Heute sind wir
zeitig aufgebrochen, um mit Duck laufen zu können. Er geht ja bis Logroño, um
seinen Zeitplan einzuhalten. Es ging den halben Tag auf und ab, über Hügel,
Geröll, Steine, Schotter und durch die Pampa. Kilometerweit nichts außer
hübsche Landschaft und Trampelpfade. Keine Menschen, keine Häuser, keine
Straßen, kein Lärm. Nur wir, das Klappern unserer Stöcke- Duck klapperte nach
einem halben Liter Energydring etwas schneller als gewöhnlich- und die Vögel.
Nach ein paar
Stunden (ich weiß nicht, wie lange genau wir unterwegs waren,
weil die Uhrzeit einfach keine Rolle spielt) kamen wir in Viana an. Der
Weg hat sich zum Ende doch ganz schon gezogen. Nach einer Pause vor der
hübschen Kirche und einem Foto mit Duck kam also der zweite Abschied von
liebgewonnen Freunden. Ich hätte ihn wirklich gern bei uns behalten, aber wir
wollen uns nicht seinem Zeitdruck unterwerfen, davon hätten wir nichts. Wir
wollen Logroño genießen. Duck lief weiter und mir fiel es schwer, ihn
davonlaufen zu sehen. Es ist ja so gut wie unmöglich, dass wir ihn noch einmal
wiedersehen werden.
Die Herberge hatte
noch geschlossen, aber eine Nummer hing an der Tür. Am Telefon sagte man uns,
dass in 70 Minuten jemand aufschließen würde. Um uns die Wartezeit zu
verkürzen, liefen wir noch schnell in ein Geschäft, um uns mit Essen, Getränken
und Bier zu versorgen. Die Spanier machen ja Siesta und schließen die Geschäfte
um 14 Uhr. Oder früher. Oder später. Und öffnen tun sie ja erst wieder abends
gegen 18 Uhr. Oder 18.30 Uhr. Oder 19 Uhr.
Wir setzten uns in
die Sonne auf einer Art Riesenterasse hinter der Kirche mit Ausblick ins Tal.
Wir konnten schon Logroño sehen und schneebedeckte Berge in der Ferne.
Hoffentlich müssen wir da nicht rüber!
Ich breitete meine
Alumatte auf der Wiese auf und lehnte mich an meinen Rucksack, trank mein Bier
und machte dann Siesta. Es ist zwar nicht wirklich warm, aber zum Schlafen hats
gereicht. Als nach 80 Minuten immer noch niemand gekommen war , rief Allan noch
einmal an. Kurz darauf kam ein Polizist und schloss uns die Tür auf. Endlich,
denn ich musste echt dringend aufs Klo. Im Haus war es sehr kalt und der Mann
stellte uns in Aussicht, dass die Heizungen nicht vor 19 Uhr angestellt würden.
So legten wir uns gleich in die 3-stöckigen Betten und verkrochen uns in die
Schlafsäcke, um nicht zu erfrieren. Und irgendwie schliefen wir ein.
Nach einer Stunde
traute ich mich aus dem Schlafsack und ging mutig duschen. Das Wasser war nicht
heiß, aber immerhin warm genug, um es zu genießen.
Später fanden wir
uns alle wieder draußen ein, weil es da wärmer war. Die Wäsche trocknete auf
einem Wäscheständer und wir fühlten uns wohl. Abends kauften wir noch einmal
ein- Man muss vorher immer erst einmal die Küche ansehen, ob es auch Töpfe und
Geschirr gibt, doch diese Herberge war gut ausgestattet. Für mich gab es
Tiefkühlgemüse und eine Tütensuppe, die ich zusammen aufkochte. Gewürze gab es
nicht und so half die Suppe, Geschmack reinzubringen.
Wir aßen zusammen in
der kalten Küche und froren uns die Hintern ab. Hogy hatte in einer Konditorei
Kekse mit einer Art Baiserfüllung gekauft, sehr lecker!
Die Ernährung beim
Pilgern ist immer recht einfach. Oft praktisch und nicht gerade ausgewogen.
Alles, was man unterwegs isst, muss ja auf dem Rücken getragen werden, es soll
also leicht sein und satt machen. Da es hier nur Baguette gibt, fällt die
Brotauswahl schon mal nicht schwer. Dazu gibt es Wurst oder Käse und frisches
Baguette wird auch schon mal pur gegessen.
Nüsse, getrocknete
Früchte, Müsliriegel und Schokolade sind praktisch, weil sie Energie liefern
und gut in den Rucksack passen.
Im Ort habe ich
einen Schlecker entdeckt und mich gefragt, ob die auch hier von Insolvenz
betroffen sind. Guter Dinge fragte ich also nach Sonnencreme. Die Dame verstand
mich aber nicht und das spanische Wort kannte ich nicht, aber ein Fingerzeig in
mein Gesicht machte schnell klar, was ich suchte. Tatsächlich habe ich eine
Flasche mit LSF 25 für nur 3,99€ bekommen. Das muss die billigste Sonnencreme
in ganz Spanien sein!
Was bin ich froh,
dass ich mit dem Einkauf gewartet hatte.
Morgen früh an
meinem Geburtstag kann ich endlich den Brief, den ich von Johannes mitbekommen
habe, öffnen. Ich freu mich schon sehr auf die Fotos, die er darin als
Überraschung versteckt hat (da ich nur eines vor Abreise bekommen habe und
wusste, dass er 3 hat entwickeln lassen, können die Anderen nur im Umschlag
sein).
In dieser Herberge
gibt es auch wieder Gratis- WLAN und ich durfte das iphone von You- Jin nutzen,
um ein bisschen bei Facebook mit Freunden zu chatten.
Bald verkroch ich
mich aber wieder ganz in den Schlafsack und ging schlafen, denn der Raum war
immer noch bitterkalt.
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