Obwohl wir das Licht
schon um halb 9 ausgemacht hatten, kam uns das Aufstehen um 7.15 Uhr recht früh
vor. Wir machten uns aber relativ zügig auf den Weg, denn wir wollten noch
etwas vom Tag in Leon haben. Nach 6 Km machten wir Frühstückspause mit frischem
Baguette. Mittlerweile kann ich es nur noch frisch ertragen. Ich sehne mich
nach "echtem Brot"!
Nach weiteren 3 oder
4 Km trafen wir auf Hogy, der gerade eine Pause machte. Er war extra langsam
gelaufen, damit wir ihn einholen konnten.
Wir freuten uns, ihn
wiederzuhaben und endlich hörten wir auch wieder das gewohnte rhythmische
"Tick- Tick" seiner beiden Wanderstöcke, deren Klang uns irgendwie
gefehlt hatte.
Wir berichteten
einander, wen wir so kennengelernt hatten und Hogy erzählte von 3 Deutschen,
die heute auch nach Leon laufen würden. Man merkt, dass das Ende der Meseta da
ist, es wird wieder hügeliger. Somit wird einem beim Laufen auch wieder richtig
warm, wenn es bergauf geht.
Nach einer
ausgiebigen Lunchpause einige Km vor Leon machten wir uns wieder auf den Weg
und sahen bald die Stadt und auch die Kathedrale klein am Horizont.
Es dauert noch
ziemlich lange, bis wir da waren und es ging ewig durch die laute, hektische
Stadt. Mit dem Auto sind 5 Km nicht der Rede wert, man sieht das Schild und ein
paar Minuten später steigt man aus. Zu Fuß bedeutet es aber eine Stunde oder
mehr, je nach Tempo und (in der Stadt) Ampelschaltung.
Das Laufen durch die
Stadt ist wirklich anstrengend, besonders, wenn man vorher lange nur kleine
Ortschaften passiert hat.
Vor Leon |
Nach einer Ewigkeit
kamen wir zum Benediktinerkloster, in dem Männer und Frauen zwar in einem Raum lagen, aber auf verschiedenen Seiten schlafen mussten.
Nach einer Dusche
machten wir uns auf den Weg zur Kathedrale. Leider wurde seit einer Woche ein
Eintrittsgeld von stolzen 5€ verlangt und es gab keinen Rabatt für Pilger.
Studenten müssen immerhin nur 4€ zahlen. Die erhoffen sich sicher gute
Einnahmen an den jährlichen Pilgermassen, aber Allan und ich hatten darauf
keine Lust. Aber da es Leute gibt, die diese Kathedrale als die schönste
Spaniens bezeichnen, gingen wir hinein, versuchten an der Kasse dennoch einen Rabatt auszuhandeln und guckten uns nach der Absage die Kathedrale vom
Eingangsbereich aus an. Von da aus konnten wir auch einige der bekannten bunten
Fenster sehen, ohne zu zahlen.
Vor der Kathedrale
wartete ich mit Allan auf Hogy, der sich die Kirche angucken wollte und mit
Kopfhörern und koreanischen Erklärungen seine digitale Führung begann. Wir
lernten draußen einige neue Pilger kennen, unter Anderem zwei deutsche
Studentinnen. Wir verabredeten uns alle für 20 Uhr, um gemeinsam durch die
Stadt zu ziehen und um in einer Bar Fußball zu gucken.
Mit Hogy und Allan
ging ich einkaufen und versuchte, Brot zu erwerben. Aber es gab nichts außer
wabbeligem abgepacktem Brot für einen hohen Preis. Dann doch lieber Baguette.
Danach gingen wir auf die Jagd nach etwas Essbarem und landeten beim Kebap,
einer Mischung aus Döner und Lahmacun, aber sehr lecker.
Abends trafen wir
vor der Kathedrale noch mehr neue Pilger. Darunter auch ein deutscher Polizist,
der im Englischen eine so deutsche Aussprache hat, dass ihn die Anderen kaum
verstehen konnten. Er war in Burgos gestartet und hatte jetzt solche Schmerzen,
dass er ein paar Tage pausieren wollte.
In einer Bar tranken
wir Bier und dazu gab es auf kleinen Tellern Häppchen. Wurst und andere
Fleischigkeiten- Mir persönlich zu "riskant", weil ich nicht wusste,
was es genau war. Aber die Kartoffelsachen waren lecker.
Hier haben die
spanischen Gäste einfach jeden Müll auf den Boden geworfen. Die Zahnstocher
(zum Häppchenessen), Taschentücher, Servietten, Essensreste, alles wurde
fallengelassen. Es sieht unmöglich aus, scheint hier aber ganz normal zu sein.
Das ist für irgendein Spiel |
Da die Herberge leider schon um 21.30 Uhr schloss,
mussten wir bald gehen. Über die Bierpreise waren wir echt erstaunt. 3,20€ für
0,4 Liter, so viel hatten wir bisher noch nirgendwo zahlen müssen.
An der Albuerge
standen schon ein paar Pilger vor verschlossener Tür, dabei war es gerade mal
21.20 Uhr. Wir klingelten, klopften und bollerten gegen die Tür. Nichts.
Dalvo bemerkte, dass
das Hotel daneben zur Herberge gehört und wir gelangten durch die Gänge auf den
Hinterhof der Herberge, von wo aus wir in die Schlafräume kamen. Der
Hospitalero war etwas muckelig, dass wir zu spät waren und als ihm gesagt
wurde, dass das Tor geschlossen war, obwohl die ersten Pilger 15 Minuten vor
Schließung da waren, wollte er es nicht glauben.
Dann machte er immer
wieder Kontrollgänge durch den Schlafsaal. Wollte er aufpassen, ob Männlein und
Weiblein wirklich getrennt lagen und nicht heimlich umgezogen waren?
Um 22.20 Uhr
schaltete er wortlos und ohne darauf zu achten, dass noch nicht alle bettfertig
waren, das Licht aus. Das hätten wir zwar auch selbst gekonnt, aber bitte. Dann
also gute Nacht.
Wann sind wir endlich daa? |
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