Heute ging es über
den Berg. Einer von drei Tagen auf dem Camino, an dem man richtig Höhenmeter
macht. Wir starteten ausnahmnsweise einmal nicht als Letztes, weil die Meisten
in der Herberge das (kostenpflichtige) Frühstück zu sich nahmen. Unsere Angst vor
dem Aufstieg war, wie wir erleichtert feststellen, unbegründet, denn es ging
nur langsam bergauf. Wir kamen nach Foncebadon, einem kleinen Nest, in dem zwei
Pferde neben einer Bar angeleint standen und es eine lustige Barkatze gab.
Kim hatte sich einen
Teller mit kleinen Wurstleckereien bestellt und auf dem Tisch abgestellt. Kaum
hatte er sein Gesicht der Sonne zugewandt, stibitzte das Tier ein Häppchen nach
dem Anderen. Nachdem Kim seinen Teller in Sicherheit gebracht hatte, wandte das
Tier mir für die nächsten 20 Minuten die volle Aufmerksamkeit zu.
Dann brachen wir auf zum "Cruz de Ferro", einem der symbolträchtigen Orte auf dem Weg. Hier steht ein Eisenkreuz auf einem 5 Meter hohen Stamm, an dessen Fuß sich tausende von Steinen häufen. Traditionsgemäß legen Pilger hier einen Stein ab, den sie nicht selten von zu Hause mitbringen und mit dem man symbolisch Lasten und Probleme abladen und hinter sich lassen kann. Auch ich hatte einen
Stein von zu Hause mitgebracht. Geizig, wie ich in Sachen Gewicht bin, war er
ganz klein, aber die Größe ist ja nicht entscheidend. Wir legten alle unsere
Steine ab (Allan hatte ich vor einiger Zeit davon erzählt und er hatte einen Stein
vom Weg mitgenommen), machten Fotos und eine Pause in der Sonne.
Am Vormittag liefen
die drei Brasilianer an uns vorbei, als wir gerade eine kurze Rast auf einer
Wiese machten. Sie hatten keine Rucksäcke und auch keine Trollis mehr dabei.
Sie hatten alles kurzerhand für 7€ pro Person in einem Taxi an ihren Zielort
bringen lassen. So kann man auch machen.
Später ging es noch
ein gutes Stück bergauf. Wir dachten eigentlich, den Gipfel schon am Kreuz
erreicht zu haben, aber da hatten wir uns geirrt. Es ging durch ein wirklich
hübsches Gebirge, durch Wälder und die Pampa. Hier gab es nichts außer der
Natur und wunderschönen Aussichten. Wir rasteten an einem Wasserbecken im
Nichts. Warum auch immer es hier steht. Es ging noch einige Km bergauf und
bergab (wie es im Gebirge so üblich ist) und dann kamen wir in ein Dorf, in dem
Annegret und Nadja schon auf den Bänken vor einer Bar saßen. Die Beiden hatten
einen Weg genommen, der oben auf dem Kamm verlief und den wir nicht gesehen
hatten. Sie hatten uns wie Ameisen weit unten bergauf- und bergablaufen sehen.
Na ja, dafür war der Weg aber hübsch.
Heute war es auch
wieder ein richtig heißer Tag. Gefühlt hatten wir sicher 30° C, in Echt
vermutlich nur um die 20. Dafür, dass in Deutschland noch Winter ist, ist das
ganz gut.
Meine Füße taten
heute richtig weh. Ich konnte kaum richtig laufen und nach der Pause im Dorf
liefen wir in einer Herde weiter. Hinter den Anderen fühlte ich mich aber nicht
wohl, weil ich gern etwas schneller laufen wollte- Denn ob ich schnell oder
langsam laufe, ist für den Fußschmerz egal, für mich aber besser zu ertragen,
da ich mich im schnellen Gang meist besser fühle.
Ich lief voraus ins
nächste Dorf und weil die Anderen noch eine ganze Ecke hinter mir waren, lief
ich weiter nach Molinaseca.
Die kommenden 5,3 Km
ging es sehr steil bergab. Über große Steine und riesige Felsen. Ich erinnerte
mich an meine Kindertage, in denen ich in Planten& Blomen, einem großen
Park in Hamburg, mit Freunden über große Steine neben einem kleinen Fluss gelaufen
und gesprungen bin. So ähnlich fühlte ich mich auf diesem Weg und fing an, den
Weg schnell zu laufen und teilweise zu springen. Mein kleiner Zeh mit der
großen Blase schmerzte, aber das tat er ohnehin schon den ganzen Tag und so
einen Unterschied würde es nicht machen. Ich arbeitete sehr viel mit der
Oberschenkelmuskulatur, da ich weiß, wie belastend Bergablaufen für die Knie
sein kann. So drückte ich die Beine nicht ganz durch und fing die Sprünge mit
den Oberschenkeln ab. Nach kurzer Zeit erreichte ich Molinaseca. Ich war die
5,3 Km in gerade einmal 35 Minuten gelaufen. Das ist gut das Doppelte von
meinem normalen Tempo. Und das, obwohl ich zwischendrin sogar innegehalten
habe, um einen schönen Baum zu fotografieren und eine Schafherde auf dem anderen
Berg auszumachen. Ich war selbst etwas überrascht.
Ich traf Teresa und
einen Spanier im Ort und lief mit ihnen zur Herberge. Diese Herberge war für
mich die Beste auf dem Weg, auch wenn sie bei Weitem nicht die Schönste war.
Aber der Hospitalero hatte eine extrem verschmuste Katze, zwei Hunde und 2
Welpen, die wir uns ansehen durften. Was will man (oder ich) mehr?! Da war es
mir auch egal, dass die Dusche nicht richtig warmwerden wollte. Ich setzte mich
einfach hinterher noch mal nach draußen, ließ meine Haare trocknen und schmuste
mit der Katze. Irgendwann kamen die Anderen an und staunten nicht schlecht,
dass ich bereits fertig geduscht in der Sonne entspannte.
Mein Essen war heute
eher mäßig. Ich habe keine großen Vorräte mehr und meine letzte Tütensuppe
hatte Feuchtigkeit gezogen und das Pulver löste sich auch im kochenden Wasser
nicht richtig auf. Mit ein paar Nudeln, die noch in der Herberge waren und
Brotresten hat es aber dann doch noch gesättigt.
Heute habe ich es
auch endlich mal geschafft, Postkarten zu schreiben. Die habe ich bereits in
Burgos gekauft! Ich habe es nur einfach nicht geschafft, sie zu schreiben, ich
hinke ja mit dem Tagebuch bereits zeitweise hinterher.
Wir sitzen abends
oft zusammen und kommen derzeit nicht vor 17 Uhr in die Herberge. Bis man
geduscht und gegessen hat, ist es dann oft schon so spät, dass ich nicht mehr
viel Lust habe, mich noch ans Schreiben zu machen.
Heute gehe ich mal
wieder als Letzte ins Bett. Nur Kim sitzt noch hier, weil er sich weigert, vor
mir zu schlafen. Er will nicht, dass ich aufgrund seines Schnarchens nicht
einschlafen kann, aber ich habe meine Oropax und es ist mir egal. Und dass wir
zeitgleich zu Bett gehen, bedeutet auch nicht, dass ich eher schlafe, denn Kim
legt sich hin und ist erfahrungsgemäß mach 3- 5 Minuten eingenickt.
Kühe kreuzten unseren Weg... |
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