Die Bettdecke hätte
ich am Liebsten mitgenommen, es ist so toll, mal wieder unter einer richtigen
Decke zu liegen. Ich habe mich noch ein paar mal umgedreht und die Wärme,
Schwere und die Beinfreiheit genossen. Nach all den Nächten im Mumienschlafsack
ein echter Luxus.
Wir frühstückten
Butterkekse, das ist mit Kaffee so ein Klassiker in Spanien. Dann bereiteten
wir unsere Füße vor. Abkleben von Blasen und so. Heute würde ich ja in den
Crocs laufen, also mussten die 30Kg- Boots im Rucksack verstaut werden.
Glücklicherweise habe ich einen 58 Literrucksack, Allan muss seine schweren
Stiefel außen anbinden, er bekommt nicht mal einen Pullover in den Rucksack,
wenn er ihn auszieht. Das ist von der Gewichtsverteilung natürlich ungünstig,
vor Allem, weil sein schwerer Schlafsack schon unten am Rucksack baumelt.
Wir brachen auf,
etwas unsicher, wie wir den Tag überstehen sollten mit den Blasen und dem
Laufen auf den steinigen Wegen. Es ging heute aber über etwas bessere Wege. Die
Steine waren kleiner und nervten nicht so sehr wie die Großen. Hier lief ich
nur Gefahr, auf einen Stein zu treten, der mir durch die dünne und weiche
Crocsohle wehtut und ich musste laufend Steinchen, die sich in den offenen
Schuh verirrten, ausschütteln. Glücklicherweise habe ich meinen Wanderstock,
auf den ich mich dafür aufstützen kann.
Heute hatten wir die
Wahl zwischen 2 Wegen. Einer führte an der Landstraße entlang und war etwa 800
Meter kürzer als der Andere, der mehr durch die Mesetaeinöde führt. Da Teer
aber angenehmer für unsere geschundenen Treter war, entschieden wir uns für den
Weg an der Straße. Es war ganz angenehm, auf ebener, fast steinfreier Straße zu
laufen, gerade in den Crocs, in denen ich erstaunlich gut laufen kann.
Hier leben viele Storche |
Ich setzte mich ein
paar hundert Meter von den Jungs ab, um Musik zu hören. So kann ich auch
ungestört mitsingen. Am Besten klappt das mit Liedern von den Wise Guys, ich
fühlte mich richtig beflügelt und leicht, legte den Wanderstab in den Nacken
und schritt entschlossen auf den Zielort zu. Natürlich taten die Füße und die
Blasen weh, aber die Musik lenkte mich gut ab. Die Jungs schleppten sich hinter
mir den Hügel hinauf. Leider würden sie an meinen Liedern keine Freude haben
und die vielen Wortwitze könnte ich auch nicht angemessen übersetzen. Als
Carrion de los Condes nur noch einige hundert Meter entfernt war, sah ich am
Straßenrand einen Mann sitzen. Er hatte mit uns in Hontanas in der Herberge
geschlafen und ich sprach ihn an. Ich musste ohnehin auf die Jungs warten, weil
die den Weg zur Herberge nicht kannten. Ich fragte ihn, ob er auch hier
schlafen würde und er antwortet "Neee, ich geh noch weiter!".
Unterstützend warf er den Arm in Richtung Horizont. Dann erzählte er, dass er
hier eine Pause mache, weil sein Knie so furchtbar wehtäte, dass er kaum noch
laufen könne. Aha?! Warum er weiterlaufen wollte, konnte er nicht so recht
erklären. Der Mann war sicher Ende 40, ich finde ja, man solle auf seinen
Körper hören, wenn der Einem so klare Grenzen setzt. Das sagte ich ihm auch und
empfahl ihm, im Ort zu bleiben, das sei besser als abbrechen oder ins
Krankenhaus zu müssen. Hogy hatte auf seinem ersten Camino auch einen Deutschen
getroffen, der es übertrieben hatte und dann einige Tage im Krankenhaus
pausieren musste. Er beschloss, dass das sicher die bessere Lösung war und
stand mit zusammengebissenen Zähnen auf und humpelte los. Ich war nicht einmal
sicher, ob er die wenigen hundert Meter in die Ortschaft schaffen würde. Mit
Allan und Hogy lief ich in den Ort, sie hatten während meines Gespräches zu mir
aufgeschlossen. Da kam uns ein älterer französischer Herr rufend entgegen, den
wir seit ein paar Tagen in den Herbergen sehen. Er hält sich meistens an
Philippe und Patrick, weil er kein Englisch kann. Er erzählte, dass er seit 1,5
Stunden auf der Suche nach bekannten Pilgern ist, aber niemanden gefunden habe.
Aber sie mussten hier sein, auch die beiden Franzosen, denn wir waren schon 26
Km gelaufen und die nächste Herberge ist in 18 Km Entfernung. Richtig verzweifelt wirkte er, aber auch
überglücklich, wenigstens uns gefunden zu haben. Er war auch in der Herberge
gewesen, in die wir wollten, hatte aber alles verlassen vorgefunden. Ich stellte
fest, dass mein Französisch noch ganz schön was taugt (was mich sehr freute)
und wir liefen zusammen zur Herberge. Da merkte er, dass er den falschen
Eingang genommen und einen Blick in den leeren Hinterhof geworfen hatte. Am
Empfang hörte er dann, dass die Anderen in dieser Herberge waren. Er war
sichtlich beruhigt und wir wurden aufs Zimmer gebracht, in dem lauter
Einzelbetten standen. Juhu!
Die meisten
Etagenbetten sind so niedrig, dass man unten nicht aufrecht sitzen kann, nicht
einmal ich.
So weit noch bis nach Santiago (auf der Straße) |
Wir gingen einkaufen
und ich versuchte, Zutaten für ein einigermaßen gutes Risotto zu bekommen. Ohne
Gewürze ist aber alles nur halb so gut. Ich nahm Würstchen, Gewürzgurken und
eingelegte Paprika. Das ergab mit Salz und Pfeffer dann auch ein ganz gutes Essen.
Abends badeten Allan
und ich unsere Füße im Essig- Salz- Bad und es brannte viiel weniger. Es war
unangenhm, aber gut auszuhalten. Währenddessen drehte Allan sich einen Joint
und rauchte den vor der Tür. Heute waren wir aber in einer Art Kloster untergebracht
und prompt kam eine Nonne aus der Tür über uns (wir standen unter einer
Metalltreppe, die zu den Schlafräumen führte). Sie war sauer, weil man hier
nicht rauchen dürfe. Was Allan genau geraucht hat, hat sie aber wohl nicht
verstanden.
Sie kam runter,
scheuchte uns in die Küche zum Aufräumen und dann mussten wir nach oben gehen.
Es war gerade einmal 21 Uhr. Die Jungs gingen ins Bett und ich setzte mich in
den kleinen Vorraum an ein Tischchen und schrieb Tagebuch.
Morgen haben wir einen recht kurzen Tag. Nur 25 Km. Ich hoffe, es wird weiterhin gutgehen mit den Crocs. Ich bin froh, dass wir keinen Regen haben, denn dann hätte ich mit der offenen Blase in den Stiefeln laufen müssen. Ich hoffe, der Himmel bleibt gnädig.
Morgen haben wir einen recht kurzen Tag. Nur 25 Km. Ich hoffe, es wird weiterhin gutgehen mit den Crocs. Ich bin froh, dass wir keinen Regen haben, denn dann hätte ich mit der offenen Blase in den Stiefeln laufen müssen. Ich hoffe, der Himmel bleibt gnädig.
Scrat hat sich auch eine Blase gelaufen... |
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