Gestern konnte ich
überhaupt nicht einschlafen. Mein ausgedehnter Mittagsschlaf hatte zur Folge, dass ich nicht müde wurde
und ewig herumlag. Mein Körper wollte nicht in den Stand- by- Modus gehen.
Meine Gedanken kreisten lange Zeit um verschiedene Themen und irgendwann
schlief ich ein.
Nach dem Frühstück
brachen Allan und ich- wie immer als Letztes- auf, dabei war es erst 8 Uhr.
Allan hatte seine
Sandalen an und seine Füße fühlten sich nach der Pause gut an. Er hatte gestern
die Haut um die Blasen herum abgeschnitten und nur noch eine Blase, die noch
nicht ganz verheilt war. Auch meine Füße fühlten sich gut an und so waren wir
motiviert, die vor uns liegenden 33 Km zu meistern.
Nach 5 Km mussten
wir uns zwischen zwei Wegen entscheiden und nahmen dann aus Versehen den Weg,
den wir meiden wollten. Dieser führte uns über eine alte Römerstraße und das
bedeutet Steine ohne Ende. Der andere Weg, der extra für Pilger angelegt worden
war, sieht aber vielleicht auch nicht besser aus, aber es sollte eine
Raststätte für Pilger geben. Nun gut, auch hier würden wir schon einen Ort zum
pausieren finden. Nach etwa 10 Km kamen wir in ein Dorf, in dem wir unsere
Flaschen auffüllten, denn auf den kommenden 18,5 Km würde es dazu keine
Gelegenheit geben. Kein Dorf, kein Schatten, kein Wasser. Heute war es sehr
kalt, aber sonnig. Am Abend merkte ich beim Blick in den Spiegel, dass ich
morgens die Sonnencreme vergessen hatte.
Die Straße wurde mit
jedem Kilometer schlechter, die Anzahl und Größe der Steine stieg stetig. Also
wieder so ein Tag, an dem man auf die Erleuchtung verzichten musste, denn der
Boden forderte meine ganze Aufmerksamkeit. Und wieder einmal gab es die Quittung
für 10 Sekunden Unachtsamkeit, ich knickte um oder stolperte. Der Weg war
anstrengend und zog sich ins Unendliche. Da es keine Rastplätze und auch keine
einzige Bank gab, setzen wir uns auf Steine am Wegesrand. Dort hatte jemand
etliche Steine nummeriert. Sehr seltsames Hobby.
Später setzten wir
uns an einen kleinen, flachen Fluss und warfen Steinchen auf eine Flasche, die
im Wasser lag. Wir haben ja Zeit.
Die anderen Pilger
hetzen offenbar mehr. Vielleicht ist das für die Erleuchtung oder wirklich
tiefe Gedanken notwendig und wir gehen die Sache zu entspannt an? Wir haben
dazu keine Lust und auch keine Energie, stundenlang und ohne Pause zu hetzen.
Mach mal langsam-
Gerade auf dem Camino habe ich keine Lust auf Stress und Hetzerei. Wir sind
schon so viele Km gelaufen, bis nach Santiago sind es nur noch rund 350 Km!
Ob ich noch ans Meer
laufe oder den Bus dahin nehme, das mag ich immer noch nicht entscheiden, muss
ich ja zum Glück auch nicht.
Nach einer weiteren
Ewigkeit durch die Weite der Meseta- mittlerweile sieht man im Norden und
Westen schon hohe, schneebedeckte Berge, kamen wir zu einem alten Haus. Ob
Scheune oder etwas Anderes kann ich nicht sagen, aber wir haben uns in seinem
Schatten ausgeruht und uns an die Hauswand gelehnt. Dort wechselte ich meine Schuhe, denn ich hatte das Gefühl, dass der rechte Fuß, wenn er getaped
ist, etwas zu dick ist, was eigentlich nicht sein kann, denn die
Pflasterstreifen sind nicht gerade dick. Dennoch zog ich die Crocs wieder an
und genoss die Freiheit der Füße.
Dann kam der alte
Scheunenbesitzer auf seinem quietschenden Klapperrad angefahren und freute
sich, dass wir uns am Schatten seines Hauses erfreuten. Schön, dass hier nicht
gemotzt wird, sondern man Pilgern immer freundlich begegnet. Dann ging es
weiter, die letzten 5 Km- Ultreia!
Die Meseta, hier gibt es nicht viel |
In der Herberge
hatten wir die besten Duschen des gesamten bisherigen Weges. Heißes Wasser und
hoher Wasserdruck. Zudem gab es Haken an der Wand und Hocker für die Klamotten,
eine absolute Seltenheit. Hier hatte sich jemand Gedanken gemacht.
Danach sah ich mich
noch im verlassenen Ort um und kochte mit Allan ein aufregendes Mahl: Nudeln
mit Tomatensauce.
Später jammerten wir
gemeinsam ein bisschen, denn ich hatte meine Gummibärchen und er seinen letzten
rauchbaren Rest verloren. Auch wenn sein Verlust größer war als meiner, war ich
traurig, denn Gummisachen gibt es in Spanien nur recht selten und wenn dann ist
es ziemlich teuer.
Heute gingen wir
zeitig ins Bett, da nur der Schlafraum geheizt ist, wenn auch mäßig. Deshalb
mussten wir in unsere Schlafsäcke kriechen und ich versuchte, Tagebuch zu
schreiben. Aber liegend im Bett und mit kalten Fingern ist meine Schrift nicht
besonders hübsch anzusehen und anstrengend ist es auch. Morgen geht es nach
Leon! Da sehen wir hoffentlich auch Hogy wieder.
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