Sonntag, 17. August 2014

Tag 86: Sauvelade - Navarrenx

Heute hatten wir nur 14km vor uns.  Das ergab sich aus der Planung,  nicht am Sonntag,  sondern erst am Montag in St.Jean-Pied-de-Port anzukommen. Wir wollen einkaufen und nach Schuhen gucken und hoffen,  dass die Massen,  die am Wochenende ihren Camino beginnen, dann schon weg sind.

Wir starteten wieder mal im Nebel und konnten nicht wirklich weit gucken. Wir liefen bergauf und bergab und hätten sicher hübsche Aussichten auf die Pyrenäen gehabt,  wenn es weniger wolkig gewesen wäre.  Das Wetter war aber dennoch gut und es war wieder schön warm.

Nach einer Pause am Wegesrand,  wo jemand einen Tisch und Stühle für Pilger aufgestellt hat (danke dafür) liefen wir die letzten Kilometer in Frankreich.
Offiziell bleiben wir zwar noch bis zur Überquerung der Pyrenäen in Frankreich,  aber wir betraten heute das Baskenland. 

Als wir in Navarrenx ankamen, dudelte Musik aus Lautsprechern durch die ganze Einkaufsstraße.  Wir schauten uns ein bisschen um und machten uns dann auf zum Campingplatz.  Es war inzwischen ordentlich heiß geworden und wir freuten uns auf den letzten Pool bis Spanien.

Als die Rezeption irgendwann öffnete verging uns die Freude aber schnell.  Wir mussten knapp 24€ zahlen- so viel hatten wir bisher noch nie.

Die Besitzerin ist Britin und mein Kommentar,  dass wir jetzt seit 2 Monaten in Frankreich campen und das hier der teurste Platz ist,  fasste sie gleich als Kampfansage auf.
Natürlich hört man so etwas nicht gern,  aber wir ärgerten uns auch etwas darüber,  dass der Wandererspezialpreis nur dann gilt,  wenn man allein unterwegs ist (auch dann wäre es mit 14 € nicht besonders billig gewesen,  aber dennoch).

Wir brauchten unsere Rucksäcke zu dem uns zugewiesenen Platz und gingen baden. Fast jeder zweite Camper hier hat sein Lenkrad auf der falschen Seite.  Dieser Platz ist wohl sehr beliebt bei Engländern. 

Nach dem Baden gingen wir einkaufen und trafen Martin.  Endlich.
Martin ist ein Pilger,  der mit seinem Hund in Berlin losgelaufen ist und den wir seit Tagen zu treffen hoffen.
Jean-Pierre hat ihn kennengelernt und uns von ihm erzählt und seit wir von Rocamadour aus wieder auf dem Jakobsweg sind ist er vor uns und wir lesen fast täglich seine Gästebucheinträge. 
Wir hatten eigentlich vor,  ihn damit zu überraschen, dass wir wissen wer er ist,  aber er überraschte uns.
Er hatte uns erkannt,  weil Jean-Pierre uns beschrieben hatte. Mit meinem Muscheltattoo bin ich ja auch leicht zu erkennen.

Leider schlief Martin außerhalb des Ortes und am Himmel sah man, dass in wenigen Minuten ein Gewitter ausbrechen würde.  Unsere Habseligkeiten lagen aber alle verstreut und ungeschützt auf dem Rasen des Campingplatzes.  Wir mussten also los und zum Platz eilen,  der ein gutes Stück entfernt war.
Als es anfing zu regnen nahm ich alle Einkäufe und Johannes rannte die letzten 300 Meter, um das Gepäck zu retten.

Als das geschafft war,  brach das Gewitter richtig aus und wir mussten direkt zur Kirche eilen, denn dort gab es einen Pilgerempfang,  den wir gern miterleben wollten.
Wir bekamen einen Führung durch die Kirche,  sangen das Pilgerlied "ultreia" (Johannes und ich bekamen den Text auf deutsch und die Madames staunten nicht schlecht,  als ich auswendig auf französisch mitsang) und dann ging es ins Gemeindehaus zu einem Glas Wein. 
Leider verdrückten sich fast alle,  als das Glas leer war und bald darauf gingen wir dann auch.

Wir fanden WLAN und ich sah,  dass ich heute endlich das Ergebnis der letzten Hausarbeit der Uni bekommen habe. Die Hausarbeit habe ich bestanden und somit habe ich alles fertig. Das Studium ist offiziell beendet und bald werde ich Zeugnis und Urkunde im Briefkasten haben!

Leider hatten alle Geschäfte schon geschlossen,  wir hätten gern noch angestoßen.  Auf dem Campingplatz fragte ich bei einem englischen Paar nach heißem Wasser, ich hatte heute zum ersten Mal ein Fertiggericht gekauft, das mit heißem Wasser zubereitet wird.
Während das Wasser aufkochte unterhielten wir uns und als die Sprache auf das Studium kam,  erzählte ich, dass ich gerade entdeckt hatte,  fertig zu sein. 
Die Beiden luden mich zu einem Glas Wein ein, um das zu feiern. Ich holte Johannes dazu, der schon das Essen aufgebaut hatte und ich mache es kurz: Richtig gegessen haben wir nicht mehr, dafür viel Wein getrunken und wir waren erst 4 Stunden später im Bett.  Wir haben uns so gut unterhalten, es war richtig schön!
Die beiden erzählten uns,  dass sie hier sind,  weil die Bewertungen im Internet so toll sind.  Ob das dee Grund ist, warum jeder zweite hier aus England kommt,  wussten sie aber auch nicht. Sie sind nur auf Durchreise und machen hier keinen Urlaub.

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