Samstag, 9. März 2013

9. März- Astorga (ca. 33 Km)

 Heute lagen 33,3 Km vor uns und entsprechend früh wollten wir aufbrechen. Wir sind aber nicht vor 8.15 Uhr weggekommen.
Meinen Füßen ging es heute ganz gut, ich konnte mehr oder weniger schmerzfrei laufen. Gestern hatte ich unterwegs, weil er wehtat, den kleinen Zeh getaped und dadurch eine Blase an der Außenseite des Zehs verursacht. Die drückt natürlich ordentlich im Schuh. Aber sonst ging es echt gut.
Heute machten wir ganz in Ruhe. Wir hatten eine lange Strecke vor uns und machten oft genug Pause, um unsere Füße zu entspannen. Wir kauften im Supermarkt einige Leckereien und setzten uns an einen Brunnen.
Da kamen drei Brasilianer vorbei, die mit 20 Kg laufen. Zumindest die beiden Männer. Beide hatten sich einen Trolli gekauft, um ihr Gepäck zu ziehen. Damit werden die in den Bergen sicher noch Spaß haben, denn wirklich Outdoortauglich sehen die Geräte nicht aus.
Wir liefen weiter. Ewig durch die Pampa und durch Dörfer. In einem Ort konnten wir Kälber streicheln, die mutig an den Zaun kam, durch den wir bequem durchgepasst hätten. Kühe kann man ja generell eher selten streicheln, aber bei Kälbern macht es gleich doppelt so viel Freude und Allan und ich vergaßen die Zeit und standen fast eine Stunde bei den Tieren. 
 

Weiter ging es über extrem steinige Schotterpisten. Wir mussten am Wegrand laufen, wo offenbar bereits Pilger vor uns einen Trampelpfad geebnet hatten, denn die Steine auf dem Weg waren zu groß, um darüberspazieren zu können.
An einem Platz mit einer Bank stand eine große Steinfigur, der jemand einen Stock zwischen die Beine gesteckt hatte, diesen mit einem Tuch verhüllt hatte und der Figur ein leeres Pillenregister mit dem draufgekritzeltem Wort "Viagra" in die Hand gelegt hatte. Am Abend hörten wir, dass es einer der Brasilianer war und er war sehr stolz, dass wir es gesehen und uns amüsiert hatten.

Als wir nach einer Ewigkeit auf eine Hochebene kamen, von der aus es nur noch bergab nach Astorga gehen sollte, kamen wir an einer alten Lagerhalle vorbei, vor der ein Wagen mit lauter Getränken aufgebaut war. Hier lebte David, ein Aussteiger, der, wie er erzählte, seit 3 Jahren hier in der Lagerhalle lebte, um hungrige und durstige Pilger zu versorgen. Er hat eine Reihe frisch gepresster Biosäfte aufgebaut und Ökokekse hingestellt. Er berichtete, dass es ihn stört, dass der Jakobsweg so kommerziell geworden sei, dass man die Welt im Kleinen verändern müsse und dass er deswegen hier lebt und die Pilger versorgt. 
 
(Das ist nicht David!)
Nach etwa einer halben Stunde liefen wir weiter. Wir hatten noch 6 Km vor uns es war bereits 17.30 Uhr. Nach einem weiteren Km kamen wir aber an einen Ort mit einer schönen Aussicht auf Astorga. Auch hier verweilten wir noch gut 45 Minuten, bis wir uns wieder auf den Weg machten. Als wir in einen Vorort von Astorga kamen, stand die Sonne schon sehr tief und als wir in die Stadt kamen, ging sie hinter einem Berg unter. Es sah toll aus und als wir zur Herberge kamen, war es schon seit geraumer Zeit dunkel. Heute waren wir gut 10 Stunden unterwegs und haben das sehr genossen.

Als wir am Aussichtspunkt saßen, lief David an uns vorbei uns abends haben Annegret und Nadja David im Supermarkt getroffen. In Jeans und Unaussteigermäßig- Wahrscheinlich sitzt er abends nach seinen Aussteigerreden mit Bier und Junkfood vor dem Fernseher und lacht über die Pilger, die ihm seine Geschichten glauben. Von wegen "Gute Aura hier oben, ohne Strom" etc.

Mein kleiner Zeh war abends eine einzige große Blase, die ging fast einmal herum. Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich ihn falsch abgeklebt und mir das somit selbst eingebrockt hatte. Es tat unglaublich weh, aber ich stach sie auf und humpelte dann durch die Herberge. Ich konnte den Fuß kaum benutzen- Wie hatte ich das den ganzen Tag ausgehalten? Eingequetscht in den Schuhen habe ich es wohl einfach weniger gespürt.
Hier in der Herberge war eine weitere deutsche Studentin. Es ist gut, in den Semesterferien zu laufen, da trifft man auf einige Gleichaltrige. Ich finde ohnehin, dass viele Pilger recht jung sind.
Kim hat heute ein Einzelzimmer bekommen, als man der Hospitalera erzählte, wie sehr er schnarcht. Abends im Flur am Tisch sitzend, um mein Tagebuch zu schreiben, habe ich ihn auch sehr gut gehört. Aber da es hier viele kleine Zimmer gibt (4-6 Betten),war es kein Problem, dass er sein eigenes Reich bekam.

Steine, Steine, ...
Blick auf die Stadt und Kathedrale

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