Heute ist mein
Geburtstag.
25 Jahre bin ich
also schon alt. Als ich die Jungs gegen 7.20 Uhr weckte, sang Allan noch im
Halbschlaf "Happy Birthday". Die Anderen wachten auch bald auf, es
gab Glückwünsche und wir packten unsere Sachen.
Und natürlich las
ich den Brief von Johannes. Weil ich ahnte, dass er mich sehr rühren würde,
habe ich mich dafür lieber in einen kleinen Raum verzogen. Es ist schon schade,
dass ich den Tag nicht mit ihm feiern konnte. Wir liefen irgendwann los. Wann,
weiß ich nicht, Zeit spielt keine Rolle mehr.
Heute hatten wir ja
nur 10 Km zu laufen und die brachten wie ohne Pause hinter uns.
Fast. Ich musste
zwischendurch das Bier, das wir zum Frühstück getrunken hatten, in den Busch
bringen und weil es so windig war, zog ich mir Regenjacke, Mütze und Handschuhe
an, denn es war wirklich frisch.
Allan und ich
mussten auch noch 15 Minuten bei 2 ultrasüßen, aber angeketteten Hunden
anhalten und mit ihnen spielen.
Als wir in Logroño
ankamen, kam auch die Sonne raus und es wurde richtig warm.
Wir machten eine
Pause in der Innenstadt und René beschloss, weiterzulaufen. You- Jin lud mich ein, mir in einer
Konditorei ein paar Geburtstagsleckereien auszusuchen. Die Auswahl war so groß und alles sah soo
lecker aus. Ich entschied mich nach Stunden für ein "Brownieküchlein"
und eines mit Vanillemousse.
You- Jin wollte dann
auch weiterlaufen, schickte Hogy aber 2 Stunden später eine SMS, dass sie doch
bleiben würde. In der Herberge erfuhren wir, dass sie den Weg nicht gefunden
hatte und 2 Stunden durch die Stadt geirrt war.
Da die Herberge erst um 16 Uhr öffnete, lief ich mit Allan und Hogy durch die
Stadt und wir versackten in einem Park am Fluss, wo wir Siesta machten.
Dort planten Hogy
und ich, jeder für sich, grob die nächsten Tage.
Da viele Herbergen
im Winter geschlossen haben, muss ich ein bisschen gucken, wo ich (günstig)
unterkommen kann. Der Plan sieht ganz gut aus, aber ob er sich auch so umsetzen
lässt, weiß ich nicht. Und es muss ja auch nicht sein, spontane Änderungen sind
jederzeit möglich. Und wer weiß schon, was nächste Woche ist? Das ist so weit
weg...
Interessanterweise
hatte Hogy mit seinem Führer fast dieselbe Route gewählt.
Um 16.15 Uhr brachen
wir zur Herberge auf. Dort waren schon viele andere Pilger, die wir noch nicht
kannten. Durch unseren sehr kurzen Tag holen uns jetzt einige Pilger ein. Als
wir noch in der Anmeldung standen, kam ein Australier an, der heute 50 Km von
Estella hierhergelaufen war!
Sogar die Hospitaleros waren verwundert und fragten, wo der Stempel von letzter Nacht sei. Nein, er war wirklich die ganze Strecke heute gelaufen. Ob er nicht doch den Bus genommen hätte? Nein, gelaufen.
Sogar die Hospitaleros waren verwundert und fragten, wo der Stempel von letzter Nacht sei. Nein, er war wirklich die ganze Strecke heute gelaufen. Ob er nicht doch den Bus genommen hätte? Nein, gelaufen.
Im riesigen
Supermarkt traf ich auf Philippe, den Franzosen, den wir aus St. Jean- Pied-
de- Port kennen und dessen Pilgerstab Allan versehentlich geklaut hatte. Ich
erzählte es ihm und er war nicht sauer oder traurig, sondern total glücklich,
dass er vom Verbleib des Stockes hörte. Er war in der gleichen Herberge wie wir
und sagte, der Stock müsse seinen eigenen Weg gehen. Er nahm ihn hoch, küsste
ihn halb im Scherz und verabschiedete sich endgültig von ihm. Heute war die
Herberge recht voll und es gab nur wenige Duschen, alle in einem Raum. Ich
reihte mich in die Schlange ein und kam bald dran.
Im Supermarkt hatte
ich eine große Tüte Bonbons gekauft (1Kg), die ich danach munter in der
Herberge verteilte.
Nach ein paar Stunden im Rucksack |
Heute trafen wir auch Frank wieder, der in Estella einen Tag Pause gemacht hatte. Er schlief aber in einer anderen Herberge, weil er 2 Nächte bleiben wollte und die öffentlich geführten Herbergen meistens nur eine Nacht erlauben. Die Pilgerbekanntschaften kommen und gehen, aber zwischendurch trifft man sich immer wieder. Dalvo, der 18 Kg- Bralisilaner war heute auch hier. Er hat sich heute einen neuen Rucksack und einen leichteren Schlafsack gekauft. Er hatte gründlich Klamotten ausgemistet und läuft ab morgen mit deutlich reduziertem Gepäck.
Francois hat in
Estella seinen Rucksack in einer Bar vergessen und musste dort eine Zwangspause
machen. Ob wir ihn noch mal wiedersehen werden?
Da die Herberge
schon um 21.30 Uhr schließen würde, machten wir uns um halb 8 auf den Weg, um
in einer Bar noch ein bisschen zu feiern. Hier soll es auch gute Tapas geben.
Wir suchten uns eine gemütliche Bar aus und ich staunte, wie anders die Spanier
doch sind. Die Leute hier nehmen ihre Babys und Kleinkinder mit in die Bars.
Sie rennen durch die Gegend oder sitzen auf dem Tresen.
Dalvo wandte sich
nach rechts, wo zwei hübsche Spanierinnen saßen und begann zu flirten. Mit
einer der Damen verschwand er nach nur 10 Minuten. Amüsiert blickten wir ihnen
hinterher und machten Witze über eine mögliche Liebschaft. Nach knapp 20
Minuten kamen sie wieder und offenbar hatten sie nicht miteinander angebändelt
sondern um 20 Uhr noch einen Geburtstagskuchen organisiert- Mit Zahlenkerzen!
Das war nun wirklich
absolut unerwartet, ich hab mich soo gefreut!
Die ganze Bar sang ein Geburtstagslied und danach schnitt ich den Kuchen in Stücke und verteilte ihn unter den Leuten. So etwas geht auch ohne Spanischkentnisse.
Die ganze Bar sang ein Geburtstagslied und danach schnitt ich den Kuchen in Stücke und verteilte ihn unter den Leuten. So etwas geht auch ohne Spanischkentnisse.
Später spielte der
Barkeeper noch die spanische Version von "Happy Birthday" durch die
Lautsprecher, die alle Spanier laut und fröhlich mitsangen. Es war wirklich ein
toller Abend.
Ich bekam 2 große
Bier zugeschoben und auf dem Rückweg zur Herberge kehrten wir noch schnell für
Last- Minute- Tapas in einer andere Bar ein.
Als wir zum
Kirchturmglockenschlag an der Albuerge ankamen, waren die Tore verschlossen. Da
alle Fenster im Erdgeschoss vergittert waren, würden wir auch nicht einsteigen
können, falls uns drinnen jemand bemerkte.
Zum Glück kamen kurz
danach die Hospitaleros aus dem Hintereingang und sparten sich den Tadel wohl
nur, weil ich Geburtstag hatte und so lieb guckte. Und außerdem hatten sie
nachmittags ganz viele Bonbons von mir bekommen.
Heute habe ich mit
Johannes telefoniert und wenn es nicht so furchtbar teuer wäre, hätten wir
stundenlang reden können. Auch mit Frau Holle (meiner Katze) habe ich
telefoniert, aber die hat mich wohl nicht erkannt oder keine Sehnsucht nach
mir.
Sie verbringt die
Wochen bei Johannes, weil sie viel Menschennähe braucht und bei mir in der WG
selten jemand ist. Asti kommt damit klar, die schmust nicht so viel und geht
gern raus. Und außerdem ist Johannes dann nicht so allein. Sie frisst aber
schlecht und benimmt sich etwas seltsam. Vermutlich denkt sie, dass sie mich
nie wieder sieht. Aber ich komme doch wieder!
Eine liebe Freundin
hat auch angerufen, als ich gerade in der Bar war. Der Empfang war furchtbar,
aber es hat mich sehr gefreut, dass meine Freunde an mich denken, ich habe
lauter SMS bekommen. Dankeschön!
Nachträglich alles Gute zum Geburtstag.
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