Mittwoch, 20. März 2013

20. März- Santiago de Compostela! (ca. 21 Km)


SANTIAGO!!
Wir sind echt da- Wahnsinn! Nach 33 Tagen und nach 800 Kilometern sind wir wirklich angekommen.

Heute morgen kamen wir schlecht aus dem Bett, denn aufstehen und losgehen bedeutet, dass wir bald ankommen. Und wir waren uns immer nicht so ganz sicher, ob wir das wirklich wollten. Ich freue mich schon sehr, wieder nach Hause zu kommen und wäre am Liebsten schon wieder bei Johannes und meinen Katzen. Andererseits will ich die letzten Stunden der Pilgerreise und die kommenden Tage am Meer so gut wie möglich auskosten und  genießen, denn diese Zeit wird nie wiederkommen.
Irgendwann rafften wir uns auf und liefen los. Die Zahlen auf den Kilometersteinen wurden immer kleiner und wir kamen dem Monte do Gozo- dem Berg der Freude, immer näher. Von dort aus kann man wohl Santiago und die Kathedrale sehen und dann freut man sich ganz doll, bevor man die letzten 5 Km durch die Stadt zum Vorplatz der Kathedrale läuft.


Heute trafen wir auch wieder auf Sandra. Da sie ja in Hotels schläft, wissen wir nie genau, ob und wann wir sie wiedersehen. Wir freuten uns, sie getroffen zu haben und liefen mit ihr zum Monte do Gozo.
Der war- als wir endlich angekommen waren- eine echte Enttäuschung. Die Sicht auf Santiago ist durch mehrere Reihen gepflanzter Tannen oder so versperrt. Warum macht man sowas?
Fanden die Leute es lustig, den Pilgern die Sicht zu rauben und haben deswegen die großen Bäume gepflanzt, die auch im Winter ihr grünes Kleid behalten?
Hier hätte man vielleicht die Kathedrale sehen können...
Man konnte hinter weiteren Bäumen und Häusern eine Stadt erahnen, aber da ich das seit Beginn der Pilgerreise weiß, hat mir die bloße Information keine besondere zusätzliche Freude bereitet. Es hat mich eigentlich gar nicht erfreut.
Dennoch haben wir auf dem Berg eine Pause und Bilder gemacht und dann sind  wir in der Gruppe in die Stadt gezogen: Allan, Hogy, Jonas, Kim, Sandra, Annegret, Nadja und ich. Der Weg zur Kathedrale zog sich hin, da wir nach ein paar hundert Metern (oder einem Kilometer, wer weiß das schon)  bereits die ersten Straßen von Santiago durchliefen. Nach einer halben Stunde kamen wir der Innenstadt näher und trafen Alex, der gerade zurück zur Herberge wollte. Er schläft auf dem Monte do Gozo, weil es dort günstiger ist als in der Stadt zu schlafen und weil er morgen zum Flughafen laufen muss, der vor den Toren der Stadt liegt. Er hat kein Geld mehr für den Bus zum Flughafen und für Essen. Er entschied sich aber, noch mit uns zur Kathedrale zu kommen.

Auf dem Weg zur Kathedrale
 Wir liefen durch die Altstadt und versuchten zu realisieren, dass wir das Ende unserer Reise erreicht hatten. Es war nicht möglich- Oder doch?
Die letzten Wochen war Santiago unser Ziel, auf das wir uns zwar ausrichteten, aber das in weiter Ferne lag und jetzt waren wir tatsächlich in der Stadt…
Wie unerreichbar schien es an schweren Tagen voller Schmerzen und der Sehnsucht, anzukommen.

Als wir vor der Kathedrale standen, waren wir alle sprachlos und brauchten einen Moment für uns. Jeder für sich.
Manche haben sich hingesetzt, manche standen einfach nur staunend vor der großen Kirche. Ich legte meinen Rucksack ab, blickte zur Kathedrale und setzte mich dann. Die Kathedrale ist beeindruckend. Nicht nur von der Größe, sondern auch von ihrer Bedeutung her.

Dies ist das Ende unserer Pilgerreise.


Man kann nicht beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man nach Wochen am Ziel ist. Nachdem wir uns umarmt, beglückwünscht  und ein bisschen geweint hatten, saßen wir einfach über eine Stunde vor der Kathedrale.
Ich schrieb eine SMS an meine Eltern und Johannes und mein Vater machte einen Screenshot unserer Gruppe über die Webcam.
Irgendwann ging ich mit Allan in die Kathedrale, um sie anzuschauen. Sie ist hübsch, aber nicht umwerfend, von außen beeindruckender als von innen.

Danach schmiedeten wir Pläne für den Rest des Tages. Allan und Hogy wollten ihr "Victorymeal" unbedingt bei Burger King einnehmen, das hatten sie seit Langem geplant. Nach einiger Zeit entschlossen sich alle, mitzukommen.
Ich erinnerte mich an die 5€, die noch in meiner Jacke waren. Die hatten wir ja im Schlafsaal in Villafranca gefunden und vermuteten, dass sie Kitty gehören. Die haben wir aber nicht wiedergetroffen und so hatte ich die Idee, das Geld Alex zu geben, damit er sich noch etwas zu essen kaufen konnte. Er kam mit zu Burger King und freute sich, dass er sich auch etwas holen konnte.
Wir ließen uns allen Papierkronen geben und setzten sie auf- Denn wir waren Champions!
Vorher haben wir natürlich unsere Compostela abgeholt. Kein besonders hübsches Dokument und wo man gestartet ist, hat die Leute auch nicht interessiert. Wir hätten uns über Standing Ovations und Applaus schon gefreut, aber stattdessen mussten wir ein Zettelchen ausfüllen, die Aufbewahrungsrolle bezahlen und das wars.

Nach dem Essen zogen wir in der Gruppe zur Herberge, die Kronen auf dem Kopf. Wir buchten gleich für 2 Nächte und bezogen unser Lager. Eigentlich wollten wir uns um 19 Uhr noch mit Teresa, Sandra und einigen Anderen, die wir getroffen hatten, an der Kathedrale treffen, aber wir kamen erst nach 19 Uhr in der Herberge an. Wir verlegten das Treffen auf 20 Uhr, um es dann später wieder abzusagen. Wir waren alle einfach erschöpft und unmotiviert und hatten wenig Lust, noch durch die laute und große Stadt zu streifen.
Wir verabredeten uns für morgen nach der Messe. Wir konnten uns nur noch aufraffen, um einkaufen zu gehen. Wir kauften alles, was das Herz begehrt. Leckeres Essen, Süßigkeiten, Chips, Bier, Wein, Liköre… Und verbrachten einen schönen und lustigen Abend in der Herberge. Lange Zeit saßen wir vor der Tür und genossen den Ausblick und den Moment. Aber dann wurde es zu kalt und wir gingen rein.
Besonders lange haben wir aber nicht mehr gemacht, irgendwann sind wir alle müde in die gemütlichen Einzelbetten gefallen.
Aussicht von der Herberge

Scrat kann es auch kaum glauben. Angekommen!

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