Nachdem Scrat
gestern Abend ganz gut am Rotwein genippt hat, lag er heute morgen verkatert
auf dem Boden.
Außer Philippe und
mir hat keiner der Pilger verstanden, dass die rot- karierte Decke auf den
Betten eine TAGESdecke ist, die man runternehmen kann, um an Kissen und Laken
zu kommen. Alle hatten sich mit ihren Schlafsäcken daraufgelegt und einer hatte
sich getraut, das Kopfkissen rauszuholen.
Da wir die Herberge
erst um 9 Uhr verlassen mussten, blieb ich auch bis 8 Uhr liegen und packte
danach den Rucksack und checkte meine Finanzen.
Ich versuche, Geld
zu sparen und trotzdem nicht großartig auf Dinge zu verzichten, ein bisschen
was Gutes muss ich mir ja auch gönnen.
Bisher habe ich
knapp 135€ ausgegeben, in 11 Tagen. Dafür, dass mein Pilgerführer sagt, ich
solle mit 20-35€ proTag rechnen (manche sagen 1€/ Km), finde ich das ganz gut.
Und da sind alle Übernachtungen und die Zugfahrt nach St. Jean mit drin. Ein
Teil davon sind ja Lebensmittelkosten, die ich auch zu Hause hätte.
Heute Vormittag
bemerkte ich, dass sich die Haut von meiner Nase und dem linken Ohr zu pellen
beginnt. Das habe ich auch schon jahrelang nicht mehr gehabt. Rot ist mein
Gesicht nicht mehr und ich creme mich ja auch jeden Morgen brav ein. Vor Allem,
weil jedes Eincremen bedeutet, dass die Tube leichter wird.
Die erste richtige
Pause machte ich heute mit Hogy und Andy (dem Australier) in Redecilla del
Camino nach etwa 12 Km Fußmarsch. Wir setzten uns auf die Bänke, die links und
rechts neben einer Kirchentür standen und
frühstückten und ich muss sagen, das mit der Schokosauce war eine gute
Idee!
Nach gut 10 Minuten
kam ein älterer Herr aus dem Haus gegenüber und schloss die Kirche auf. Er
winkte uns rein und zeigte uns ein Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert, von dem
mein Pilgerführer mir bereits erzählt hatte. Den Mann haben wir nicht
verstanden, aber er erzählte aufgeregt und wies uns wild gestikulierend an,
das Prachtstück endlich zu fotografieren. Da er so stolz auf das Becken war,
tat ich ihm den Gefallen und um ihn glücklich zu machen knipste ich auch noch
andere Teile der kleinen Kirche.
Jetzt müsst ihr es auch sehen! |
Heute haben wir die
Rioja verlassen und sind jetzt in Kastilien, wo wir die nächsten Wochen auch
bleiben werden. Die Meseta kommt näher… Ich bin ja mal gespannt, ob sich da
eine gedankliche Hochphase einstellt, denn bisher lassen geistige Ergüsse und
Erleuchtung auf sich warten.
Heute haben wir
überall Katzen gesehen, mindestens 12 und eine davon ließ sich auch anfassen.
Auf dem Platz in Villamayor, wo wir unsere Siesta hatten, liefen 3 kleine Hunde
herum und 2 von ihnen waren total zutraulich und verschmust. Einer hat sich
gewälzt und ist ausgeflippt vor Freude, dass ich ausgerechnet ihn streichelte.
Wäre er eine Katze, so hätte er geschnurrt, aber Hunde halten ja mehr vom
schlabbern und sabbern.
Über unseren Köpfen
zogen 10 große Vögel ihre Kreise. Ob es Adler waren? Sie sahen eindrucksvoll
aus mit ihren großen Schwingen.
Wir schaukelten auf dem Dorfspielplatz und liefen irgendwann weiter, um die letzten 5,7 Km zu bezwingen. Allan hat heute so große Probleme mit Blasen an den Füßen, dass er schwer humpelte. Ich habe derzeit keine Blasen und Wunden auch nichts am Fuß getaped.
Wir schaukelten auf dem Dorfspielplatz und liefen irgendwann weiter, um die letzten 5,7 Km zu bezwingen. Allan hat heute so große Probleme mit Blasen an den Füßen, dass er schwer humpelte. Ich habe derzeit keine Blasen und Wunden auch nichts am Fuß getaped.
Die ersten 10 Km
waren super, da taten meine Füße gar nicht weh. Irgendwann merke ich sie und
gegen Ende des Tages wird es unangenehm. Da tun meine Füße dann immer überall
weh und zwar so, wie ich es von damals kenne, als ich mit meiner Mama und
meiner Schwester in der Stadt Klamotten kaufen war. Nach ein paar Stunden
herumlaufen tun einem die Füße weh und wir mussten am Ende immer noch mit in
die Handarbeitsabteilung, Wolle und Nähmagazine angucken. Wahnsinnig aufregend
für Teenies, denen die Füße wehtun und die zu Burger King wollen- Das war
unsere Tradition: Nach einem langen Shoppingtag bei Burger King essen, denn
weder wollte Mama kochen, noch wir aufs Essen warten. Und da wir da so selten
hingingen, war es für uns immer ein echtes Highlight und ein toller Abschluss
der langen Shoppingtour. Ja und so tun meine Füße also jeden Tag auf den
letzten Km weh. Unangenehm, aber irgendwie gewöhnt man sich auch ein bisschen
daran.
Ich passte mich auf
dem letzten Stück Allan an, denn ich wollte ihn nicht allein zur Herberge
humpeln lassen und ging auch gern mal etwas gemütlicher. Als wir uns in den Ort
geschleppt hatten, saß auf dem PC im Eingangsbereich der Herberge… Ein Scrat!
Eine Nummer größer
als mein Scraddy, aber auch etwas hässlicher. Natürlich habe ich die Beiden
miteinander Bekanntgemacht und sie haben ein Foto machen lassen. Echte
Pilgerfreundschaften gibt es eben nicht nur unter Menschen.
Heute habe ich
mitten auf dem Weg einen Handschuh gefunden und mitgenommen. Ich war sicher,
dass ihn einer unserer Begleiter verloren hat, denn er lag auf einem staubigen
Weg und war weder sandig, noch feucht oder schmutzig. Er konnte noch nicht
lange hier liegen. Die Anderen waren zwar der Meinung, dass er bestimmt schon
lange da lag, aber was wiegt schon ein Handschuh? Also habe ich ihn
eingesteckt, aber viele der anderen Pilger sind in der Herberge am Ortseingang
gelandet und wir werden sie wohl erst morgen wieder treffen.
Allan war heute
Abend mit Hogy noch in einer Bar zum Fußball gucken, während ich die Zeit fürs
Tagebuch schreiben genutzt habe. Im Garten gab es einen Pool, der um diese Zeit
natürlich nicht wirklich nutzbar war und ein Gehege mit einigen Kaninchen, wo ich
eine Zeitlang gesessen und die Tiere beobachtet habe.
Als die Jungs
wiederkamen, haben wir uns noch ein bisschen unterhalten und sind dann schlafen
gegangen. Zu Essen gab es übrigens mal wieder Nudeln.
"Sphinx" in Belorado |
Angebliche Km bis Santiago |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen