Sonntag, 6. Juli 2014

Tag 54: La Chapelle en Lafay -St. Georges Lagricole

Als wir heute morgen aufstanden und aus dem Fenster schauten sahen wir,  dass es wieder (oder immer noch?) regnete.  Der Himmel sah unglaublich trist, grau und uneinladend aus. 
Wir suchten in unseren Rucksäcken nach Plastiktüten, die wir über die Füße ziehen konnten, damit diese einigermaßen trocken blieben. Ich hatte nur zwei Kekstüten, die im Endeffekt nach wenigen Kilometern kaputt waren.
Wir zogen unsere noch feuchten Klamotten an, denn die Heizung ging nicht richtig und machen uns auf den Weg in den Regen. Wir liefen über die Landstraße zurück zum Jakobsweg,  denn la Chapelle liegt etwas abseits davon.
Nach höchstens einer halben Stunde war ich wieder so nass an Beinen und Füßen,  dass ich gern hier schon irgendwo eingekehrt wäre. Aber da das Wetter in den nächsten Tagen nicht besser werden soll, hätte das keinen Zweck gehabt. 
Als wir wieder mal ein Minidorf durchquerten, tauchte ein Hund auf, der mich im Sicherheitsabstand verfolgte und umkreiste. Da ich nicht ganz sicher war, welche Absichten der Hund hatte,  ließ ich ihn nicht aus den Augen, ich wollte ihn nicht plötzlich im Bein haben.  Vermutlich jagten wir ihm mit unseren Ponchos etwas Angst ein, wir haben damit ja richtige Buckel und wir knistern beim bewegen.  
Der Hund lief mit uns mit und ließ sich nicht abschütteln, sah aber inzwischen neugierig und friedlich aus. Er kehrte auch nicht um,  als wir das letzte Haus hinter uns gelassen und den Wald betreten hatten. 
Er rannte immer ein paar Meter vorweg, schaute zurück, lief weiter und hatte offenbar große Freude an diesem Ausflug.
Irgendwann ließ er sich dann zum Glück aber anfassen,  denn ich hatte längst den Anhänger für Adressen am Halsband entdeckt und wollte den Besitzer informieren. 
Ich schraubte den Verschluss auf und hatte die Nummer. Dummerweise hatten wir aber keinen Empfang im Wald und es dauerte auch noch eine ganze Weile, bis wir das nächste Dörfchen erreichten.
Dort wollten wir jemanden bitten,  vom Festnetz aus die Besitzer des Hundes zu informieren.
Der Weg durch den Wald führte durch Schlamm und große Pfützen. Wir rutschten und schlitterten und platschten. Und natürlich waren die Füße längst wieder klatschnass. Die Natur hier war glaube ich ganz schön,  viel habe ich nicht mitbekommen,  ich musste ja immer auf den Boden achten um nicht auszurutschen oder in einer Pfütze zu versinken.
Wir erreichten das Dörfchen, aber nirgendwo war jemand zu Hause oder öffnete die Tür. Es regnete wieder und wir wollten den Hund endlich loswerden und nicht bis in den großen Ort mitnehmen.
Als wir zum letzten Haus gingen, das an der Landstraße lag, lief der Hund plötzlich auf die Straße und rannte vor die Autos. Wir mussten jedes Auto abbremsen und die Fahrer ärgerten sich vermutlich darüber,  dass wir unser Tier nicht im Griff oder wenigstens an der Leine hatten.
Zum Glück hörte der Hund recht gut, das hatten wir schon im Wald bemerkt,  als er einen Hasen jagte oder länger nicht zu sehen war. Da wir ihn bereits so lange an der Backe hatten wollten wir ihn jetzt nicht mehr verlieren,  nicht dass er den Weg nicht mehr findet.
Dennoch rannte der Hund bellend vor die Autos und ich musste mich einmal so vor den Hund stellen, dass er mit voller Geschwindigkeit gegen meine Beine prallte. Und natürlich an das kaputte Knie... Ich glaube der Hund wusste nicht,  dass die Autos stärker sind.
Ich nahm ihn an die (Wäsche)Leine, da wir ihn mit nach Usson en forez nehmen mussten. Wir liefen etwa 2km bis zum Ortseingang,  wo wir eine Autowerkstatt fanden.  Der junge Mann rief den den Besitzer des Hundes an, der wohl schon nach ihm suchte.  Kein Wunder,  inzwischen waren wir auch eine ganze Weile im Trio unterwegs.
Der Besitzer war ein freundlicher Mann mit Cowboyhut und es schien so, als hole er sein Tier nicht zum ersten Mal irgendwo ab.
Glücklich, den Hund  heil losgeworden zu sein, liefen wir zum Zentrum des Ortes.  Da wir kaum noch etwas zu essen hatten machten wir einen Abstecher zum Supermarkt,  der 5 Minuten vor unserer Ankunft in die Mittagspause ging. Also setzten wir uns in die Kirche und ich zog die tropfenden Schuhe und Socken aus. Ich konnte alles auswringen und meine Füße waren schrumpeliger als nach einem ganzen Tag im Schwimmbad.
Das Schlimmste war aber,  nach der Pause wieder in die kalten nassen Socken zu müssen.
Der weitere Weg verlief über die alte Römerstraße, die hier nicht wie anderswo geteert war, sondern als Gras- oder Feldweg durch die Natur führte.  Wir wurden so nass, dass es nicht mehr schön war.  Deswegen reservierten wir uns wieder zwei Betten in einer Herberge. Der Weg wäre bei gutem Wetter sicherlich sehr hübsch anzusehen und gut zu laufen sein, aber heute war er einfach nur schlammig und ätzend.
Als wir die Gite endlich erreichten, wurden wir freundlich empfangen und bekamen ein eigenes Zimmer zugewiesen.  Mit uns wohnen hier im Haus 4 portugiesische Arbeiter und Paul,  der aber erst später ankommen würde.  Er hatte noch einige Kilometer vor sich.
Direkt neben der Herberge gab es einen Dorfladen und wir wollten heute wieder kochen. 
Da die Preise teilweise aber unerhört hoch waren,  gab es ein Menü aus dem bezahlbaren Sortiment: Nudeln mit Fertigtomatensauce mit einem Päckchen Schmelzkäse, vielen Zwiebeln und Mozzarella.
Außerdem hackten wir Cashewkerne und streuten sie über unser Essen. Es war sehr lecker und vor Allem heiß.
Da der Laden schloss bevor Paul ankam und wir nicht wussten,  ob er etwas zu essen haben würde oder nicht,  stellten wir ihm einen Teller zurück und empfingen ihn damit. Er kam jedoch erst um kurz vor halb 9, weil er erst um 11 in la Chapelle losgelaufen war. Er hatte warten wollen,  dass der Regen aufhört und irgendwann aufgegeben.
Wir verbrachten den Abend zusammen und unterhielten uns. Leider hat Paul nur eine Woche Zeit und muss in Le Puy aufhören,  aber wir hoffen uns morgen noch einmal zu sehen.
Meine Füße waren auch einige Stunden nach der Ankunft noch schrumpelig. Aber wir haben heute im Laden große Gefrierbeutel gekauft,  die wir uns morgen an die Füße ziehen können. Ich hoffe,  damit laufen wir trockenen Fußes.  Dieses Wetter geht uns auf die Nerven!

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