Sonntag, 28. Juni 2015

Tag 3 : Barbadelo - Portomarin

Die Luft im Zimmer war durch zwei angrenzende Bäder feucht und durch die Pilger stickig.
Ich hab kaum geschlafen und bin dementsprechend gerädert aufgestanden.
Wir waren erstaunlicherweise nicht die Letzten. 3 Frauen sind erst um 7.45 Uhr aufgestanden, die Frühaufsteher waren angenehm rücksichtsvoll und haben sich mit dem Rascheln von Plastiktüten zurückgehalten.

Der Morgen war sehr neblig und wir haben noch eine Weile auf der Terrasse gesessen und abgewartet ob es ein bisschen aufklart. Als klar war, dass das nicht der Fall ist sind wir um kurz vor halb 9 aufgebrochen.
Der Morgen war kühl, aber dennoch war die Temperatur beim Laufen für den Pulli zu warm und für das T-Shirt zu kalt.

Durch unseren späten Aufbruch hatten wir die vielen Normalstarter aus Sarria auf unsere Höhe. Viele Pilger ohne Gepäck oder mit Tagesrucksack, gackernde Grüppchen, aber alle wirkten recht vergnügt. Nach einer guten Stunde lichtete sich der Nebel und wir bekamen einen klaren Himmel und viel Sonne zu sehen.

Wir kamen hier und da mit einigen Pilgern ins Gespräch, machten eine Frühstückspause an einer fast schäbigen und lieblos geführten Bar und genossen große Baguettebrötchen, denn nach knapp 10km knurrte uns der Magen.

Wir kamen vorbei an einem jungen Schäferhund, den der Besitzer zu den Pilgern schickte damit er gestreichelt wurde, an einem Pferd, einem Strauss, einer Katze, noch mehr Hunden und einer kleinen Herde Kühe, die an uns vorbeigetrieben wurde.

Die Sonne brannte und uns war heiß. Wir gönnten uns ein Eis und die zweite eiskalte Cola und ich ließ meine Freundin das französische Pilgerlied vorlesen, dessen Text ich noch im Rucksack hatte.  Was sie nicht wusste war, dass am Nebentisch zwei Franzosen saßen, die ihre Freude an ihrem Vortrag hatten.

Wir machten viele Pausen, genossen den Tag und wenn wir allein waren sangen wir einen Teil unseres Liederrepertoires in die Einsamkeit (manchmal endete die Einsamkeit hinter einer Kurve, aber das hat uns nicht gestört. Hauptsache wir stören niemanden).

Um 15 Uhr kamen wir in Portomarin an, einem Ort, der für den Bau einer Talsperre auf den Hang gezogen ist. Die Bewohner wollten sich nicht von ihrer Kirche trennen und haben diese Stein für Stein mitgenommen und oben wieder aufgebaut. Die Talsperre habe ich bisher nie gefüllt gesehen. Heute stand das Wasser hoch und es sah herrlich aus.

Uns lief der Schweiß im Gesicht herunter und wir fühlten uns angenehm sportlich betätigt.
Mein Körper scheint noch an das Marschieren im letzten Jahr gewöhnt zu sein, den nicht hatte (abgesehen von meiner Erkältung) keine Probleme beim Laufen.
Wir kauften uns kalte Getränke und liefen zur Herberge.
Nach einer Dusche informierten wir unsere Freunde, dass wir gleich vor der Webcam posieren werden und ließen uns von ihnen aus Deutschland fotografieren.

Den Tag verbrachten wir mit Einkaufen, relaxxen und mit dem Hund eines Brasilianers, der uns total leid tat, weil er bei unserer Ankunft völlig geschlaucht im Schatten lag. Neben Erbrochenem und viel zu weichen Häufchen.
Im Laufe des Nachmittags kam er aber wieder zu Kräften und tollte durch die Gegend. Es gibt kaum einen Pilger, der diesen Hund nicht kennt und liebt.

Da in der Herberge um 22.30 Uhr alle Lichter ausgingen und wir nicht müde sind liege ich jetzt im Bett und schreibe. Ansonsten würde ich wohl nicht dazu kommen. Wir liegen hier und schwitzen uns kaputt. Das wird eine warme Nacht... Schlaft schön!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen