Heute
lagen 33,3 Km vor uns und entsprechend früh wollten wir aufbrechen.
Wir sind aber nicht vor 8.15 Uhr weggekommen.
Meinen
Füßen ging es heute ganz gut, ich konnte mehr oder weniger
schmerzfrei laufen. Gestern hatte ich unterwegs, weil er wehtat, den
kleinen Zeh getaped und dadurch eine Blase an der Außenseite des
Zehs verursacht. Die drückt natürlich ordentlich im Schuh. Aber
sonst ging es echt gut.
Heute
machten wir ganz in Ruhe. Wir hatten eine lange Strecke vor uns und
machten oft genug Pause, um unsere Füße zu entspannen. Wir kauften
im Supermarkt einige Leckereien und setzten uns an einen Brunnen.
Da
kamen drei Brasilianer vorbei, die mit 20 Kg laufen. Zumindest die
beiden Männer. Beide hatten sich einen Trolli gekauft, um ihr Gepäck
zu ziehen. Damit werden die in den Bergen sicher noch Spaß haben,
denn wirklich Outdoortauglich sehen die Geräte nicht aus.
Wir
liefen weiter. Ewig durch die Pampa und durch Dörfer. In einem Ort
konnten wir Kälber streicheln, die mutig an den Zaun kam, durch den
wir bequem durchgepasst hätten. Kühe kann man ja generell eher
selten streicheln, aber bei Kälbern macht es gleich doppelt so viel
Freude und Allan und ich vergaßen die Zeit und standen fast eine
Stunde bei den Tieren.
Weiter
ging es über extrem steinige Schotterpisten. Wir mussten am Wegrand
laufen, wo offenbar bereits Pilger vor uns einen Trampelpfad geebnet
hatten, denn die Steine auf dem Weg waren zu groß, um
darüberspazieren zu können.
An
einem Platz mit einer Bank stand eine große Steinfigur, der jemand
einen Stock zwischen die Beine gesteckt hatte, diesen mit einem Tuch
verhüllt hatte und der Figur ein leeres Pillenregister mit dem
draufgekritzeltem Wort "Viagra" in die Hand gelegt hatte.
Am Abend hörten wir, dass es einer der Brasilianer war und er war
sehr stolz, dass wir es gesehen und uns amüsiert hatten.
Als
wir nach einer Ewigkeit auf eine Hochebene kamen, von der aus es nur
noch bergab nach Astorga gehen sollte, kamen wir an einer alten
Lagerhalle vorbei, vor der ein Wagen mit lauter Getränken aufgebaut
war. Hier lebte David, ein Aussteiger, der, wie er erzählte, seit 3
Jahren hier in der Lagerhalle lebte, um hungrige und durstige Pilger
zu versorgen. Er hat eine Reihe frisch gepresster Biosäfte
aufgebaut und Ökokekse hingestellt. Er berichtete, dass es ihn
stört, dass der Jakobsweg so kommerziell geworden sei, dass man die
Welt im Kleinen verändern müsse und dass er deswegen hier lebt und
die Pilger versorgt.
(Das ist nicht David!) |
Nach
etwa einer halben Stunde liefen wir weiter. Wir hatten noch 6 Km vor
uns es war bereits 17.30 Uhr. Nach einem weiteren Km kamen wir aber
an einen Ort mit einer schönen Aussicht auf Astorga. Auch hier
verweilten wir noch gut 45 Minuten, bis wir uns wieder auf den Weg
machten. Als wir in einen Vorort von Astorga kamen, stand die Sonne
schon sehr tief und als wir in die Stadt kamen, ging sie hinter einem
Berg unter. Es sah toll aus und als wir zur Herberge kamen, war es
schon seit geraumer Zeit dunkel. Heute waren wir gut 10 Stunden
unterwegs und haben das sehr genossen.
Als
wir am Aussichtspunkt saßen, lief David an uns vorbei uns abends
haben Annegret und Nadja David im Supermarkt getroffen. In Jeans und
Unaussteigermäßig- Wahrscheinlich sitzt er abends nach seinen
Aussteigerreden mit Bier und Junkfood vor dem Fernseher und lacht
über die Pilger, die ihm seine Geschichten glauben. Von wegen "Gute
Aura hier oben, ohne Strom" etc.
Mein
kleiner Zeh war abends eine einzige große Blase, die ging fast
einmal herum. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich ihn
falsch abgeklebt und mir das somit selbst eingebrockt hatte. Es tat
unglaublich weh, aber ich stach sie auf und humpelte dann durch die
Herberge. Ich konnte den Fuß kaum benutzen- Wie hatte ich das den
ganzen Tag ausgehalten? Eingequetscht in den Schuhen habe ich es
wohl einfach weniger gespürt.
Hier
in der Herberge war eine weitere deutsche Studentin. Es ist gut, in
den Semesterferien zu laufen, da trifft man auf einige Gleichaltrige.
Ich finde ohnehin, dass viele Pilger recht jung sind.
Kim
hat heute ein Einzelzimmer bekommen, als man der Hospitalera
erzählte, wie sehr er schnarcht. Abends im Flur am Tisch sitzend,
um mein Tagebuch zu schreiben, habe ich ihn auch sehr gut gehört.
Aber da es hier viele kleine Zimmer gibt (4-6 Betten),war es kein
Problem, dass er sein eigenes Reich bekam.
Steine, Steine, ... |
Blick auf die Stadt und Kathedrale |
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