Mittwoch, 13. Februar 2013

Die Vorbereitung


Ich hatte ja soo viel Zeit für die Vorbereitung.

Wären da nicht Uni, Arbeit, Freunde und Weihnachten gewesen, hätte ich auch sicher einiges geschafft. Jetzt steht die Klausurenphase an und ich hab das Gefühl, dass ich nicht mehr alles rechtzeitig organisiert bekomme.
Hier ein Schnelldurchlauf* der Vorbereitung.

27. Dezember 2011

Da es zu Weihnachten einen Gutschein für Globetrotter gab, fahre ich heute direkt hin und lasse eine lange und intensive Schuhberatung über mich ergehen. Am Ende kaufe ich tolle, aber teure Stiefel. 
Ich habe mir vorgenommen: Bei Rucksack und Stiefeln wird nicht gespart und das ziehe ich durch. Immerhin trage ich beides gut 800Km und da will ich nichts riskieren wie Dauerschmerzen oder gar einen Abbruch.
Dazu gibt es natürlich noch gute Wandersocken. Aber nur ein Paar, weil die 19,95€ kosten. Dann muss ich eben klug waschen und ein paar normale Socken mitnehmen.

Weiter geht es durch den Laden, ich brauche ja quasi alles.
Ich entscheide mich für einen Schlafsack, der leider 1020g wiegt, aber für leichtere und richtig gute Modelle muss man viel mehr Geld investieren und ich versuche dann eben, an anderer Stelle Gewicht zu sparen. Leider hält der Schlafsack  nicht besonders warm, bei 10 bzw. 6°C ist Schluss mit der Gemütlichkeit. Bei ungeheizten Herbergen auf dem Weg kann das schnell unangenehm werden. Da muss ich wohl mit Klamotten gegensteuern.

Ich packe eine leichte Alumatte, die nur 120g wiegt, ein. Ich rechne mit viel Regen und will ab und zu auch mal sitzen können, ohne danach die Hose wechseln zu müssen. Auf der Matte haben auch noch 2-3 Freunde Platz. Hoffentlich finde ich welche.

Zu den Rucksäcken gehe ich auch und sehe mir das Modell an , das quasi jeder Zweite auf dem Weg tragen soll. Muss ja ein super Teil sein. Es ist auch der Erste, der mir vom Personal aufgesetzt wird und er passt gut. Ich laufe gut 45 Minuten mit 10Kg Gewicht durch den Laden und kann mich nicht großartig beklagen.


10. Januar 2012

14 Tage später. Die Schuhe habe ich nur in der Wohnung getragen, aber mit meinen alten orthopädischen Einlagen, die mich vor Knieschmerzen schützen sollen, sind sie doch recht eng.
Ich fahre also noch mal nach Köln, um zu erfragen, was ich jetzt machen soll.
Die Stiefel nehme ich mit, denn ich kann sie wenn nötig (und nur noch heute) zurückgeben.

Den Schlafsack habe ich auch dabei, weil ich einsehen musste (danke ans Pilgerforum), dass er nicht nur zu schwer, sondern auch nicht warm genug ist. Viele Herbergen sind im Winter nicht geheizt und da ich auch eher zum frieren neige, würde ich mir damit keinen Gefallen tun. Ich muss mir etwas Anderes überlegen.

Der Schuhverkäufer im Globetrotter verdreht erst die Augen und muss dann lachen, als er hört, dass ich die Einlagen, die in den Schuhen drin waren, nicht rausgenommen habe, bevor ich meine Einlagen reinlegte.
Zu meiner Verteidigung zeige ich auf meine billigen Deichmannschuhe und sage, dass ich mir normalerweise keine Schuhe kaufe, die mit solchem Schnickschnack daherkommen.
Ich bin jedoch begeistert, dass die Schuhe wieder passen und jubiliere, dass ich sie behalten kann, wo sie mir doch so gut gefallen.

Der Verkäufer wendet sich dem nächsten Kunden zu und ich gehe freudig an der langen Schuhwand entlang und erstarre: Da steht mein Schuh im Regal. Und die 169,- ist rot durchgestrichen und in übertriebener Schriftgröße verspottet mich die Zahl 119,-.
Um 50€ sind meine Stiefel reduziert?
DAS Paar, das ich gerade in der Hand halte?
DAS Paar, das ich nur in der Wohnung getragen habe und DAS Paar, das ich bis heute zurückgeben kann?
Mir wird heiß meiner Winterjacke. Ich schwanke zwischen Wutschrei und Freude.
Warum habe ich nicht noch ein paar Tage mit dem Einkauf gewartet...?
Nach ein paar Minuten fasse ich den Entschluss: Ich gebe die Schuhe zurück.
Ich merke mir Modell und Schuhgröße und werde sie einfach noch einmal kaufen.
Nicht die feine Art, aber wir reden hier von 50€, die Schuhe sind ungetragen, ich habe die Möglichkeit und die Schuhe gerade in der Hand.

Mein Verkäufer kommt zurück, fragt, ob ich noch etwas brauche. Ich winke ab, DEM sag ich bestimmt nicht, dass ich die Stiefel gern zurückgeben würde. Ich wäre ihm vor 10 Minuten ja beinahe noch um den Hals gefallen vor Freude. Ich gebe meinen Schlafsack  in der Abteilung ab und komme zurück.

Ich halte mich in der Nähe eines noch beschäftigten Verkäufers auf, die Anderen sind alle zu dicht an "meinem Verkäufer".  Ich studiere viel zu lange die Wandersocken, blättere 3x durch den langweiligen Katalog und mache dabei die ganze Zeit ein hochinteressiertes Gesicht. Nach mindestens 20 Minuten bittet der Verkäufer mich, zu einem seiner Kollegen zu gehen, weil ich es offenbar eilig hätte. Ich winke lässig ab und sage, ich hätte Zeit und würde hier eh noch gucken. Irgendwann ist er frei und ich erkläre überzeugt, dass die Stiefel wegen meiner Einlagen, die ich zur Untermalung der Dramatik in der Hand halte und die ich beim Anprobieren nicht dabei hatte, leider nicht mehr passen würde. Wie sehr ich das bedauern würde, die tollen Stiefel… Problemlos bekomme ich mein Geld zurück.
Morgen komme ich wieder.

11. Januar 2012

Heute fahre ich also wieder die 1,5 Stunden nach Köln (mit dem Semesterticket kostet mich das nichts). Nicht, dass ich nichts Besseres zu tun hätte, aber die 50€ für die Stiefel, die lassen mich nicht los. Ich hätte mich ewig geärgert.
Da ich nicht weiß, wer heute Dienst hat, beauftrage ich Johannes (meinen Freund), die Schuhe im Laden zu kaufen. Wir fahren gemeinsam hin und ich unterweise ihn bestimmt 10x in meinen genialen Plan. Während ich im Erdgeschoss herumlungere, wird er im Untergeschoss lässig meine Schuhe verlangen. Er musste mir Modellname und Größe einige Male wie eine Geheimformel ins Ohr flüstern. So wird mich keiner sehen und Verdacht schöpfen.

Im Laden kundschafte ich aus, ob der Verkäufer, den ich gestern fast geheiratet hätte, weil er mich von meinen Sorgen befreit hat, Dienst hat. Hat er. Also beschreibe ich ihn genau- Johannes soll auf keinen Fall bei dem die Schuhe verlangen, das merkt der doch sofort. Ich gebe zu, ein bisschen übertriebe ich vielleicht, aber ich fühle mich bei der Sache nicht ganz wohl.
Als ich oben stehe und warte, grüßt mich plötzlich ein Mann. Mein Verkäufer! Er geht vorbei. Johannes kommt kurz darauf die Treppe hoch, mit dem Karton in der Hand.

Wir laufen noch ein bisschen durch den Laden, gucken hier und da und fahren dann. Vor der Tür bemerke ich, dass es dieselben Schuhe sind, die ich gestern abgegeben habe. Die Macken im Karton hab ich gleich wiedererkannt und die Stiefel so geknotet, wie ich sie eingepackt habe. So spart man 50€.


3. Feburar 2012

Ein paar Wochen sind vergangen und ich muss dringend nach Köln. Muss mich langsam mal um meine Ausrüstung und vor Allem die Anreise kümmern. Irgendwann um dem 15. Februar soll es schließlich losgehen.

Ich habe mich viel im Pilgerforum informiert, was ich brauche, worauf ich achten muss und worauf ich verzichten kann.

Ale Erstes frage ich in der Rucksackabteilung nach einem anderen Hersteller, um meinen Horizont zu erweitern. Ein paar Modelle werden mir gezeigt, ich vergleiche die Gewichte und setze einen von Osprey auf. Kurz: Das ist DER Rucksack. Den nehme ich nach langem Probetragen mit.

Während Rucksack und Rücken sich kennenlernen sehe ich mich bei den Ponchos um. Am Ende kaufe ich doch eine Regenjacke, weil ich das viel praktischer finde und der Rucksack, den ich nehmen werde, eine Regenhülle hat.

Es gibt außerdem noch Wachs für die Schuhe, Handschuhe und Mütze gegen die Kälte, einen Fleecepulli und eine Wanderhose. Damit habe ich das Meiste beisammen, ein paar Kleinigkeiten fehlen noch.

Danach geht es zum Kölner Hauptbahnhof.
Ich habe mich entschieden, mit dem Bus zu fahren, weil ich da noch kein Datum für die Rückreise festlegen muss.
Ich lasse mich beraten und entscheide mich für den Start am Valentinstag- Das sind nur noch ELF Tage!
Ich kann einfach 3 Tage vor der gewünschten Abreise anrufen und mir einen Sitzplatz reservieren lassen. So mag ich das.
Mir wird zugesagt, dass man als Pilger auf einer Autobahnraststätte in der Nähe von Bayonne rausgelassen wird, wenn man das dem Busfahrer vorher sagt. Von da aus kann man ein Taxi in den Ort und dann die Bahn nach St. Jean- Pied- de- Port nehmen.
Jetzt muss ich nur noch entscheiden, ob ich wirklich da starten will (vielleicht ist der Weg über die Pyrenäen wegen des Wetters nicht passierbar).


Endspurt

In den letzten Tagen vor der Abreise erledige ich alles nebenher. Ich hab noch eine Menge für die Uni zu tun.
Ich fahre noch einmal nach Köln und kaufe Handtuch, Regenhose und einen Schlafsack in einem anderen Outdoorladen. Ich hatte zwischenzeitlich von einer Freundin einen Schlafsack ausgeliehen, der mich aber in der Testnacht bei offenem Fenster hat bei 16°C frierend aufwachen lassen. Der war zwar schön leicht, aber frieren will ich auch nicht. Ich habe ein günstiges Modell gefunden, dass mir Wärme verspricht und etwa 800g wiegt (immer noch kein Leichtgewicht, aber tragbar).

Die Tage und Nächte vor der Abreise verbringe ich mit Hausarbeiten schreiben und im Forum. Ich kaufe am Tag vor der Abreise noch Hirschtalg für die Füße (soll vor Blasen schützen), Vitamine, Stofftaschentücher (falls mich meine Allergie viel plagt) und Verpflegung für die Reise.
Mein Tagebuch ist mit 500g unverschämt schwer, aber ich möchte hinterher gern das Original lesen und das nicht in 3 Schulheften verteilt.
Am Abend vor der Abreise wiege ich meine Sachen (jedes Teil einzeln!) und packe zum allerersten Mal den Rucksack. Vorher hatte ich einfach keine Zeit.

Es kommt eine ganz Menge zusammen und der Rucksack bringt am Ende 7,5 kg auf die Waage. Ich find das gut. Wasser muss man für unterwegs aber noch dazurechnen.

Morgen gehts los!

* Schnelldurchlauf heißt nicht, dass der Text deswegen kurz ist.



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