fladen nicht rechtzeitig entdecken. 
Die Highlandrinder, durch deren Wohnzimmer wir wanderten, grasten friedlich in unserer Nähe oder lagen herum und beachteten uns kaum.  Die scheinen das gut zu kennen, dass hier Wanderer vorbeikommen. 
Wir erreichten nach einigen Kilometern den höchsten Punkt unseres Weges vor Spanien (in Spanien kommen wir dann noch höher).
Auf 1360m Höhe hatten wir durch die Hochebene allerdings nur eine begrenzte Aussicht, ea sah aus,  als hätten wir einen Hügel bezwungen.  Dennoch war ws wunderschön, weil die Gegend einfach hübsch ist.
Danach ging es bergab nach Aubrac, zumindest nachdem eine Kuh beschlossen hatte, den Weg freizugeben, den sie in voller Breite versperrt hatte. Wir waren froh,  dass sie schnell einsichtig war, denn mit einem Tier mit großen Hörnern legen wir uns lieber nicht an.
In Aubrac machten wir eine lange Pause im Schatten neben einer deutschen Familie, mit der wir uns lange unterhielten.  Es war heiß und wir genossen den Schatten, denn derzeit gibt es ja kaum Bäume auf dem Weg.
Nach Aubrac ging es einige Kilometer steil bergab durch den Wald.  Die Natur wurde wieder grüner und wir sahen am Horizont wieder Berge und Täler.
Am Ende der Etappe liefen wir einen steilen Weg in ein schmales Tal und zum Campingplatz, der direkt am Fluss lag. Da niemand da war,  suchten wir uns einen Platz am Fluss und bauten unser Zelt auf.
Wir kamen mit einem Amerikaner, der in Paris lebt, ins Gespräch. Er hat starke Schmerzen in der Achillessehne und ist heute mit dem Taxi hierhergefahren und wartet auf seinen Freund.
Als dieser etwa eine Stunde nach uns ankam unterhielten wir uns noch lange. Es ist schön,  andere Pilger auf den Campingplätzen zu treffen,  denn wir haben ja keine Herbergsgemeinschaft, wenn wir zelten.
Als wir Duschen und Wäsche waschen erledigt hatten liefen wir in den Ort, kauften ein und schauten uns um. Auf dem Campingplatz fand ich ein deutsches Buch,  das ich angefangen habe zu lesen: "Hectors Reise". Es geht um einen Psychiater, der das Glück sucht. Es ist schön,  mal wieder ein richtiges Buch in der Hand zu halten.
Abends schnitt ich Johannes die Haare. 
Mit einer Nagelschere.
Einer gebogenen Nagelschere.
Und ich musste die ganze Zeit dabei lachen und kichern.  Seine Haare sind einfach zu lang gewesen und hatten weder Form noch richtigen Schnitt. Nur ins Gesicht hängen konnten sie gut.
Das Ergebnis ist gar nicht mal so schlecht geworden, auch wenn Johannes am liebsten geweint hätte. Ich hatte gestern im Scherz (als er überlegte, zu einem Frisör zu gehen) gesagt,  dass ich ihm auch die Haare schneiden könnte und heute nahm er mich beim Wort.
Wenn wir wieder zu Hause sind,  sind die Haare auch wieder lang genug,  so dass ein Frisör wieder einen Schnitt hineinbringen kann.

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