Samstag, 9. August 2014

Tag 79: Lectoure - Condom

Heute Nacht habe ich gut geschlafen, die Matten im Gebetsraum waren sehr bequem und es ist schön, ab und zu ein richtiges Dach über dem Kopf haben.
Wir packten, räumten auf und machten uns auf den Weg. Es ging durch den Ort und wir sahen schon die ersten Heißluftballons am Himmel. Wahrscheinlich haben die heute die schönere Aussicht, egal wohin wir laufen.

Wir wanderten am Wald entlang und wieder an vielen Sonnenblumenfeldern vorbei. Aber auch einige Weinberge sahen wir. Seit Moissac ist die Landschaft recht flach, wir müssen nicht mehr so viel klettern wie in den Wochen davor. Das ist natürlich ganz angenehm, aber wir haben dann auch weniger Aussichten auf hübsche Täler.
Für mein Knie ist es aber viel besser, es tut nicht mehr so weh, da nervt die tiefe Schürfwunde schon mehr.
Die Achillessehne hat sich wie erhofft fast erholt und meine Füße sind weiterhin blasenfrei.
Na ja, noch. Heute bemerkte ich, wie wenig Profil ich noch an den Schuhen auf Höhe der Fußballen habe. Da ist nämlich fast gar nichts mehr. Unter der Hornhaut am Fuß befindet sich bereits eine beklagenswerte Druckstelle, die damit droht, mir als Blase die Wanderhölle heiß zu machen.
Also zog ich meine Ersatzschuhe an, als wir die letzte geplante Pause vor Condom beendeten.
Wir liefen nun eine Abkürzung über die Landstraße, da wir ankommen wollten. Es donnerte schon seit geraumer Zeit und es blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Beginn des Regens.

Wir liefen also auf der Landstraße hügelab in Richtung Condom, sahen die Gewitterfront von der linken Seite auf die Stadt zuziehen und ahnten, dass uns nicht mehr viel Zeit bleiben würde.
Ich zog meine Stiefel wieder an, denn mit dem Fuß konnte ich in den Ersatzschuhen noch schlechter laufen und bei Regen kann ich offene Schuhe nicht brauchen.

5 Minuten später fanden wir uns unter einem Baum wieder und suchten Schutz vor dem Regen. Manchmal geht es so schnell los, dass man kaum Zeit hat, die Regensachen auszupacken.
Wir warteten etwa 10 Minuten, aber da wir unter den Bäumen nicht wirklich geschützt waren liefen wir weiter, wir hatten nur noch 2 km vor uns.
Unter dem Poncho verborgen eilten wir nach Condom, wo wir am Ortseingang an einer Herberge vorbeiliefen. An deren Tor war ein Willkommensgruß angebracht und dazu ein paar Bildchen. Das Zelt nahmen wir wörtlich und gingen hinein (eigentlich wollten wir zum Campingplatz). Wer ein Zelt an sein Tor malt muss uns aufnehmen. Und das taten sie auch gern.
Wir wurden freundlich empfangen und sahen, dass dieses Haus besonders liebevoll eingerichtet war. Viel Kunst war zu sehen und es gab vieles zu entdecken, wie drei kleine Muscheln oben an der Wand. Auch im Garten konnte man sich wohlfühlen. Wenn es nicht regnet kann man am Flüsschen sitzen und sich durch diverse gemütliche Stühle sitzen. Wer durch Condom läuft, sollte hier einkehren.

Als der Regen aufhörte liefen wir in den Ort, besichtigten die Kirche, die sich wirklich lohnt und die umliegenden Straßen. Wir kauften uns zwei lecker aussehende Törtchen in der Patisserie, denn Lydia hatte uns zum Abschied für diesen Zweck etwas Geld geschenkt. Vielen Dank dafür!
Wir kauften im Intermarché allerhand zu essen für heute und die kommenden Tage ein und als wir aus dem Laden treten wollten sahen wir, dass es heftig regnete.
Zum Glück haben die Supermärkte oft Gartenmöbel im Angebot und im Eingangsbereich aufgebaut. So auch hier, also testeten wir eine Garnitur besonders intensiv und entschieden uns über eine halbe Stunde später gegen einen Kauf, weil Feierabend war und so liefen wir im Nieselregen zur Herberge zurück.

Dort angekommen setzten wir uns zum Essen vor die Tür. Wir waren die Einzigen, die nicht am Abendessen der Herberge teilnahmen, aber uns ist das einfach zu teuer (es kostet immer zwischen 10 und 15€). Hinterher gesellten wir uns zu der Runde am Esstisch, weil es ans bezahlen und Pilgerausweise stempeln ging.
Unsere Ausweise wurden bestaunt und herumgereicht. Bald ist der zweite Ausweis voll und wir haben ja auch schon um die 80 Tage und Stempel hinter uns.
Das wird jetzt vermutlich öfter vorkommen, vor Allem wenn in den ersten Tagen in Spanien fast alle noch nagelneue Ausweise auf die Tische legen.

Wir warteten eine Regenpause ab und bauten unser Zelt auf. Es soll heute Nacht mächtig gewittern. Aber wir wissen, dass unser Zelt dicht ist, also stört uns das nicht weiter. Wir lagen dennoch früh im Bett, weil in der Herberge um 21.30 Uhr alle auf ihre Zimmer verschwanden.

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