Montag, 11. August 2014

Tag 82: Nogaro - Aire sur L'Adour

Heute morgen tauschten wir das deutsche Buch (das wir neulich vom Campingplatz mitgenommen haben) gegen ein anderes Buch, in das vorn jemand angefangen hat,  die Stationen des Buches einzutragen.
Wir waren die dritten Leser,  die das Buch an sich nahmen und nachdem ich gestern darin gelesen habe, weiß ich auch warum:  Es heißt "Abschied", ist von Sabine Peters und furchtbar geschrieben.  Man mag diesen Schreibstil, einfach alles herunterzuschreiben und wörtliche Rede nicht als solche zu kennzeichnen etc. vielleicht als Kunst bezeichnen, ich finde es nur nervig.

Wir starteten als Vorletztes, die meisten Pilger waren gerade im Aufbruch,  als wir um 7 aus dem Zelt krochen.  Dass wir nicht nur Profis im Pausemachen, sondern auch im spät losgehen sind, brachte uns drei Portionen Marmelade und zwei Trinkpäckchen Orangensaft ein, denn die Frühstücker hatten alles auf Tabletts bereitgestellt bekommen und das waren die Reste,  die verschmäht wurden.
Diese Pilger versorgen sich offenbar auch tagsüber nicht selbst,  wer hätte sonst schon Marmelade dagelassen?

Wir liefen irgendwann los, denn der Regen wollte nicht weniger werden. Es hatte die halbe Nacht geregnet und auch jetzt schien der Himmel noch genug Kapazitäten für die kommenden Stunden zu haben.

Kurz hinter dem Ortsausgang wollten wir eine Abkürzung nehmen,  die gleichzeitig die historische Route darstellt.
Diese Route ist nicht markiert und als ich kurz meine Gamaschen angezogen und den Rucksack wieder aufgesetzt hatte,  war Johannes verschwunden. Ich kam an eine Abzweigung und es konnte die Stelle sein,  auf der wir den Jakobsweg verlassen. Aber stimmte das auch,  war es schon hier? Hatte Johannes das auch mitbekommen oder war er der Beschilderung gefolgt?
In solchen Fällen, das haben wir so abgemacht, warte ich immer, bis er zurückkommt, da wir nur einen Führer haben und ich nicht selbst nachschauen kann.

Nervigerweise regnete es die ganze Zeit und ich konnte mich nirgendwo unterstellen,  da ich beide Wege im Blick behalten musste,  un mitzubekommen, wenn Johannes zurückkommt.
Ärgerlicherweise hatte er aber vergessen, an der entscheidenden Stelle zu warten und noch ärgerlicher war, dass er gar nicht merkte, dass er mich verloren hatte und so lief er einfach immer weiter.  Deswegen kam er auch nicht auf die Idee,  sein Handy anzustellen. Ich wartete über 45 Minuten im Regen,  war nass und verfroren und hatte zwei vorbeiziehenden Pilgern seine Beschreibung mitgegeben.

Irgendwann bemerkte Johannes mein Fehlen und wir fanden wir der zueinander.
Meine Laune war aber natürlich erst einmal dahin,  meine ganzen Sachen waren durchnässt und ich musste die Hosentaschen zur Sicherheit leeren, damit Kamera und Handy nicht kaputtgehen. Glücklicherweise hörte der Regen aber irgendwann auf und ich konnte den Poncho abnehmen, meinen Pulli auswringen und etwas trocknen.

Wir wanderten stundenlang durch Maisfelder und leider viel über Beton. Das macht den Füßen nicht viel Spaß,  schon gar nicht, wenn die Außenseiten der Schuhe so abgelaufen sind,  dass man stets schräg läuft.  Auf unebenem Untergrund kann man das besser ausgleichen als auf Beton.  Es hilft nichts- wir brauchen neue Schuhe.  Wir sagen das zwar schon seit über 1000km, aber langsam wird es wirklich dringend. Es wundert mich eigentlich,  dass wir noch keine Beschwerden durch das Pilgern in Schräglage haben.
Meinem Knie geht es übrigens, bis auf die Schürfwunde, viel besser durch das Laufen im Flachland.

Als es heute dann zwischen Feldern entlang und über Feldwege ging, wünschte ich mir den Beton allerdings zurück.  Es war so unglaublich matschig und rutschig! Der Matsch war gerade trocken genug,  um gut und dauerhaft an den Schuhsohlen zu kleben und feucht genug,  dass man gut ausrutschen konnte. Wir mussten am Ende dieses Abschnittes den Matsch mit Stöckern aus dem (übrigen) Profil kratzen.

Später liefen wir auf einer Variante des Weges über einen betonierten Weg und entdeckten einen Brombeerstrauch mit massenweise Früchten,  die darauf warteten, geerntet zu werden. Die Beeren waren reif und damit sie nicht verderben,  legte ich Pfeile aus Blumen,  damit sie auch von anderen Pilgern entdeckt wurden. 

Kurz darauf kamen wir an einem echten "lost place" vorbei, einem verlassenen Ort.
Hier stand ein Haus, an dem die Bauarbeiten nach der Hälfte eingestellt worden waren. Das Mauerwerk stand und es gab auch eine Treppe in den ersten Stock.  Aber mehr ist hier nie passiert.  Wir betraten den etwas gruseligen Ort und schauten uns um. Natürlich kommen hier oft Menschen hin und hinterlassen Müll und bemalen die Wände.  Pflanzen wuchsen durch alle Fenster und Türen und im ersten Stock lag ein Teppich aus Moos. Nachts ist es hier bestimmt etwas gruselig. 

Als wir in Aire sur L'Adour ankamen, gingen wir einkaufen und besorgten uns viele leckere Sachen für das Abendessen. Danach liefen wir zum Campingplatz und checkten ein. Nach der Installation setzten wir uns an die Tische in der Nähe des Zeltes und genossen unser Abendessen. Ein ziemlich gerupft aussehender Kater kam zu uns und versuchte lange Zeit, etwas von unseren Leckereien abzubekommen,  aber das war aussichtslos. Hinterher hat er noch lange schnurrend auf meinem Schoß gelegen, denn so etwas ist bei mir nie aussichtslos.

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