Samstag, 16. März 2013

16. März- Portomarin (ca. 23 Km)


Da wir nicht wussten, ob wir heute zu einer bestimmten Zeit aus dem Haus sein mussten, frühstückten wir in der Herberge und gingen danach in eine Bar, damit die Kaffeemenschen ihren Kaffee bekommen konnten. Heute hatten wir wieder einen recht kurzen Tag und konnten in Ruhe starten.
Auf dem Weg trafen wir ein spanisches Paar (oder Freunde) und die Frau hatte 4 Kuscheltiere am Rucksack, unter Anderem auch eine Ice Age- Figur. Ich wollte ein Bild von Scrat und Sid machen, aber die Frau, die eine Behinderung hatte und zudem kein Englisch konnte, verstand nicht, was ich von ihr wollte, als ich mit Scrat und Kamera auf sie zukam und drehte sich immer mit und wir uns somit im Kreis. Ich habe es dann aber irgendwann doch noch geschafft und habe schnell ein Foto geschossen.


Meine Blase tat heute unverschämt weh und es wurde von Kilometer zu Kilometer schlimmer. Da die Blase so weit oben am Fuß war (knapp unter den Zehen), konnte ich die Stelle nicht tapen und entlasten. Ich hatte mir bereits gestern den Kopf zerbrochen, wie ich diese Stelle schützen und entlasten könnte, aber mir fiel nichts ein. Ich wollte auch keine neuen Blasen provozieren, indem ich zwischen den Zehen Tape klebte.
Ich spürte, wie die Blase wuchs und konnte nichts dagegen machen.

Heute kamen wir am 100 Km- Stein vorbei. Nur noch 100 Km! Das klingt nach 700 Km, die bereits hinter uns liegen, nach einem Kinderspiel und in ein paar Tagen werden wir in Santiago sein…


 Als wir Pause machten, holte uns Sandra ein , eine Schweizerin, die wir in Sarria kennengelernt haben. Sie schläft in Hotels oder privaten Herbergen und hat mir aus dem Hotel von gestern 3 kleine Flaschen Shampoo, Duschgel und Bodylotion mitgebracht. Für den Fall, dass sie mich noch mal wiedersieht. Das fand ich richtig lieb und was sie nicht wusste war, dass ich in Villafranca mein Duschzeug habe stehenlassen und die letzten Tage immer Seife ausleihen musste. Außerdem waren meine Beine so trocken, dass ich schon seit ein paar Tagen überlege, eine Creme zu kaufen. Und da kommt sie und bringt mir einfach alles, was ich brauche.

Heute hatten wir auf dem Weg noch ein sehr interessantes Erlebnis: Als wir auf einer Straße zwischen zwei Dörfern entlangliefen, sahen wir eine lange Schlange von Raupen. Sie liefen ganz dicht hintereinander, Raupe an Raupe. So etwas hat noch niemand von uns gesehen.
Alex, Allan, Nadja, Hogy und ich blieben also staunend stehen und bewunderten die Raupenkette. Allan lenkte mit seinem Pilgerstab die Kolonne von der Straße, da wir nicht wollten, dass sie überfahren werden.
Als ein Traktor kam, stellte ich mich mitten auf die Straße und lotste das Riesengefährt vorbei. Der Bauer lachte und fand es bestimmt süß, dass wir die Raupen retten wollten und er fuhr ohne zu Murren den kleinen Schlenker.
Als noch ein Auto kam, guckte der Fahrer nur mürrisch und drosselte auch kaum sein Tempo. Wir blieben aber mutig auf der Fahrbahn stehen, so dass er auf der linken Seite vorbeifuhr. Hauptsache, die letzte Raupe blieb unverletzt.
Als die Anführerraupe den Grünstreifen erreichte, versuchte sie, sich einzubuddeln- Die anderen Raupen raupten neben sie und es schien, als wollten sie eine Raupenpyramide bauen, um Danke zu sagen. So konnten wir nach 20- 30 Minuten beruhigt unsere Reise fortsetzen.





Die letzten Kilometer vor Portomarin waren eine ganz harte Sache für mich. Der Ort lag früher in einem Tal, das aber geflutet wurde. So wurde das Dorf auf den Berg versetzt und sogar die Kirche hat man Stein für Stein beschriftet, abgetragen und wieder aufgebaut. Ich konnte kaum noch auftreten, so sehr schmerzte mein Fuß und ich humpelte in Richtung Portomarin. Als wir den Ort sehen konnten und eine lange Brücke überquerten, setzte ich mich ein paar Meter nach vorn ab, um ungesehen ein paar Schmerzenstränen zu verdrücken. Es brannte und schmerzte so, dass ich nicht anders konnte.
Als ich in der Herberge endlich (weinend) aus den Stiefeln kam, sah ich das Unglück: Die Blase war vom Fußballen in Richtung Zehen und den halben "Mittelzeh" hochgewachsen. Mit jedem Schritt, den ich tat, drückte ich beim Abrollen des Fußes die Wundflüssigkeit in der Blase nach vorn und somit ist die Blase gewachsen. Nach dem Duschen stach ich die Blase auf und es war so ein hoher Druck drauf, dass eine kleine Fontäne herauskam.
Im Supermarkt kaufte ich eine kleine Flasche Jod, um die Blase sauberzuhalten, denn ich werde sie auch weiterhin nicht abdecken können. Ich zog einen Faden durch die Blase, damit sie sich nicht wieder verschließen und neu füllen würde. Durch den Faden tritt die Flüssigkeit heraus. Ein Trick, den ich auch erst hier auf dem Camino gelernt habe.

Kleines Dorf am Weg
 Da es in der Herberge nur einen Topf gab, kochten Allan, Nadja, Hogy, Kim und ich zusammen. Zuerst 2 Ladungen Nudeln, dann Tomatensauce mit Würstchen, Zwiebeln und Käse. Ein gutes Essen. Während die Anderen kochten, saß ich am Tisch und unterhielt mich mit Johannes (einem der beiden Wandersleute) und 2 älteren deutschen Damen.
Abends telefonierte ich mit Johannes und plante langsam meine Rückreise. Derzeit habe ich weder die Kraft noch die Motivation, nach Finisterre weiterzulaufen und werde bestimmt den Bus nehmen. Ich werde also vermutlich am Samstag der nächsten Woche die Rückreise antreten und mich auf gut 30 Stunden Busfahrt einrichten.
Ich habe nicht mehr so viel Lust weiterzulaufen und das Wetter wird auch schlechter. Es sind nur noch 4 Tage bis Santiago. Es gibt vorher auch keine besondere Stadt oder Stelle mehr. Wir sind jetzt also im Endspurt und voll auf Santiago ausgerichtet.

Unter den Pilgern sind derzeit zwei ältere italienische Herren, die einfach nicht verstehen können, warum alle lachen, wenn sie sich vorstellen. Sie heißen nämlich- und das ist kein Witz- Mario und Luigi!
Außerdem ist Mario klein und kräftig und Luigi groß und dünn.

Gruselige Statue

Ducks Visitenkarte- Wie ein kleines "Hallo" :)

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