Montag, 29. Juni 2015

Tag 5: Palas de Rei - Melide

Heute morgen war es nicht so neblig wie die letzten Tage.
Laut unserem Führer (dem gelben Outdoor) sollten wir bald für 1,3km durch einen Wald lustwandeln.
Wir wussten zwar nicht genau, wie man richtig lustwandelt, gaben uns aber Mühe, es zu tun.
Wir durchwanderten heute mehrere zauberhafte Örtchen. In einem machten wir unsere Frühstückspause und nachdem ein Bauer seine etwas gelangweilt wirkenden Kühe an uns vorbeigetrieben hatte ritten zwei Pilger hoch zu Ross durch das Dorf.

Es ging auf hübschen Pfaden weiter und im kleinen Ort Casanova machten wir an der Bar "die zwei Deutschen" Halt und tranken eine (leider) warme Cola. Deutsche waren auch nicht im Dienst.

Kurz vor Melide machten wir ein kleines Fotoshooting am großen Pilgerkreuz.
Unsere Begleiter Scrat und der aufblasbare Flamongo meiner Freundin positionierten sich professionell und das kleine Stativ ließ uns richtig professionell wirken.
Bestimmt sah es auch gut aus, wie ich im Gras lag und die Kamera einstellte. Das Stativ ist wirklich klein, höchstens 15cm hoch uns dementsprechend tief muss man sich beugen, um das Bild einzustellen.

Nach unserem Aufenthalt brannte die Sonne mit aller Kraft und wir kamen, obwohl die letzten Kilometer nicht anstrengend waren, noch richtig ins Schwitzen.
Vor dem Einchecken in der Herberge brauchten wir ein Kaltgetränk und sprangen dann unter die Dusche.
Wer Scheu vor Gruppenduschen oder Nacktheit vor Fremden hat sollte die galizischen öffentlichen Herbergen meiden. Gestern waren sie nicht einmal geschlechtergetrennt.

Wir gingen in den Ort und da wir keine Krake essen wollten konnten uns die zahlreichen Lokale der Pulpohochburg nicht für uns begeistern. Wir entschieden uns für ein Pilgermenü beim Italiener und waren nach dem riesigen Vorspeisensalat schon fast satt.
Die Pizza war umwerfend gut und statt eines Nachtisches bekamen wir ein zweites Getränk.
Wir verbrachten 3 Stunden vor dem Lokal, dann wir haben zwischen den Pizzahälften eine Stunde Pause gemacht. Und sie war hinterher immer noch warm!
Es war viel zu heiß um sich zu bewegen, deswegen hielten wir es im Schatten aus, surften im Netz und ich schrieb ein paar Postkarten.
Wir taten nicht viel und schwitzten trotzdem. Bei 37 Grad kein Wunder.

Nach dem Essen wollten wir in den Supermarkt,  da wir erst übermorgen auf den nächsten Laden treffen.
Wir haben nicht herausfinden können warum, aber alle Geschäfte waren geschlossen.
Zwar haben diverse Spanier uns hilfsbereit erklärt woran das liegt, aber verstehen konnten wir die Ausführungen nicht.

Wir setzten uns an den Brunnen mit eiskaltem Wasser, badeten Arme und Beine und genossen die Kälte.
Zurück in der Herberge fand ich mein Bett besetzt vor.
Da lag einfach ein anderer Pilger drin!
Meine Sachen waren alle auf den Boden geworfen worden, mein Schlafsack auch und er sagte, ihm sei dieses Bett zugewiesen worden und ich hätte bestimmt die Herberge nicht bezahlt.
Ich erklärte ihm, dass sich niemand an zugewiesene Bettnummern hält und mein Bett bei meiner Ankunft auch besetzt war, aber hatte keine Lust auf Diskussion.
Es waren noch unzählige Betten im Saal frei.
Ich wies auf seine Packung mit dem Bettbezug und auf das Bett, dass ich nun nehmen werde und sagte, er könne mir das dann ja beziehen.  Immerhin lag er auf dem Bett, das ich bezogen hatte.
Wäre er freundlicher gewesen hätte ich das selbst gemacht, aber so...

Wir verbrachten den Rest des Tages in verschiedenen Bars und auf der Suche nach geöffneten Geschäften. Wir fanden nur heraus, dass der früheste Laden um 9.30 Uhr öffnet und werden morgen also noch hier festhängen, denn bis Ribadiso gibt es keine Einkaufsgelegenheit mehr.

Im Pilgerforum las ich von einem Pilger, der bis vor Kurzem noch viele Kilometer vor uns lief. Ich fand unseren Abstand immer schade, denn ich hätte ihn gern getroffen. Nun ergaben die Umstände, dass er lediglich eine Tagesetappe hinter uns ist.
Kurze Überlegung, Planungen umwerfen, rechnen, kalkulieren, entscheiden: Wir werden übermorgen in Ribadiso am Fluss auf ihn warten. Zusammen werden wir ganze 3,5km zum nächsten Ort pilgern und das ist dann unsere Tagesetappe.
Wir sind ein bisschen aufgeregt, ob wir die Strecke schaffen. 3,5km sind ja nicht ganz ohne!
Aber wir haben Zeit, ich möchte ihn kennenlernen und der Fluss ist schön. Es gibt nichts was dagegen spricht. Denn wir sind nicht ehrgeizig und missen deswegen keine langen Etappen laufen. Damit würden wir ohnehin nicht angeben, also machen wir das.
Das wird großartig!

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