Wir sind am Meer- Am
Ende der Welt!
Und es ist wunderschön hier.
Nadja und Annegret
laufen nach Finisterre, auch wenn Nadja einen Kater von gestern hat. Ich weckte
die Jungs zeitig, damit wir rechtzeitig zum Busbahnhof kamen. Wir mussten uns
bald auf den Weg machen und mit Packen und
Verabschieden war die Zeit recht knapp. Hogy kam wie immer schlecht aus dem Bett
und trödelte, so dass wir echt in Zeitdruck gerieten. Wir verabschiedeten uns
von den Anderen. Kim hatte noch eine Ladung Wäsche angemacht und würde einen
späteren Bus nehmen. Wir liefen los, mussten uns beeilen und am Ende sogar
rennen.
Hogys schlechter
Orientierungssinn war dabei nicht gerade hilfreich, aber ausgerechnet er hatte in der
Herberge den Weg erfragt.
Im Busbahnhof irrten
wir kurz umher, weil wir nicht wussten, wo wir hinmussten. Wir wurden von einem
Mann im Erdgeschoss nach oben zum Schalter geschickt, sahen den Bus aber schon
unten stehen. Wir fanden keinen Schalter, an dem wir die Fahrkarten kaufen
konnten und beschlossen zu versuchen, im Bus zu zahlen. Man hatte mir in der
Touristeninformation gesagt, dass es möglich sei. In letzter Minute stiegen wir
ein. Der Fahrer war verärgert, weil wir noch keine Fahrkarten hatten und er
pünktlich loswollte. Mürrisch erlaubte er uns, einzusteigen und wir mussten das
Geld passend im Bus zusammensammeln.
Die Fahrt dauerte
gut 3 Stunden und es war seltsam, nach all den Wochen so schnell die Kilometer
verstreichen zu sehen. Wie lange hatten wir gebraucht, 10 Km zu laufen- Rund 2
Stunden. Und jetzt brauchten wir dafür nur wenige Minuten.
Wir konnten immer
wieder das Meer sehen und hatten eine wunderschöne Aussicht.
Als wir in
Finisterre ankamen, wurden wir von einem Haufen Menschen angequatscht, die uns
überreden wollten, in ihrer Pension zu schlafen. Wir hatten uns aber schon eine
kleine Herberge aus meinem Buch herausgesucht und liefen dahin. Die Herberge
war in einem kleinen Haus mit einer gut eingerichteten Küche und 6 Bett-
Zimmern. Außerdem gab es- sehr zu Allans und meiner Freude- einen süßen
Herbergshund, mit dem wir spazieren gehen durften.
Der Hospitalero
meinte, dass man dem Hund nur "Alma, vamos a la playa" sagen müsse
und dann bringe er uns zum Strand. Wir liefen los und der Hund brachte uns in
einen Wald und seltsamerweise ging es immer weiter bergauf. Ich bezweifelte,
dass dies der Weg zum Strand war, aber die Jungs wollten lieber dem Hund
glauben. Irgendwann kamen wir aus dem Wald heraus und sahen im Tal eine Bucht.
Wir waren sehr weit über dem Meeresspiegel und würden sicher nicht mehr zu
einem Strand kommen. Hogy und ich beschlossen, umzudrehen, denn wir wollten
gern zum Strand. Allan lief mit Alma weiter und erzählte später, dass er noch
wilde Ziegen gesehen hätte.
Auf dem Weg zum "Strand" mit Alma |
Ich lief mit Hogy
wieder runter und zum Strand. Wir zogen uns die Schuhe aus und liefen durch den
Sand. Wir genossen es, am Meer zu sein- Für Allan, der in Vancouver in der Nähe
vom Strand wohnt, ist das nicht so beeindruckend.
Wir hielten uns eine
Weile am Wasser auf, bis ein Anruf von Kim kam. Er war inzwischen angekommen
und wollte sich mit uns treffen. Da wir auf der anderen Seite des Ortes waren,
brauchten wir etwas, um zum Busbahnhof zu laufen. Immer wieder rief Kim an und
fragte, wo wir sind. Irgendwann erfuhr Hogy, dass Kim nur noch knapp 25 Minuten
Zeit hatte, bis der Bus zurückfuhr und er den nehmen musste, weil er heute
Nacht den Zug nach Barcelona nehmen würde.
Wir wunderten uns
und rannten los. War er wirklich 3 Stunden gefahren, um nicht einmal eine
Stunde bleiben zu können? Warum hatte er dann noch Wäsche gewaschen und war
nicht mit uns gefahren?
Als wir ankamen,
hatte er nur noch 15 Minuten Zeit. Er nahm sich ein Taxi, ließ sich schnell die
3 Km zum Kap herauffahren, knipste ein Foto und fuhr zurück. Das war wirklich
verrückt! Wir mussten den Bus noch aufhalten und Kim kam im Allerletzten Moment
angerannt, schmiss seinen Rucksack in den Bus und weg war er. So etwas
kann auch nur Kim bringen!
Später machte ich
mich mit Allan, Hogy und You- Jin, die wir hier wiedergetroffen hatten, auf den
Weg zum Kap. Wir hatten uns einige Getränke mitgebracht und Sachen ausgesucht,
die wir verbrennen wollten. Das ist Tradition und die Jungs und ich wollten auch
nicht darauf verzichten.
Wir setzten uns ans
Kap und genossen die wunderschöne Aussicht aufs Meer. Früher dachte man, dass
hier die Welt zu Ende sei und nun musste auch der letzte Pilger einsehen, dass
man nicht mehr weiterlaufen kann.
Wir tranken unser
Bier, rauchten eine Zigarrette (Allan hatte vom Hospitalero etwas Gras bekommen
und rauchte einen Joint) und dann kam der Moment, auf den Allan und ich uns
lange gefreut hatten: Wir mussten Hogy ein Geständnis machen.
In den letzten
Wochen war ihm immer wieder auf unerklärliche sein Handy abhanden bekommen oder er
hatte es an den unmöglichsten Stellen liegenlassen.
Mal lag es auf dem Bett, war weg, er suchte es überall und dann lag es plötzlich halb unter dem Kissen. Mal hatte er es auf dem Tisch liegenlassen und tauchte in einem anderen Raum wieder auf. Einmal, als er es auf dem Bett vermutete, lag es plötzlich ein Stockwerk tiefer vor der Tür neben dem Aschenbecher. Hogy lachte jedes mal über seine Verplantheit und rief "Oooh. I'm so stupid!" Nun, das waren immer wir gewesen. Ich weiß gar nicht mehr, wann es angefangen hat, aber irgendwie hatten wir in den letzten Wochen immer wieder das Handy verschwinden und wieder auftauchen lassen und uns jedes Mal kaputtgekichert. Hogy hatte nie etwas mitbekommen. Leider aber Kim. Er hatte mich 2x gesehen und nicht verstanden, dass ich einen Scherz mache und hatte es Hogy in Santiago erzählt. Das hatten wir nicht mitbekommen, aber dennoch hatten wir große Freude daran, über unsere Streiche zu lachen.
Kilometer 0,0 - Weiter gehts nicht. |
Metallschuh am Kap |
Der Himmel war nicht
ganz klar und so verschwand die Sonne nicht am Horizont, sondern hinter einer
Wolke, aber dennoch war es ein hübscher Anblick, den wir schweigend genossen.
Danach blieben wir
noch eine ganze Weile sitzen. Wir waren fast allein gewesen und die wenigen
anderen Pilger waren inzwischen abgezogen. You- Jin fror und wollte in der Bar
im Leuchtturm warten.
Wir versuchten, ein
Feuerchen zu entfachen, aber das war gar nicht so leicht. Wir schafften es aber
mit Papier und Hogys Boxershort. Es entzündete sich ein Feuer und wir
verbrannten unsere Sachen. Ich opferte meine Crocs, ehrlich gesagt, ohne mir
Gedanken darüber zu machen, dass es keine besonders umweltfreundliche
Entsorgung war.
Als es schon spät
und kalt war, liefen wir zurück zur Herberge. You- Jin war etwas angetrunken
und lief mit Allan hinter Hogy und mir. Wir eilten voraus, um uns hinter einer
Pilgerstatue, die am Wegesrand stand, zu verstecken und die Beiden zu
erschrecken. Es klappte außerordentlich gut, dabei hatten wir sie zuvor schon
einmal überrascht und Allan hatte sich fast in die Hose gemacht vor Schreck.
Eigentlich hatten
wir geplant, morgen wieder nach Santiago zu fahren, weil ich übermorgen zeitig
am Busbahnhof sein muss, aber der Hospitalero hat uns angeboten, dass ein
Freund oder so uns fahren würde. Wir könnten so noch eine weitere Nacht bleiben und es würde auch nicht mehr kosten, als Bus zu fahren.
Wir verbrachten
einen schönen Abend in der Herberge und gingen gut gelaunt ins Bett. Wir
freuten uns darauf, noch einen ganzen Tag am Meer sein zu können, vor Allem bei
diesem herrlichen Wetter.
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