SANTIAGO!!
Wir sind echt da-
Wahnsinn! Nach 33 Tagen und nach 800 Kilometern sind wir wirklich angekommen.
Heute morgen kamen
wir schlecht aus dem Bett, denn aufstehen und losgehen bedeutet, dass wir bald
ankommen. Und wir waren uns immer nicht so ganz sicher, ob wir das wirklich
wollten. Ich freue mich schon sehr, wieder nach Hause zu kommen und wäre am
Liebsten schon wieder bei Johannes und meinen Katzen. Andererseits will ich die
letzten Stunden der Pilgerreise und die kommenden Tage am Meer so gut wie
möglich auskosten und genießen, denn
diese Zeit wird nie wiederkommen.
Irgendwann rafften
wir uns auf und liefen los. Die Zahlen auf den Kilometersteinen wurden immer
kleiner und wir kamen dem Monte do Gozo- dem Berg der Freude, immer näher. Von
dort aus kann man wohl Santiago und die Kathedrale sehen und dann freut man sich
ganz doll, bevor man die letzten 5 Km durch die Stadt zum Vorplatz der
Kathedrale läuft.
Heute trafen wir
auch wieder auf Sandra. Da sie ja in Hotels schläft, wissen wir nie genau, ob
und wann wir sie wiedersehen. Wir freuten uns, sie getroffen zu haben und
liefen mit ihr zum Monte do Gozo.
Der war- als wir
endlich angekommen waren- eine echte Enttäuschung. Die Sicht auf Santiago ist
durch mehrere Reihen gepflanzter Tannen oder so versperrt. Warum macht man sowas?
Fanden die Leute es
lustig, den Pilgern die Sicht zu rauben und haben deswegen die großen Bäume
gepflanzt, die auch im Winter ihr grünes Kleid behalten?
Hier hätte man vielleicht die Kathedrale sehen können... |
Man konnte hinter
weiteren Bäumen und Häusern eine Stadt erahnen, aber da ich das seit Beginn der
Pilgerreise weiß, hat mir die bloße Information keine besondere zusätzliche
Freude bereitet. Es hat mich eigentlich gar nicht erfreut.
Dennoch haben wir
auf dem Berg eine Pause und Bilder gemacht und dann sind wir in der Gruppe in die Stadt gezogen:
Allan, Hogy, Jonas, Kim, Sandra, Annegret, Nadja und ich. Der Weg zur
Kathedrale zog sich hin, da wir nach ein paar hundert Metern (oder einem
Kilometer, wer weiß das schon) bereits
die ersten Straßen von Santiago durchliefen. Nach einer halben Stunde kamen wir
der Innenstadt näher und trafen Alex, der gerade zurück zur Herberge wollte. Er
schläft auf dem Monte do Gozo, weil es dort günstiger ist als in der Stadt zu
schlafen und weil er morgen zum Flughafen laufen muss, der vor den Toren der
Stadt liegt. Er hat kein Geld mehr für den Bus zum Flughafen und für Essen. Er
entschied sich aber, noch mit uns zur Kathedrale zu kommen.
Auf dem Weg zur Kathedrale |
Wir liefen durch die
Altstadt und versuchten zu realisieren, dass wir das Ende unserer Reise
erreicht hatten. Es war nicht möglich- Oder doch?
Die letzten Wochen
war Santiago unser Ziel, auf das wir uns zwar ausrichteten, aber das in weiter
Ferne lag und jetzt waren wir tatsächlich in der Stadt…
Wie unerreichbar
schien es an schweren Tagen voller Schmerzen und der Sehnsucht, anzukommen.
Als wir vor der
Kathedrale standen, waren wir alle sprachlos und brauchten einen Moment für
uns. Jeder für sich.
Manche haben sich
hingesetzt, manche standen einfach nur staunend vor der großen Kirche. Ich
legte meinen Rucksack ab, blickte zur Kathedrale und setzte mich dann. Die
Kathedrale ist beeindruckend. Nicht nur von der Größe, sondern auch von ihrer
Bedeutung her.
Dies ist das Ende
unserer Pilgerreise.
Man kann nicht
beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man nach Wochen am Ziel ist. Nachdem wir
uns umarmt, beglückwünscht und ein
bisschen geweint hatten, saßen wir einfach über eine Stunde vor der Kathedrale.
Ich schrieb eine SMS an meine Eltern und Johannes und mein Vater machte einen Screenshot unserer Gruppe über die Webcam.
Ich schrieb eine SMS an meine Eltern und Johannes und mein Vater machte einen Screenshot unserer Gruppe über die Webcam.
Irgendwann ging ich
mit Allan in die Kathedrale, um sie anzuschauen. Sie ist hübsch, aber nicht
umwerfend, von außen beeindruckender als von innen.
Danach schmiedeten
wir Pläne für den Rest des Tages. Allan und Hogy wollten ihr
"Victorymeal" unbedingt bei Burger King einnehmen, das hatten sie
seit Langem geplant. Nach einiger Zeit entschlossen sich alle, mitzukommen.
Ich erinnerte mich
an die 5€, die noch in meiner Jacke waren. Die hatten wir ja im Schlafsaal in
Villafranca gefunden und vermuteten, dass sie Kitty gehören. Die haben wir aber nicht wiedergetroffen und so hatte ich die Idee, das Geld Alex zu geben, damit er sich
noch etwas zu essen kaufen konnte. Er kam mit zu Burger King und freute sich,
dass er sich auch etwas holen konnte.
Wir ließen uns allen Papierkronen geben und setzten sie auf- Denn wir waren Champions!
Vorher haben wir
natürlich unsere Compostela abgeholt. Kein besonders hübsches Dokument und wo
man gestartet ist, hat die Leute auch nicht interessiert. Wir hätten uns über
Standing Ovations und Applaus schon gefreut, aber stattdessen mussten wir ein
Zettelchen ausfüllen, die Aufbewahrungsrolle bezahlen und das wars.
Nach dem Essen zogen
wir in der Gruppe zur Herberge, die Kronen auf dem Kopf. Wir buchten gleich für
2 Nächte und bezogen unser Lager. Eigentlich wollten wir uns um 19 Uhr noch mit
Teresa, Sandra und einigen Anderen, die wir getroffen hatten, an der Kathedrale
treffen, aber wir kamen erst nach 19 Uhr in der Herberge an. Wir verlegten das
Treffen auf 20 Uhr, um es dann später wieder abzusagen. Wir waren alle einfach
erschöpft und unmotiviert und hatten wenig Lust, noch durch die laute und große
Stadt zu streifen.
Wir verabredeten uns
für morgen nach der Messe. Wir konnten uns nur noch aufraffen, um einkaufen zu
gehen. Wir kauften alles, was das Herz begehrt. Leckeres Essen, Süßigkeiten,
Chips, Bier, Wein, Liköre… Und verbrachten einen schönen und lustigen Abend in
der Herberge. Lange Zeit saßen wir vor der Tür und genossen den Ausblick und
den Moment. Aber dann wurde es zu kalt und wir gingen rein.
Besonders lange
haben wir aber nicht mehr gemacht, irgendwann sind wir alle müde in die
gemütlichen Einzelbetten gefallen.
Aussicht von der Herberge |
Scrat kann es auch kaum glauben. Angekommen! |
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