Dienstag, 8. April 2014

Eine neue Reise

Der Jakobsweg hat mich.
Es ist wie ein Virus.

Manche Menschen besiegen dieses Virus, aber viele begleitet es ein Leben lang und wer einmal auf dem Weg war, den zieht es immer wieder auf Pilgerwege.

Mitlesende Pilger werden an dieser Stelle wissend nicken oder lächeln, Andere werden sich vielleicht die gleiche Frage stellen wie manch ein Forscher: Warum? Worin liegt die große Faszination beim Pilgern?
Die Beantwortung der Frage ist nicht so einfach, deshalb lasse ich es an dieser Stelle einfach mal offen.

Dass ich dem Pilgervirus hoffnungslos verfallen bin, ließ sich spätestens daran festmachen, dass ich Anfang des Jahres meine Bachelorarbeit zum Thema Pilgern (mit Jugendlichen als erlebnispädagogische Maßnahme in der Sozialen Arbeit) abgegeben habe. Die Idee dazu kam mir während meiner Pilgerreise im Frühjahr 2012 auf dem Camino Frances und da mich dieses Thema nicht losgelassen hat, habe ich heute die Bachelorarbeit dazu vor mir liegen.

Und jetzt,  was kommt nach dem Studium?
Mein Arbeitsvertrag läuft aus, meine Wohnung ist gekündigt, der Hausstand wird dezimiert und was übrig bleibt, wird in Kartons verstaut und nach Hamburg gebracht. Ich selbst fahre nur für wenige Tage mit.
Ich werde nämlich Studium nicht direkt in das Berufsleben einsteigen, sondern von Siegen aus nach Santiago de Compostela laufen.

Richtig gelesen: Von Siegen aus.
Gut, die Wenigsten (die nicht hier wohnen) werden wissen, wo dieses Städtchen liegt, das im letzten Jahr seinen Status als Großstadt eingebüßt hat. Im Süden von Nordrhein- Westfalen. Irgendwo zwischen Hagen, Marburg und Köln.
Wie viele Kilometer es genau bis nach Santiago sind, weiß ich noch gar nicht. Ich glaube irgendwas um die 2400.

Und ich werde nicht allein laufen. Mein treuer Begleiter Scrat wird natürlich wieder mit im Rucksack sitzen, als Fotomodel herhalten und sich das ein oder andere mal betrinken und mein Freund Johannes wird auch dabei sein. Auch er hat Wohnung und Job aufgegeben, wird seinen Rucksack packen und mit nach Santiago laufen.  Ich möchte ihn nicht unterschlagen, aber da ich nur für mich sprechen kann, werde ich nicht immer in der wir-Form schreiben, sondern gerade in der Vorbereitungszeit von meinen Erlebnissen und Problemen erzählen und seid beruhigt: davon habe ich genug zu berichten.

Meine größte Sorgen war die Unterbringung meiner beiden Katzen Frau Holle und Asti. Da beide, wie es sich für richtige Katzen gehört, Freigänger sind und Asti sich absolut nicht mit anderen Tieren versteht (sie verprügelt bspw. leidenschaftlich Hunde), musste ich also jemanden finden, der derzeit keine Tiere hat und in einer Lage wohnt, in der beiden nach draußen können. Das war gar nicht mal so einfach, aber inzwischen habe ich eine liebe Familie gefunden, die selbst immer Katzen hatte und ich hoffe, dass meine Katzen sich dort gut benehmen werden (aber nicht zu gut, ich will sie hinterher schließlich zurück).

Mit dem Gedanken, den Weg von zu Hause aus zu laufen, spiele ich eigentlich seit meiner Rückkehr von Camino im März 2012 und Johannes konnte sich einige Monate später auch vage vorstellen, mich zu begleiten. Ich weiß nicht mehr, wann wir den Plan ernsthaft ins Auge gefasst haben, seit Weihnachten 2012 lassen wir uns jedenfalls schon für eine Pilgerreise zu besonderen Anlässen beschenken.

Nun gehöre ich also offiziell für Forscher und Freude der Statistik zu den Pilgern, die vor einem neuen Lebensabschnitt stehen und sich auf den Jakobsweg begeben. 
Bei mir ist dies allerdings nicht der Grund für die Reise, sondern hat eher pragmatische Gründe: Ich wollte ohnehin umziehen und wenn ich "zwischen 2 Wohnungen" pilgere, spare ich ein paar Monate Miete.
Zudem habe ich jetzt noch keinen festen Job, den ich für eine solche Reise aufgeben müsste oder Kinder, für die ich leben darf.

Wenn alles gut geht und unsere Pläne aufgehen, werden wir um den 13. Mai 2014 (also schon sehr bald) in Siegen aufbrechen in ein Abenteuer, dessen Verlauf und  Ausgang offen sind.
Wir wissen nicht, ob wir es überhaupt bis nach Santiago de Compostela schaffen. Vielleicht wird einer von uns krank oder verletzt sich und muss abbrechen. Vielleicht streiten wir uns so, dass wir getrennte Wege gehen (was in der Praxis schlecht umzusetzen wäre, es sei denn einer zieht spontan gen Rom), vielleicht passiert aber auch irgendetwas Anderes völlig Unberechenbares. Auf so eine Distanz und in einem geplanten Zeitraum von gut 3-4 Monaten muss man davon ausgehen, dass einiges passiert, was wir nicht vorhersehen können.

Der Weg wird uns von Siegen über Köln und Trier nach Le Puy und St. Jean-Pied-de-Port nach Spanien führen. Unterwegs wollen wir auf jeden Fall ein paar Tage in Taizé verbringen. Vermutlich werden wir dann auf dem Camino Frances die letzten 800 km bestreiten, aber vielleicht werden wir in Spanien auch einen anderen Weg wählen. Das werden wir sehen, wenn wir da sind. Am Ende laufen wir bestimmt noch gut 90 Km weiter ans Meer, zumindest wenn wir Beide noch zwei Beine haben.

Die Vorbereitungen für eine solch große Reise sind etwas aufwendiger, deswegen berichte ich das nicht alles in einen Artikel.
Aber immerhin sparen wir uns die Organisation der Anreise nach Spanien- Das ist doch schon mal etwas!

Ach so: Ich habe vor, von unterwegs zu bloggen. 
Da ich für so viele Tage kein Tagebuchpapier tragen möchte (das wären bei mir sicher einige Kilogramm), habe ich ein Tablet gekauft, um meine Erlebnisse aufzuzeichnen und wenn ich es dann ohnehin schon digital habe, könnt ihr es auch gleich lesen, wenn ich Internet habe. :)

Wer es nicht weiß: Das ist Scrat ;)

5 Kommentare:

  1. Oh wie schön - ich bin schon gespannt! Ich würde mich freuen, wenn du auch schreiben könntest, wo du jeweils die Nacht verbracht hast... Ich habe zur Zeit die Etappe Köln-Trier im Kopf (für dann wenn ich wieder Zeit und Geld hab) und suche noch nach den geeignetsten Unterkünften :-).

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  2. Asti verprügelt gerne Hündchen? Süß :-)

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  3. Gänsehaut, Pipi in den Augen und große Sehnsucht im Herzen - ich werde gespannt Deinem Weg folgen!

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  4. Hey Du, das finde ich ja cool, deinen Pilger-Blog entdeckt zu haben. Den Link habe ich "zufällig" in J.de gerade gefunden. Da gibt es für mich ja noch viel nachzulesen. Ich wünsche dir einfach eine ganz tolle Zeit!

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