Samstag, 23. Februar 2013

23. Februar- Logroño (ca. 10 Km)


Heute ist mein Geburtstag.
25 Jahre bin ich also schon alt. Als ich die Jungs gegen 7.20 Uhr weckte, sang Allan noch im Halbschlaf "Happy Birthday". Die Anderen wachten auch bald auf, es gab Glückwünsche und wir packten unsere Sachen.
Und natürlich las ich den Brief von Johannes. Weil ich ahnte, dass er mich sehr rühren würde, habe ich mich dafür lieber in einen kleinen Raum verzogen. Es ist schon schade, dass ich den Tag nicht mit ihm feiern konnte. Wir liefen irgendwann los. Wann, weiß ich nicht, Zeit spielt keine Rolle mehr.
Heute hatten wir ja nur 10 Km zu laufen und die brachten wie ohne Pause hinter uns.
Fast. Ich musste zwischendurch das Bier, das wir zum Frühstück getrunken hatten, in den Busch bringen und weil es so windig war, zog ich mir Regenjacke, Mütze und Handschuhe an, denn es war wirklich frisch.
Allan und ich mussten auch noch 15 Minuten bei 2 ultrasüßen, aber angeketteten Hunden anhalten und mit ihnen spielen.
Als wir in Logroño ankamen, kam auch die Sonne raus und es wurde richtig warm.
Wir machten eine Pause in der Innenstadt und René beschloss, weiterzulaufen.  You- Jin lud mich ein, mir in einer Konditorei ein paar Geburtstagsleckereien auszusuchen.  Die Auswahl war so groß und alles sah soo lecker aus. Ich entschied mich nach Stunden für ein "Brownieküchlein" und eines mit Vanillemousse.
You- Jin wollte dann auch weiterlaufen, schickte Hogy aber 2 Stunden später eine SMS, dass sie doch bleiben würde. In der Herberge erfuhren wir, dass sie den Weg nicht gefunden hatte und 2 Stunden durch die Stadt geirrt war.

Da die Herberge erst um 16 Uhr öffnete, lief ich mit Allan und Hogy durch die Stadt und wir versackten in einem Park am Fluss, wo wir Siesta machten.
Dort planten Hogy und ich, jeder für sich, grob die nächsten Tage.
Da viele Herbergen im Winter geschlossen haben, muss ich ein bisschen gucken, wo ich (günstig) unterkommen kann. Der Plan sieht ganz gut aus, aber ob er sich auch so umsetzen lässt, weiß ich nicht. Und es muss ja auch nicht sein, spontane Änderungen sind jederzeit möglich. Und wer weiß schon, was nächste Woche ist? Das ist so weit weg...
Interessanterweise hatte Hogy mit seinem Führer fast dieselbe Route gewählt.

Um 16.15 Uhr brachen wir zur Herberge auf. Dort waren schon viele andere Pilger, die wir noch nicht kannten. Durch unseren sehr kurzen Tag holen uns jetzt einige Pilger ein. Als wir noch in der Anmeldung standen, kam ein Australier an, der heute 50 Km von Estella hierhergelaufen war!
Sogar die Hospitaleros waren verwundert und fragten, wo der Stempel von letzter Nacht sei. Nein, er war wirklich die ganze Strecke heute gelaufen. Ob er nicht doch den Bus genommen hätte? Nein, gelaufen.
Im riesigen Supermarkt traf ich auf Philippe, den Franzosen, den wir aus St. Jean- Pied- de- Port kennen und dessen Pilgerstab Allan versehentlich geklaut hatte. Ich erzählte es ihm und er war nicht sauer oder traurig, sondern total glücklich, dass er vom Verbleib des Stockes hörte. Er war in der gleichen Herberge wie wir und sagte, der Stock müsse seinen eigenen Weg gehen. Er nahm ihn hoch, küsste ihn halb im Scherz und verabschiedete sich endgültig von ihm. Heute war die Herberge recht voll und es gab nur wenige Duschen, alle in einem Raum. Ich reihte mich in die Schlange ein und kam bald dran.
Im Supermarkt hatte ich eine große Tüte Bonbons gekauft (1Kg), die ich danach munter in der Herberge verteilte.
Nach ein paar Stunden im Rucksack

Heute trafen wir auch Frank wieder, der in Estella einen Tag Pause gemacht hatte. Er schlief aber in einer anderen Herberge, weil er 2 Nächte bleiben wollte und die öffentlich geführten Herbergen meistens nur eine Nacht erlauben. Die Pilgerbekanntschaften kommen und gehen, aber zwischendurch trifft man sich immer wieder. Dalvo, der 18 Kg- Bralisilaner war heute auch hier. Er hat sich heute einen neuen Rucksack und einen leichteren Schlafsack gekauft. Er hatte gründlich Klamotten ausgemistet und läuft ab morgen mit deutlich reduziertem Gepäck.
Francois hat in Estella seinen Rucksack in einer Bar vergessen und musste dort eine Zwangspause machen. Ob wir ihn noch mal wiedersehen werden?

Da die Herberge schon um 21.30 Uhr schließen würde, machten wir uns um halb 8 auf den Weg, um in einer Bar noch ein bisschen zu feiern. Hier soll es auch gute Tapas geben. Wir suchten uns eine gemütliche Bar aus und ich staunte, wie anders die Spanier doch sind. Die Leute hier nehmen ihre Babys und Kleinkinder mit in die Bars. Sie rennen durch die Gegend oder sitzen auf dem Tresen.
Dalvo wandte sich nach rechts, wo zwei hübsche Spanierinnen saßen und begann zu flirten. Mit einer der Damen verschwand er nach nur 10 Minuten. Amüsiert blickten wir ihnen hinterher und machten Witze über eine mögliche Liebschaft. Nach knapp 20 Minuten kamen sie wieder und offenbar hatten sie nicht miteinander angebändelt sondern um 20 Uhr noch einen Geburtstagskuchen organisiert- Mit Zahlenkerzen!
Das war nun wirklich absolut unerwartet, ich hab mich soo gefreut!
Die ganze Bar sang ein Geburtstagslied und danach schnitt ich den Kuchen in Stücke und verteilte ihn unter den Leuten. So etwas geht auch ohne Spanischkentnisse.


Später spielte der Barkeeper noch die spanische Version von "Happy Birthday" durch die Lautsprecher, die alle Spanier laut und fröhlich mitsangen. Es war wirklich ein toller Abend.
Ich bekam 2 große Bier zugeschoben und auf dem Rückweg zur Herberge kehrten wir noch schnell für Last- Minute- Tapas in einer andere Bar ein.
Als wir zum Kirchturmglockenschlag an der Albuerge ankamen, waren die Tore verschlossen. Da alle Fenster im Erdgeschoss vergittert waren, würden wir auch nicht einsteigen können, falls uns drinnen jemand bemerkte.
Zum Glück kamen kurz danach die Hospitaleros aus dem Hintereingang und sparten sich den Tadel wohl nur, weil ich Geburtstag hatte und so lieb guckte. Und außerdem hatten sie nachmittags ganz viele Bonbons von mir bekommen.

Heute habe ich mit Johannes telefoniert und wenn es nicht so furchtbar teuer wäre, hätten wir stundenlang reden können. Auch mit Frau Holle (meiner Katze) habe ich telefoniert, aber die hat mich wohl nicht erkannt oder keine Sehnsucht nach mir.
Sie verbringt die Wochen bei Johannes, weil sie viel Menschennähe braucht und bei mir in der WG selten jemand ist. Asti kommt damit klar, die schmust nicht so viel und geht gern raus. Und außerdem ist Johannes dann nicht so allein. Sie frisst aber schlecht und benimmt sich etwas seltsam. Vermutlich denkt sie, dass sie mich nie wieder sieht. Aber ich komme doch wieder!
Eine liebe Freundin hat auch angerufen, als ich gerade in der Bar war. Der Empfang war furchtbar, aber es hat mich sehr gefreut, dass meine Freunde an mich denken, ich habe lauter SMS bekommen. Dankeschön!

1 Kommentar: