Montag, 11. August 2014

Tag 83: Aire sur L'Adour - Arzacq Arraziguet

Frühsport. Mal wieder (so ganz flach ist es eben doch nicht). Wir mussten gleich zu Beginn des Tages eine kleine Ewigkeit im Morgennebel bergauf laufen,  um den Ort zu verlassen.  Oben auf dem Berg hatten wir eine hübsche Sicht zurück und standen vor der muffigsten Kirchen des ganzen Landes.

Wir haben ja gerade vor le Puy leider viele feuchte und heruntergekommene Kirchen gesehen,  aber der Geruch dieses Bauwerkes steht außer Konkurrenz. Ich musste meine Besichtigung verkürzen und wieder zurück an die frische Luft. Es ist wirklich schade, dass so viele hübsche Kirchen in bedauernswertem Zustand sind.

Wir stiegen hinab zu einem schönen See,  an dem wir uns (obwohl wir ja noch nicht lange unterwegs waren) eine ausgiebige Frühstückspause gönnten. Wir haben nicht viele Seen unterwegs und auch nichts davon,  hier nur vorbeizulaufen und die gemütlichen Sitze zu ignorieren. Außerdem sind wir ja Meister im Pausemachen.

Wir genossen den Blick auf den See (der leider etwas vom sperrigen Holzgeländer getrübt wurde) und zogen irgendwann weiter.  Wir wanderten etwas am See entlang und für unseren  Geschmack viel zu schnell wieder davon weg und wechselten auf einen Weg,  der uns wieder zu Maisfeldern brachte.

Die nächsten 18km verbrachten wir im Prinzip zwischen Feldern und auf Beton.  Zwischendurch kamen wir in den Ort Miramont Sensacq und lasen im Gästebuch der Kirche,  dass hier viele (Langstrecken)Pilger vom Anblick der Pyrenäen ergriffen waren. Erstaunt,  dass wir diesen Blick verpasst hatten traten wir ins Freie und schauten uns um. Das Wetter war klasse, blauer Himmel und schweißtreibend warm war es auch. Aber von Bergen war weit und breit nichts zu sehen.
Wir entdecken eine infotafel, auf der der Pyrenäenblick aufgemalt und erklärt war,  wir standen also an der richtigen Stelle.
In den Pyrenäen muss es heute sehr wolkig sein, denn wir entdeckten auch nach minutenlangem Starren in ihre Richtung gar nichts.

Wir liefen (nicht besonders ergriffen) herunter in den Ort und kamen an einem der schönsten Stoppschilder der Welt vorbei. Es war rundherum eingekleidet mit hübschen Efeu- hier bleibt  wohl jeder allein schon zum staunen stehen.
Mit eiskalter Cola setzten wir uns an einen schattigen Pausenplatz und versuchten in Ruhe zu essen.
Da Johannes aber Wurst hatte und wir einen sehr lieben,  niedlichen und offenbar verfressenen Hund kennenlernten, war es mit dem Essen gar nicht  so einfach.  Immer wieder kam er an, bettelte und stellte sich mit beiden Vorderpfoten auf die Bank. Es war richtig lustig und wir schossen ein paar "Selfies" mit dem Hund (das ist ja "in" und deswegen machen wir sowas).

Auf dem letzten Stück vor unserem Ziel entdeckten wir einige junge Bäume am Wegesrand. Die Jakobswegfreunde aus St.Jean-Pied-de-Port hatten hier Bäume gepflanzt und Informationsschilder aufgestellt.  Es waren Obstbäume,  die irgendwann Pilger auf dem Weg mit lecker Obst versorgen sollen. Eine klasse Idee! Wir haben Obstbäume ja selbst schätzen und lieben gelernt und wenn hier irgendwann viele Kirschen,  Äpfel und Birnen wachsen ist das großartig.

Nach ein paar Steigungen kamen wir in Arzacq Arraziguet an und füllten im Supermarkt unsere Vorräte auf. Damit machten wir uns auf zur Herberge und nachdem wir diese endlich gefunden hatten, bekamen wir einen schönen Zeltplatz präsentiert.  Zur Herberge gehört eine offizielle Campingwiese und hier hatte Boris bereits sein Zelt aufgeschlagen.  Boris ist ein Franzose,  der tatsächlich nach dem Tennisspieler benannt ist und wir kennen ihn schon seit ein paar Tagen.  Vor allem deswegen,  weil sein Rucksack furchtbar falsch eingestellt ist und er kaum laufen kann ohne die Gurte nach vorn zu ziehen.  Aber er sagt, er wisse es und habe schon alles ausprobiert,  es helfe nichts.

Wir unterhielten uns lange und verbrachten den Abend zusammen vor der Küche, bis Boris ins Bett ging. Wir luden noch unsere Handys auf und schauten uns die Route der nächsten Tage an. Wir wollen weiterhin lieber am Montag als am Sonntag in St.Jean ankommen und deswegen werden wir ein paar kurze Tage einlegen.  Das ist auch ganz entspannt.
Die letzte Nacht wollen wir in einem Refugio verbringen,  das im Führer eingezeichnet ist.
Wir wissen allerdings gar nicht, wie es aussehen wird. Vielleicht ist es eine richtige Hütte,  vielleicht auch nur ein überdachtes Plätzchen. Aber da wir noch das Zelt haben und uns alternativ auch eine Wiese suchen können wollen wir es wagen.
Wir wollen dort vor allem deswegen hin, um am Tag danach zeitig in St.Jean anzukommen.  Wir müssen ja nach Schuhen gucken... Und weil es die letzte Gelegenheit sein wird, in einem Refugio zu schlafen.

1 Kommentar:

  1. Hallo, Birte,

    vielen Dank für die Karte aus Le Puy-en-Velay, die macht gleich Lust auf den Weg.
    Ihr kommt ja gut voran und habt nette Begegnungen.
    Viel Spaß und blasenfreies Pilgern wünscht Kerstin (Erika).
    Meine Karte aus Italien müsste schon ein paar Wochen in Hamburg sein.
    Liebe Grüße aus der Pfalz

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