Heute schliefen wir
etwas länger, da wir in Arzua in den Supermarkt mussten. Der Ort war aber nur
3,5 Km entfernt und die Läden öffnen erst um 9.30 Uhr. Außerdem hatten wir nur
23 Km vor uns und konnten uns Zeit lassen. Das tun wir jetzt ohnehin, denn morgen
werden wir in Santiago ankommen und ich habe das Gefühl, dass man jetzt jeden
Moment versucht, besonders zu genießen.
Heut war es trocken,
morgens zwar neblig, aber mittags kam die Sonne raus.
In Arzua kauften wir
ausgiebig ein- Wir hatten Hunger!
Wir setzten uns auf
die Tische vor einer Bar und aßen in aller Ruhe. Die Barfrau war nicht gerade
begeistert, dass von 4 Gästen, die alle ihr Privatzeug auspackten, nur 2 etwas
bestellten. Aber das kümmerte uns nicht, wir sind Pilger und man kennt das hier.
Nebel am Morgen |
Immer wieder
sprachen wir darüber, wie komisch es ist, morgen in Santiago anzukommen. Das kann sich keiner von uns so richtig
vorstellen. Wir sind jetzt so lange unterwegs, es fühlt sich beinahe an wie
mehrere Monate und morgen soll es dann vorbei sein?
Auf dem Weg wollten
wir in einer Bar Pause machen, die meinem Buch zufolge ganz toll sein sollte.
Als wir in den besagten Ort kamen, war am Ortseingang eine Bar, aber wir
wollten ja zur Bar am Ortstausgang, also liefen wir daran vorbei. Wir wussten
zwar nicht, was an der Bar so toll sein sollte, aber wir wollten es
herausfinden.
Als wir ankamen, war
die Bar geschlossen, das Gelände verdreckt und das Gebäude zur Vermietung
ausgeschrieben. Also drehten wir um und liefen zurück zur anderen Bar.
Unterwegs trafen wir einen kleinen Hund, der sich uns anschloss. Da ich noch
ein paar Würstchen hatte (die wir zum Kochen nutzen, aber wann würde die
nächste Küche kommen?), gab ich sie dem Hund und daraufhin wich mir das Tier
nicht mehr von der Seite. Im Gegenteil: Die kleine Dame rutschte immer dichter
an mich heran und ignorierte die Lockrufe der Jungs. Ich musste schon
rübergehen, damit der Hund in die Reichweite der Jungs kam. Vermutlich hatte sie die Hoffnung, dass ich noch ein paar Würstchen hatte, nicht aufgegeben und
blieb immer dicht bei mir.
Wir liefen
irgendwann, als wir noch mit der Barkatze gespielt hatten, weiter und der Hund
kam mit. Wie ein Pilgerführer lief die Kleine vor uns her. Allan
synchronisierte den Hund "Look! This is green. I love green! This is a
tree. I love trees!" und so weiter. So merkten wir nicht, dass wir falsch
abgebogen waren. Der Hund blieb an der Weggabelung stehen und wir machten noch
Witze, dass sie nicht weiter mitkam, weil dies nicht der Camino war. Aber dann
sahen wir an einer Hauswand wieder einen gelben Pfeil und eine Muschel, die an
die Hauswand gesprüht waren.
Plötzlich öffnete
sich ein Fenster und eine alte Frau streckte den Kopf aus dem Fenster und
zeigte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Sie erklärte, dass diese
Pfeile ein Streich von Kindern waren, um Pilger zu verwirren.
Wir drehten um und
merkten, dass wir auch gar nicht wieder an der geschlossenen Bar vorbeikommen
waren. Wir überlegten, ob die Hündin vielleicht mit der Sprayerbande gemeinsame
Sache machte, weil sie uns in die falsche Richtung hatte laufen lassen.
Als wir einige Zeit
auf dem richtigen Weg weitergepilgert waren, kamen wir an eine coole Bar mit
Hippies und vollgesprühten Wänden. Wir tranken etwas und dann fragte der Hippie
herum, ob jemand Gitarre spielen oder trommeln könne. Allan trommelte, während
der Mann dazu Flöte spielte. Kim hatte in der Bar etwas gegessen und Wein
getrunken und wurde dann spontan eingeladen und musste nichts zahlen.
Nach einer ganzen
Weile pilgerten wir auf unsere letzte Herberge vor Santiago zu.
Als wir ankamen
hörten wir, dass Annegret heute hierher kommen würde- Also konnten Nadja und
Annegret zusammen nach Santiago laufen. Nadja hätte sonst morgen auf dem Monte
do Gozo auf sie gewartet.
Worüber wir uns auch
sehr freuten war, dass Annegret Jonas mitbrachte. Wir freuten uns sehr, die
Beiden wiederzusehen.
Am Abend kochten wir
ausgiebig, denn die Herberge hatte nicht nur eine Küche mit Ausstattung,
sondern auch Gewürze. Was Hogy aber erst merkte, nachdem er seinen
Tiefkühlfisch ohne Öl und Gewürze zubereitet hatte. Er hatte ein paar Chips
zerbröselt, um damit den Fisch zu würzen, bis jemand ihm vom Gewürzschrank
erzählte.
Vor uns hatten 4 junge Deutsche die Küche genutzt, neues Öl gekauft und mitgenommen. Offenbar hatten
sie beschlossen, den Liter Öl nach Santiago zu tragen. Da sie ein bisschen
komisch waren , wollte auch niemand fragen, ob sie etwas vom Öl abbekommen
könnten.
Allan und ich nutzen
zum "anbraten" unserer Würstchen und Zwiebeln kurzerhand Rotwein, was erstaunlich
gut schmeckte.
Hogy nutzte Wasser
und versaute sein Essen total. Wie so oft schmeckte es "pretty
shitty".
Die Deutschen, die
sich "La quatro Pelegrinas" nannten, obwohl sie einen Jungen
dabeihatten, saßen im Schlafsaal, tranken eine Menge Wein, waren laut und
grölten Lieder. Sie nahmen keinerlei Rücksicht auf die anderen Pilger.
Vielleicht wollten sie auch einfach Party machen und billig unterkommen?
Der Weg ist jetzt so
voller 100 Km- Pilger, dass man kaum noch allein laufen kann. Ständig hat man
vor und hinter sich andere Pilger. Wie kann man das im Sommer, wenn alles
voller Pilger ist, bloß aushalten? Sommerpilger werde ich wohl nie werden.
Zumindest nicht auf dem Camino Frances, also dem bekanntesten Weg, auf dem wir
gerade sind.
Heute habe ich der
Hospitalera die Schnarchaufnahme von Kim vorgespielt, um zu untermalen, warum
er ein Einzelzimmer haben wollte. Sie fand das Schnarchen zwar beeindruckend,
wollte aber keinen zweiten Schlafsaal öffnen. Später haben es noch mal zwei Männer
versucht, die Spanisch konnten und da hat sie sich erweichen lassen. Wir saßen
den Abend in der Gruppe zusammen, knabberten Sonnenblumenkerne und genossen das
Wiedersehen mit Jonas und Annegret. Morgen geht es nach Santiago….
Galicische Eukalyptuswälder |
Scrat in Hogys Schlafsack |
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