Ich hatte ja soo
viel Zeit für die Vorbereitung.
Wären da nicht Uni,
Arbeit, Freunde und Weihnachten gewesen, hätte ich auch sicher einiges
geschafft. Jetzt steht die Klausurenphase an und ich hab das Gefühl, dass ich
nicht mehr alles rechtzeitig organisiert bekomme.
Hier ein
Schnelldurchlauf* der Vorbereitung.
27. Dezember 2011
Da es zu Weihnachten
einen Gutschein für Globetrotter gab, fahre ich heute direkt hin und lasse eine
lange und intensive Schuhberatung über mich ergehen. Am Ende kaufe ich tolle,
aber teure Stiefel.
Ich habe mir
vorgenommen: Bei Rucksack und Stiefeln wird nicht gespart und das ziehe ich
durch. Immerhin trage ich beides gut 800Km und da will ich nichts riskieren wie
Dauerschmerzen oder gar einen Abbruch.
Dazu gibt es
natürlich noch gute Wandersocken. Aber nur ein Paar, weil die 19,95€ kosten.
Dann muss ich eben klug waschen und ein paar normale Socken mitnehmen.
Weiter geht es durch
den Laden, ich brauche ja quasi alles.
Ich entscheide mich
für einen Schlafsack, der leider 1020g wiegt, aber für leichtere und richtig
gute Modelle muss man viel mehr Geld investieren und ich versuche dann eben, an
anderer Stelle Gewicht zu sparen. Leider hält der Schlafsack nicht besonders warm, bei 10 bzw. 6°C ist
Schluss mit der Gemütlichkeit. Bei ungeheizten Herbergen auf dem Weg kann das
schnell unangenehm werden. Da muss ich wohl mit Klamotten gegensteuern.
Ich packe eine
leichte Alumatte, die nur 120g wiegt, ein. Ich rechne mit viel Regen und will
ab und zu auch mal sitzen können, ohne danach die Hose wechseln zu müssen. Auf
der Matte haben auch noch 2-3 Freunde Platz. Hoffentlich finde ich welche.
Zu den Rucksäcken
gehe ich auch und sehe mir das Modell an , das quasi jeder Zweite auf dem Weg
tragen soll. Muss ja ein super Teil sein. Es ist auch der Erste, der mir vom
Personal aufgesetzt wird und er passt gut. Ich laufe gut 45 Minuten mit 10Kg
Gewicht durch den Laden und kann mich nicht großartig beklagen.
10. Januar 2012
14 Tage später. Die
Schuhe habe ich nur in der Wohnung getragen, aber mit meinen alten
orthopädischen Einlagen, die mich vor Knieschmerzen schützen sollen, sind sie
doch recht eng.
Ich fahre also noch
mal nach Köln, um zu erfragen, was ich jetzt machen soll.
Die Stiefel nehme
ich mit, denn ich kann sie wenn nötig (und nur noch heute) zurückgeben.
Den Schlafsack habe
ich auch dabei, weil ich einsehen musste (danke ans Pilgerforum), dass er nicht
nur zu schwer, sondern auch nicht warm genug ist. Viele Herbergen sind im
Winter nicht geheizt und da ich auch eher zum frieren neige, würde ich mir
damit keinen Gefallen tun. Ich muss mir etwas Anderes überlegen.
Der Schuhverkäufer
im Globetrotter verdreht erst die Augen und muss dann lachen, als er hört, dass
ich die Einlagen, die in den Schuhen drin waren, nicht rausgenommen habe, bevor
ich meine Einlagen reinlegte.
Zu meiner
Verteidigung zeige ich auf meine billigen Deichmannschuhe und sage, dass ich
mir normalerweise keine Schuhe kaufe, die mit solchem Schnickschnack
daherkommen.
Ich bin jedoch
begeistert, dass die Schuhe wieder passen und jubiliere, dass ich sie behalten
kann, wo sie mir doch so gut gefallen.
Der Verkäufer wendet
sich dem nächsten Kunden zu und ich gehe freudig an der langen Schuhwand entlang
und erstarre: Da steht mein Schuh im Regal. Und die 169,- ist rot
durchgestrichen und in übertriebener Schriftgröße verspottet mich die Zahl 119,-.
Um 50€ sind meine
Stiefel reduziert?
DAS Paar, das ich
gerade in der Hand halte?
DAS Paar, das ich
nur in der Wohnung getragen habe und DAS Paar, das ich bis heute zurückgeben
kann?
Mir wird heiß meiner
Winterjacke. Ich schwanke zwischen Wutschrei und Freude.
Warum habe ich nicht
noch ein paar Tage mit dem Einkauf gewartet...?
Nach ein paar
Minuten fasse ich den Entschluss: Ich gebe die Schuhe zurück.
Ich merke mir Modell
und Schuhgröße und werde sie einfach noch einmal kaufen.
Nicht die feine Art,
aber wir reden hier von 50€, die Schuhe sind ungetragen, ich habe die
Möglichkeit und die Schuhe gerade in der
Hand.
Mein Verkäufer kommt
zurück, fragt, ob ich noch etwas brauche. Ich winke ab, DEM sag ich bestimmt
nicht, dass ich die Stiefel gern zurückgeben würde. Ich wäre ihm vor 10
Minuten ja beinahe noch um den Hals gefallen vor Freude. Ich gebe meinen
Schlafsack in der Abteilung ab und komme
zurück.
Ich halte mich in
der Nähe eines noch beschäftigten Verkäufers auf, die Anderen sind alle zu
dicht an "meinem Verkäufer".
Ich studiere viel zu lange die Wandersocken, blättere 3x durch den
langweiligen Katalog und mache dabei die ganze Zeit ein hochinteressiertes
Gesicht. Nach mindestens 20 Minuten bittet der Verkäufer mich, zu einem seiner
Kollegen zu gehen, weil ich es offenbar eilig hätte. Ich winke lässig ab und
sage, ich hätte Zeit und würde hier eh noch gucken. Irgendwann ist er frei und
ich erkläre überzeugt, dass die Stiefel wegen meiner Einlagen, die ich zur
Untermalung der Dramatik in der Hand halte und die ich beim Anprobieren nicht dabei
hatte, leider nicht mehr passen würde. Wie sehr ich das bedauern würde, die
tollen Stiefel… Problemlos bekomme ich mein Geld zurück.
Morgen komme ich
wieder.
11. Januar 2012
Heute fahre ich also
wieder die 1,5 Stunden nach Köln (mit dem Semesterticket kostet mich das nichts). Nicht, dass ich nichts Besseres zu tun hätte,
aber die 50€ für die Stiefel, die lassen mich nicht los. Ich hätte mich ewig
geärgert.
Da ich nicht weiß,
wer heute Dienst hat, beauftrage ich Johannes (meinen Freund), die Schuhe im
Laden zu kaufen. Wir fahren gemeinsam hin und ich unterweise ihn bestimmt 10x
in meinen genialen Plan. Während ich im Erdgeschoss herumlungere, wird er im
Untergeschoss lässig meine Schuhe verlangen. Er musste mir Modellname und Größe
einige Male wie eine Geheimformel ins Ohr flüstern. So wird mich keiner sehen
und Verdacht schöpfen.
Im Laden kundschafte
ich aus, ob der Verkäufer, den ich gestern fast geheiratet hätte, weil er mich
von meinen Sorgen befreit hat, Dienst hat. Hat er. Also beschreibe ich ihn
genau- Johannes soll auf keinen Fall bei dem die Schuhe verlangen, das merkt der
doch sofort. Ich gebe zu, ein bisschen übertriebe ich vielleicht, aber ich
fühle mich bei der Sache nicht ganz wohl.
Als ich oben stehe
und warte, grüßt mich plötzlich ein Mann. Mein Verkäufer! Er geht vorbei.
Johannes kommt kurz darauf die Treppe hoch, mit dem Karton in der Hand.
Wir laufen noch ein
bisschen durch den Laden, gucken hier und da und fahren dann. Vor der Tür
bemerke ich, dass es dieselben Schuhe sind, die ich gestern abgegeben habe. Die
Macken im Karton hab ich gleich wiedererkannt und die Stiefel so geknotet, wie
ich sie eingepackt habe. So spart man 50€.
3. Feburar 2012
Ein paar Wochen sind
vergangen und ich muss dringend nach Köln. Muss mich langsam mal um meine
Ausrüstung und vor Allem die Anreise kümmern. Irgendwann um dem 15. Februar
soll es schließlich losgehen.
Ich habe mich viel
im Pilgerforum informiert, was ich brauche, worauf ich achten muss und worauf
ich verzichten kann.
Ale Erstes frage ich
in der Rucksackabteilung nach einem anderen Hersteller, um meinen Horizont zu
erweitern. Ein paar Modelle werden mir gezeigt, ich vergleiche die Gewichte und
setze einen von Osprey auf. Kurz: Das ist DER Rucksack. Den nehme ich nach langem
Probetragen mit.
Während Rucksack und
Rücken sich kennenlernen sehe ich mich bei den Ponchos um. Am Ende kaufe ich
doch eine Regenjacke, weil ich das viel praktischer finde und der Rucksack, den
ich nehmen werde, eine Regenhülle hat.
Es gibt außerdem
noch Wachs für die Schuhe, Handschuhe und Mütze gegen die Kälte, einen
Fleecepulli und eine Wanderhose. Damit habe ich das Meiste beisammen, ein paar
Kleinigkeiten fehlen noch.
Danach geht es zum
Kölner Hauptbahnhof.
Ich habe mich
entschieden, mit dem Bus zu fahren, weil ich da noch kein Datum für die
Rückreise festlegen muss.
Ich lasse mich
beraten und entscheide mich für den Start am Valentinstag- Das sind nur noch
ELF Tage!
Ich kann einfach 3
Tage vor der gewünschten Abreise anrufen und mir einen Sitzplatz reservieren
lassen. So mag ich das.
Mir wird zugesagt,
dass man als Pilger auf einer Autobahnraststätte in der Nähe von Bayonne
rausgelassen wird, wenn man das dem Busfahrer vorher sagt. Von da aus kann man
ein Taxi in den Ort und dann die Bahn nach St. Jean- Pied- de- Port nehmen.
Jetzt muss ich nur
noch entscheiden, ob ich wirklich da starten will (vielleicht ist der Weg über
die Pyrenäen wegen des Wetters nicht passierbar).
Endspurt
In den letzten Tagen
vor der Abreise erledige ich alles nebenher. Ich hab noch eine Menge für die
Uni zu tun.
Ich fahre noch
einmal nach Köln und kaufe Handtuch, Regenhose und einen Schlafsack in einem
anderen Outdoorladen. Ich hatte zwischenzeitlich von einer Freundin einen
Schlafsack ausgeliehen, der mich aber in der Testnacht bei offenem Fenster hat
bei 16°C frierend aufwachen lassen. Der war zwar schön leicht, aber frieren
will ich auch nicht. Ich habe ein günstiges Modell gefunden, dass mir Wärme
verspricht und etwa 800g wiegt (immer noch kein Leichtgewicht, aber tragbar).
Die Tage und Nächte
vor der Abreise verbringe ich mit Hausarbeiten schreiben und im Forum. Ich
kaufe am Tag vor der Abreise noch Hirschtalg für die Füße (soll vor Blasen
schützen), Vitamine, Stofftaschentücher (falls mich meine Allergie viel plagt)
und Verpflegung für die Reise.
Mein Tagebuch ist
mit 500g unverschämt schwer, aber ich möchte hinterher gern das Original lesen
und das nicht in 3 Schulheften verteilt.
Am Abend vor der
Abreise wiege ich meine Sachen (jedes Teil einzeln!) und packe zum allerersten
Mal den Rucksack. Vorher hatte ich einfach keine Zeit.
Es kommt eine ganz
Menge zusammen und der Rucksack bringt am Ende 7,5 kg auf die Waage. Ich find
das gut. Wasser muss man für unterwegs aber noch dazurechnen.
Morgen gehts los!
* Schnelldurchlauf heißt nicht, dass der Text deswegen kurz ist.
Das mit den Schuhen hast Du aber perfekt "gedreht" !!!
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